Dutzende Pflegebetten wegen Personalmangel nicht verfügbar

214 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger warten derzeit auf einen Platz im Pflegeheim. 40 Vollzeitstellen sind derzeit unbesetzt.
Schwarzach 244 Pflegebetten stehen derzeit in Vorarlberg frei. Sie sind allerdings nicht verfügbar. Gleichzeitig warten 214 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger auf einen Platz im Pflegheim. Das zeigen aktuelle Zahlen, die Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne), den VN auf Anfrage übermittelt. Die Personalsituation stabilisiere sich zunehmend, dennoch seien weitere Schritte nötig, sagt sie. Auch Deborah Blümel sieht Handlungsbedarf. Sie ist Geschäftsführerin des Landesverbands für Heim- und Pflegeleitungen. „Der Pflegeberuf ist nicht so schlecht bezahlt, wie dargestellt. Auch die Bedingungen sind nicht so schlecht“, sagt sie.
40 Vollzeitkräfte fehlen
Vorarlberg zählt derzeit 48 Pflegeheime mit 2344 genehmigten Betten. Davon sind 2100 Betten belegt. Die Auslastung liegt bei rund 90 Prozent. „Dort ist der Personalschlüssel erfüllt und angemessene Pflege und Betreuung gewährleistet“, sagt Wiesflecker. Von den 244 leeren Betten seien rund 100 wegen Um- und Neubauten nicht verfügbar. Die restlichen 144 Betten können wegen Personalmangel nicht belegt werden. Dafür bräuchte es rund 40 Vollzeitkräfte mehr. Die Warteliste der Pflegebedürftigen teilt sich wiederum auf 176 Personen auf, die auf einen Platz in der Dauerpflege hoffen und auf 38, die im Bereich der Kurzzeitpflege Bedarf anmelden.

Zu viel Arbeit auf zu wenigen Schultern
„Die gesperrten Betten sind dem geschuldet, dass man Mitarbeiter nicht überlasten möchte. Das ist auch zum Wohle der Bewohner“, hält Deborah Blümel für die Heim- und Pflegeleitungen fest: „Wenn es zu wenige Menschen gibt, die in der Pflege arbeiten, dann lastet die Arbeit auf zu wenigen Schultern. Umso wichtiger wäre es, mehr Menschen zu gewinnen, um die Arbeit besser verteilen zu können.“ Zusätzlich sei heute noch die Belastung aus Zeiten der Pandemie zu spüren. „Aber wir sind auf einem guten Weg, die Situation zu verbessern.“ Blümel ortet zahlreiche Initiativen, die allerdings noch nicht die gewünschte Wirkung zeigten. Es gebe deutlich mehr Wege in die Pflege, sowohl für Berufseinsteiger als auch für Wieder- und Umsteiger: „Pflegelehre, hauswirtschaftliche Schule, Krankenpflegeschule, Schule für Sozialbetreuungsberufe,…“, zählt die Geschäftsführerin der ARGE Heim- und Pflegeleitungen auf.
Wiesflecker berichtet von gut besetzten Ausbildungsmöglichkeiten. Die Situation sei recht zufriedenstellend. Das Welcome Center der Connexia für Pflege und Soziales habe sich als Beratungsangebot gut bewährt. “Im Herbst 2023 haben 440 Personen mit Pflegeausbildungen begonnen.” Das betreffe alle Kategorien vom Bachelorstudium über die Pflegeassistenten bis hin zu Sozialbetreuungsberufen. Den Nachwuchs braucht es laut Bedarfsprognose auch dringend. Demnach sind in Vorarlberg bis 2030 insgesamt 2280 neue Pflegekräfte nötig, berichtet die Landesrätin.
„Die vorhandenen Strukturen müssen im Langzeitpflegebereich gestärkt werden. In den Pflegeheimen geht es darum, Pflegepersonal durch Verwaltungsassistenz zu entlasten, die ärztliche Versorgung sicherzustellen und die Chancen der Digitalisierung zu nutzen“, fügt Wiesflecker an. Senioren-Wohngruppen, die ein vorgelagertes System zu den Pflegheimen sind, würden künftig an Bedeutung gewinnen, ebenso die Tagesbetreuungen.

Imagearbeit
Deborah Blümel sieht den Schlüssel im Image und zählt positive Aspekte des Kollektivvertrags auf: „Er legt etwa eine sechste Urlaubswoche ab einem bestimmten Alter und einer bestimmten Betriebszugehörigkeit fest. Es gibt die Möglichkeit auf ein Sabatical und viele Zulagen: Erschwernis-, Einspringer-, Wochenendzulage.“ In der Pflege tätig zu sein, sei zudem sinnstiftend. Außerdem: „Der Job ist sicher.“
Warteliste in Vorarlberg
214 Personen warten auf einen Platz im Pflegeheim, davon 176 in der Dauerpflege, 38 in der Kurzzeitpflege
Ersatz- und Zusatzbedarf bis 2030 in Vorarlberg
881 Personen in der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege
1068 Personen in der Pflegefachassistenz:
47 Personen in der Pflegeassistenz:
284 Personen im Bereich der Sozialbetreuungsberufe
Pflegebetten in Vorarlberg
2344 genehmigte Betten in 48 Heimen
2100 Betten sind belegt (Auslastung 90 Prozent)
100 Betten sind im Rahmen von Um- und Neubauten nicht verfügbar
144 Betten sind aufgrund von Urlauben, Abbau von Zeitausgleich und Personalmangel nicht verfügbar