“Umfragen sagen einen Rechtsruck in Europa voraus”

Politik / 09.06.2024 • 14:52 Uhr
"Umfragen sagen einen Rechtsruck in Europa voraus"

Der Wolfurter Datenexperte Cornelius Hirsch hat die Wahlumfragen in allen Mitgliedsländern ausgewertet.

Schwarzach Die Wahllokale haben in Vorarlberg zwar schon geschlossen, bis zum Ergebnis dauert es aber noch bis 23 Uhr. Erst dann darf in Österreich das Wahlergebnis veröffentlicht werden. Erste Trends gibt es aber schon um 17 Uhr – und die sind in Österreich ziemlich verlässlich, sagt der Wolfurter Datenexperte Cornelius Hirsch. Er hat sich auch die europäischen Wahlumfragen angesehen.

Wahlumfragen seien eine Momentaufnahme. “Sie sind ein Kompass, der ungefähr eine Richtung zeigt. Aber sie sind keine Kristallkugel, die das tatsächliche Ergebnis vorhersagen”, sagt Hirsch. Im Durchschnitt weichen sie aber meistens nur rund zwei Prozentpunkte vom tatsächlichen Ergebnis ab. Die Umfragen hätten europaweit zwei Dinge gezeigt, fährt der 33-Jährige fort. “Man sieht, dass ein starker Rechtsruck erwartet werden kann. Die Umfragen zeigen, dass beide rechten Fraktionen im EU-Parlament zulegen werden. Was man aber auch sieht, ist die Stabilität. Die Parteien der Mitte, also die EVP, die Sozialdemokratien und die Liberalen, dürften weiterhin eine Mehrheit haben.”

Hirsch kennt sich mit Umfragen aus. Er ist Co-Founder der europäischen Plattform “Poll of Polls”, die von Politico gekauft wurde. Dort arbeitete er dann fünf Jahre lang als Datenjournalist, mittlerweile ist er für die NGO “reset.tech” tätig und forscht unter anderem zu russischer Wahlbeeinflussung in den sozialen Medien. Trotzdem widmet er sich auch weiterhin den Wahlumfragen in Europa.

Auch der Wahltrend, der um 17 Uhr veröffentlicht wird, ist eine Umfrage. In vielen Ländern wir eine solche Trendumfrage durchgeführt. “Die Qualität ist von Land zu Land unterschiedlich”, betont der Experte. “Aber in Österreich sind sie traditionell sehr genau. Vor allem Wahlhausbefragungen, denn da ist die Unsicherheit der Wahlbeteiligung nicht mehr gegeben. Wenn man davor Umfragen per Telefon macht, weiß man am Ende nie, ob die Person auch wirklich zur Wahl geht.” Apropos Wahlbeteiligung: Auch dazu zeigen die Umfragen etwas, berichtet der Wolfurter, der momentan in Berlin lebt. “Sie haben gezeigt, dass die Wahlbeteiligung steigen dürfte. In vielen Ländern ist das Interesse gestiegen.”