Warnung vor Burn-out in der Pflege: Die emotionale Erschöpfung steigt

Politik / 22.07.2024 • 16:20 Uhr
ABD0033_20230505 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zu den Themen “Pflege/Pflegepersonal/Krankenpflege/Gesundheitsbedienstete/Patient/Spital/Krankenhaus: Ein Krankenpfleger am Donnerstag, 04. Mai 2023, nach dem Entleeren eines Katheters in einem Krankenhaus in Wien. – FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT – ++ WIR WEISEN AUSDR†CKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GR†NDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG […]
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege sind laut Studie zunehmend Burn-out-gefährdet. APA

Fachkräfte fühlen sich zunehmend stark belastet. Gewerkschaft warnt: “Immer mehr spielen mit dem Gedanken eines Jobwechsels.”

Schwarzach Die Belastung im Pflegebereich wird größer. Immer mehr Pflegekräfte klagen über emotionale Erschöpfung, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. 1285 Personen nahmen österreichweit an der Studie teil, die von der Gewerkschaft in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache, ist Marcel Gilly, Geschäftsführer der GPA in Vorarlberg überzeugt. Er ist in der Gewerkschaft auch für den Pflegebereich zuständig. Die psychische Belastung sei in den vergangenen 15 Jahren gewachsen. „Immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielen mit dem Gedanken eines Jobwechsels.“ Gilly sieht auch längere Krankenstände und steigenden Personaldruck. Um dem entgegenzutreten, brauche es wesentliche Maßnahmen: Planungssicherheit, Investitionen in Quereinsteiger und eine mögliche Aufstockung von Teilzeitkräften.

Gewerkschafter Marcel Gilly.  FA
Gewerkschafter Marcel Gilly fordert Maßnahmen: Planbarkeit, Investitionen in Quereinsteiger und ein genauer Blick auf mögliche Aufstockungen. FA

Burn-out als Gefahr

Die Befragung der Gewerkschaft drehte sich um das Thema Burn-out im Gesundheits- und Sozialbereich. Mehr als die Hälfte gab dabei an, von emotionaler Erschöpfung sehr stark belastet zu sein. Im Vergleich zu 2008 hat sich der Wert fast verdoppelt. „Das lässt vermuten, dass der damals aufgestellten Forderung, Burn-out als Gefahr ernst zu nehmen, nicht entsprochen wurde“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. Die Autoren warnen davor, dass eine lang anhaltende hohe emotionale Erschöpfung auch das Verhältnis zu den Klientinnen und Klienten breitflächig beeinträchtigen könnte, wenngleich alle bemüht seien, Frust und negative Belastungen nicht an diesen auszulassen. Die Coronakrise habe zwar zu besonderen Herausforderungen geführt. „Die Zunahme der Burn-out-Gefährdung ist aber eher auf schon länger gegebene strukturelle Mängel und Schwächen zurückzuführen.“

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Erschöpfung könnte die Beziehung zu Klienten und Klientinnen beeinträchtigen, warnen die Studienautoren. APA

„Planungssicherheit fehlt“

Dem stimmt auch GPA-Geschäftsführer Marcel Gilly zu. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir haben, brauchen ein gutes Arbeitsumfeld.“ Ein großes Thema sei die Planungssicherheit. Dienstpläne müssten frühzeitig erstellt werden, damit unter anderem auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu bewerkstelligen ist. „Wir werden darauf hinwirken, dass sich das in Zukunft besser im Kollektivvertrag widerspiegelt.“

Gleichzeitig fordert die Gewerkschaft einen einfacheren Zugang für Quereinsteiger in die Pflege. Damit könnte dem stärkeren Arbeitsaufkommen und dem demografischen Wandel entgegnet werden, sagt Gilly. „Wenn sich Personen entscheiden, aus ihrer bestehenden Branche auszusteigen, um im Sozialbereich tätig zu werden, sollten sie ohne finanzielle Einbußen wechseln können.“ Natürlich gelte es, Unterschiede zum bestehenden Personal auszutarieren.

Weiteres Potenzial sieht der Gewerkschafter bei den Teilzeitkräften. Viele würden bereits Mehrstunden leisten. Manche von ihnen wünschten sich, ihr vereinbartes Teilzeitausmaß aufzustocken. „Hier sollte man genauer hinschauen.“

All das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tätigkeit in der Pflege mit anderen Bereichen schwer vergleichbar sei. Sie sei überdurchschnittlich stark belastend und psychisch anspruchsvoll. Die Ergebnisse der Umfrage, wonach die emotionale Erschöpfung steigt, seien also dringend ernst zu nehmen.