Abschied von Öl und Gas: Ansturm auf das Energieinstitut

Politik / 29.07.2024 • 16:33 Uhr
ABD0014_20240619 – HAAG – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Projekt Zukunftsbild: Illustration zum Thema “WŠrmepumpen / LuftwŠrmepumpen / Heizungssysteme”. Im Bild: Die Produktion einer LuftwŠrmepumpe am Donnerstag, 16. Mai 2024, in Haag (Niederšsterreich). – FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Luftwärmepumpen in Produktion: Die Nachfrage ist groß. APA

Immer mehr Vorarlbergerinnen und Vorarlberger denken bei ihrer eigenen Heizung um. Die Beratungsstunden schnellen in die Höhe. Staatliche Förderungen helfen dabei.

Schwarzach Luftwärmepumpen sind derzeit der Renner. Doch auch Erdwärmepumpen, Fernwärmeanschlüsse und Pelletsheizungen sind beliebt, berichtet Karl-Heinz Strele aus seinem Berufsalltag. Er ist Geschäftsführer des Dornbirner Unternehmens Strele Installationen, das sich mit Heizung-, Solar- und Sanitärtechnik beschäftigt. Die Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen ging ihm zufolge merkbar zurück.

Über 1000 Beratungen pro Monat

Es geht also ein Ruck durch die Gesellschaft und diesen spürt auch das Vorarlberger Energieinstitut. In der ersten Hälfte dieses Jahres zählte es bereits 6200 Beratungen, die vor Ort, online und telefonisch durchgeführt worden sind – „das Groß davon im Bereich des Heizungstausches bzw. dem Umstieg von Öl und Gas auf erneuerbare Heizsysteme“, berichtet Michael Braun, Bereichsleiter für Energieberatung und Gebäudetechnik. „Wir haben bereits jetzt die für 2024 geplanten Anzahl an Beratungen übertroffen, da die Nachfrage noch höher ist als erwartet.“ 2024 werde aller Wahrscheinlichkeit nach das Allzeit-Rekord-Jahr in diesem Bereich. Zum Vergleich: 2023 wurden im gesamten Jahr 7400 Energieberatungen durchgeführt.

Karlheinz Strele, Installateur
Karlheinz Strele berichtet von rückläufigem Interesse an Öl- und Gasheizungen. Strele

Der Abschied von Öl und Gas wird den Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern durch staatliche Förderungen erleichtert. Das Energieinstitut rechnet vor: Wer die Öl-Heizung hinter sich lässt, und eine Sole-Wasser-Wärmepumpe installiert, kann auf eine Förderung von rund 36.000 Euro hoffen. Gewisse Obergrenzen sind dabei einzuhalten. Für einkommensschwache Haushalte ist aber auch eine Kostenübernahme von 100 Prozent möglich. Zum Vergleich: „Laut einer von uns vor kurzem durchgeführten Kostenauswertung über 1700 Heizsysteme in Vorarlberg liegen die Kosten für die Sole-Wasser-Wärmepumpe bei durchschnittlich 47.000 Euro“, erklärt Braun.

Abschied von Öl und Gas: Ansturm auf das Energieinstitut

Es rechnet sich auf mehreren Ebenen

Ob es sich finanziell rechnet, einen Tausch der Öl- und Gasheizung vorzunehmen, hänge von mehreren Faktoren ab und müsse immer individuell bewertet werden, sagt Heizungstechniker Strele. „Für die Umwelt und volkswirtschaftlich gesehen rechnet es sich auf jeden Fall“, verweist er auf die damit einhergehende Reduktion der österreichischen Energieimporte von Öl und Gas. „Sicher ist, dass eine Investition in ein neues, klimafreundliches Heizsystem aufgrund der derzeit wirklich lukrativen Förderungen 2024/2025 mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals mehr günstiger kommen wird.“

Michael Braun, Energieinstitut: Wichtig für Energieautonomie.  FA
Michael Braun ist Bereichsleiter für Energieberatung und Gebäudetechnik im Energieinstitut. Energieinstitut Vlbg.

Streles Erfahrungen zeigen, dass die Förderungen auch angenommen werden. Was den Tausch einer Ölheizung angehe, tendiere die Nachfrage bei Privatkunden gegen null. „Einige wenige Ausnahmen gibt’s aus Alters- oder wirtschaftlichen Gründen.“ Im Gewerbebereich mangele es oft an Alternativen, wenn es um höhere Kesselleistungen und Temperaturen gehe. Auch bei den Gasheizungen sei die Nachfrage spürbar zurückgegangen, „allerdings nicht so stark bei den Ölkesseln“, erklärt der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. „Ein relativ einfacher Gasthermentausch ist finanziell oft immer noch günstiger als eine andere Variante mit hohen Förderungen.“ Trotzdem bevorzuge die Mehrzahl der Interessenten bei der Erneuerung einer alten Gasheizung eine Wärmepumpe oder Pelletsheizung.

ABD0022_20240616 – YBBS – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ ++ THEMENBILD ++ Projekt Zukunftsbild: Illustration zum Thema Pelletproduktion / Holzpellets / Biomasse. Ein Techniker entnimmt Pellets zur Kontrolle aufgenommen am Freitag, 14. Juni 2024, in einer Pelletproduktionsfirma am Produktionsstandort in Ybbs. Pelletheizungen eignen sich laut Heizungsmatrix von klimaaktiv vor allem in HŠusern mit einem hohen HeizwŠrmebedarf […]
Neben der Wärmepumpe ist auch die Pelletsheizung beliebt. APA

Aktuell sind im Land noch 23.644 Ölkessel im Einsatz. Vor zehn Jahren waren es 6300 mehr. Bis 2030 soll die Zahl auf 13.500 sinken, schreiben ÖVP und Grüne im Regierungsprogramm. In Neubauten sind Ölheizungen bereits seit 2020 verboten. Anders als ursprünglich geplant wird es aber keine Pflicht geben in Bestandsbauten die Ölkessel zu tauschen. Förderprogramme sollen dazu anregen. Gleiches gilt für Gasheizungen. Sie dürfen seit März 2024 nicht mehr in Neubauten eingerichtet werden.

Derzeit werden in Vorarlberg noch rund 37 Prozent der Gebäude mit Gas beheizt, rund 24 Prozent mit Öl und 39 Prozent mit Wärmepumpen, Nahwärmeanschlüssen und Holzheizungen.