S18: “Ein absurdes Theaterstück”

Politik / 17.07.2024 • 13:02 Uhr
Bürgermeister Kurt Fischer und Verkehrsministerin Leonore Gewessler bei einem Lokalaugenschein in Lustenau vor zwei Jahren.  Gde
Bürgermeister Kurt Fischer und Verkehrsministerin Leonore Gewessler radelten für einen Lokalaugenschein durch Lustenau. Dass sich eine Ministerin so viel Zeit nehme, sei nicht selbstverständlich, sagt Fischer. Gemeinde Lustenau

“Wir spielen mit, weil uns mitgespielt wird”, sagt der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer. Er gibt die Hoffnung aber nicht auf und sieht nur einen Weg – weg von der S18.

Schwarzach Hört der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer den Namen Leonore Gewessler, fallen ihm stets spannende Formulierungen ein. Er habe „mixed emotions“, wenn es um die Grüne Klimaministerin gehe, sagte er einst den VN. Zum einen sei sie eine Ministerin, die sich viel Zeit für Lokalaugenscheine nehme, zum anderen ist da ihr politisches Handeln. „Da überwiegt Befremden, Irritation und Ärgernis“, sagte Fischer auf VN-Anfrage nach der Entscheidung Gewesslers, dem EU-Renaturierungsgesetz gegen den Willen der ÖVP zuzustimmen. Dabei erinnerte er sich auch an den 11. November 2020, als bekannt wurde, dass für die S18 die CP-Variante weiter verfolgt werde. „Und dann hat sie die Gewessler-Variante aus dem Hut gezaubert, von der man bis heute nicht weiß: Was hat sie sich da gedacht?“

“Wir sind nur Zuschauer”

Nun hat Kurt Fischer ein Déjà-vu, „ein äußerst unangenehmes“, wie er sagt. „Wie schon bei der Präsentation einer alternativen Trasse – der „Gewessler-Variante“ im Jänner 2023 – wird hier in der Sackgasse ein hyperpolitisches Stück inszeniert, bei dem wir als Region wieder nur Zuschauer sind. Es geht offensichtlich nicht darum, einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden, sondern vor den anstehenden Wahlen die eigene Position medienwirksam darzustellen.“

Sommergespräche, Fotos vom Sommergespräch mit Markus Wallner. Interview führen Isabel und Birgit.
Landeshauptmann Markus Wallner hält an der S18 fest. Der Bund müsse seine Verpflichtungen erfüllen, sagt er. VN/STeurer

Gewessler hatte am Dienstag Land und Asfinag dazu aufgefordert, von den Plänen der S18 abzurücken. Eine Verkehrsentlastung sei auch über niederrangige Straßen möglich. Der Bund würde die Kosten dafür übernehmen. Dazu zählten auch Maßnahmen im Öffentlichen Verkehr, für Radfahrer und Fußgänger. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erteilte der Ministerin umgehend eine Absage. Er werde den Teufel tun und den Bund sicher nicht aus seiner Pflicht entlassen, eine Autobahnverbindung zwischen Österreich und der Schweiz im Rheintal zu planen, zu bauen und zu finanzieren.

Eine unendliche Geschichte

Gespräche mit Land oder Gemeinden haben zu dem jüngsten Vorstoß der Ministerin noch keine stattgefunden, bestätigen sowohl Wallner als auch Fischer. Auch in Gewesslers Ressort heißt es, dass das entsprechende Arbeitspapier noch nicht fertiggestellt sei und die Gespräche erst folgten. Ein weiteres Déjà-vu für Fischer: „So ähnlich hat es auch damals geheißen, als völlig überraschend eine neue Variante aus dem Hut gezaubert wurde, leider ohne Gespräche mit den betroffenen Gemeinden, insbesondere auf Schweizer Seite zu führen.“ Seit der überraschenden Trassenentscheidung im November 2020 wäre genug Zeit gewesen, um alternative Lösungsansätze zur S18 anzudenken, ist der Lustenauer Bürgermeister überzeugt. „Man hat sich dazu entschieden, ein weiteres Kapitel zur unendlichen Geschichte zu schreiben, die mittlerweile zu einem absurd anmutenden Theaterstück verkommen ist. Und wir spielen mit, weil uns mitgespielt wird.“ Aber man dürfe die Hoffnung nicht aufgeben. „Eines Tages wird ein Weg aus der Sackgasse gefunden“, hält Kurt Fischer fest. Und: „Dieser Weg wird weg von der S18 führen müssen.“