ÖVP: Vom Europameister zum Hausmeister
Die nicht ganz unerwartete Niederlage der ÖVP hat einige Väter. Es wäre viel zu billig, die Schuld allein Reinhold Lopatka zu geben. Er hat durch einen engagierten Wahlkampf noch Schlimmeres verhindern können. Das Problem der ÖVP begann mit der Ära Kurz. Er hielt grundsätzlich nur von sich etwas und dementsprechend wurde auch die EU-Politik seinen persönlichen Überlegungen untergeordnet. Vor allem, wenn es darum ging, sich beim rechten Wählerspektrum anzubiedern. Das Abrücken von einem ehemals klar proeuropäischen Kurs hat Othmar Karas und damit auch viele Wähler von der ÖVP weggetrieben. Dass die FPÖ hingegen sogar mit Harald Vilimsky eine Wahl gewinnen kann, sollte allen anderen Parteien zu denken geben. Die FPÖ hat zwar die von den Meinungsforschern vorhergesagten 30 Prozent deutlich verfehlt, aber rund 10 Prozentpunkte zuzulegen ist auch nicht schlecht. Nicht vom Fleck kommt die SPÖ. Sie hält zwar das Ergebnis von 2019, kann aber als Oppositionspartei vom Frust der Wähler nicht profitieren. Neos hat mit einem klaren Bekenntnis zur EU und einem guten Spitzenkandidaten an Wählervertrauen gewonnen. Für sich reklamieren kann hingegen Lena Schilling die Pleite der Grünen. Deren Spekulation auf eine junge Kandidatin mit einem sympathischen Auftreten ging schon in die Hosen, noch bevor der Wahlkampf richtig begann.
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