Kinderärzte vor Reform: Längere Öffnungszeiten und mehr Angebot in Sicht

Umfassendere Versorgung an einem Ort: Das ist das erklärte Ziel von Harald Geiger und seinem Team.
Dornbirn Das Kinderärztezentrum in Dornbirn könnte bald sein Angebot erweitern. Aktuell laufen Verhandlungen darüber, die Einrichtung in eine Primärversorgungseinheit (PVE) für Kinder umzuwandeln. Dies wäre die erste im ganzen Land, bestätigt der ärztliche Leiter Harald Geiger. ÖGK-Landesstellenchef Manfred Brunner sieht vorwiegend formale Fragen, die noch zu klären sind. Das Büro von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher bezeichnet die Verhandlungen als „völlig ergebnisoffen“.
Auf hohem Niveau
Das Kinderärztezentrum arbeitet laut ÖGK bereits heute auf hohem Niveau. “Aktuell betreuen wir etwa 3000 Kinder und Jugendliche pro Quartal”, berichtet Harald Geiger. Der Betrieb sei einer Primärversorgungseinheit sehr nahe. Was die Weiterentwicklung betrifft, ist der Facharzt optimistisch. Auch Manfred Brunner sieht die großen Eckpunkte geklärt. Das Versorgungskonzept liege zur Endabstimmung beim Land.

„Die Möglichkeit, eine pädiatrische Primärversorgungseinheit zu gründen, besteht erst seit kurzem durch eine Änderung im Gesetz“, berichtet Harald Geiger. Zuvor war es nur praktischen Ärzten erlaubt, solche Einheiten zu gründen – so geschehen in Hohenems und Bregenz. Nun sollen auch Kinder und Jugendliche von der neuen Versorgungsstruktur profitieren. Ebenso die Fachärzte erwarten sich Vorteile im Alltag. Noch dazu könnten die Ambulanzen durch das breitere Angebot entlastet werden.
Erweiterte Öffnungszeiten
Für die Patienten brächte eine PVE erweiterte Öffnungszeiten. Zugleich könnten sich die Fachärzte gegenseitig vertreten, was eine kontinuierliche, fachärztliche Betreuung sicherstellt. „Darüber hinaus sollen in der PVE auch andere Gesundheitsdienste wie Sozialarbeit, Frühförderung, psychologische Betreuung und Ernährungsberatung direkt vor Ort zugänglich sein. Dies erspart Eltern und Kindern unnötige Wege und reduziert Wartezeiten“, sagt Geiger. Natürlich würde die zusätzliche Versorgung als Kassenleistung angeboten. Sie müsse zuzahlungsfrei sein, erklärt der ärztliche Leiter. Weitere Angebote der PVE könnten zudem von einer besseren Erreichbarkeit an Wochenenden bis hin zur Unterstützung der Gesundheitshotline 1450 reichen, sofern die finanzielle Unterstützung gesichert ist.

Zusätzliche Ressourcen
Aktuell arbeiten mehrere Ärztinnen und Ärzte im Kinderärztezentrum, die drei Vollzeit-Kassenstellen besetzen. Für eine PVE wären zusätzliche Ressourcen notwendig. „Neben den Fachärzten werden ausreichend Praxisassistentinnen, diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal sowie weitere medizinische Fachkräfte benötigt.“ Ebenso würden Verhandlungen über die Finanzierung eines Labors laufen, um die Akutversorgung zu gewährleisten, hält Geiger fest. Der Arzt berichtet von guten Gesprächen. „Wir sehen uns an, was gewünscht ist und was wir leisten können.“
Administrative Erleichterung
Das PVE brächte auch Verbesserungen für die Ärzte selbst. Sie arbeiten dann nicht mehr auf Basis individueller Verträge, sondern sind Teil eines gemeinsamen Vertrags- und Abrechnungssystems. „Das reduziert den administrativen Aufwand erheblich“, berichtet Geiger. Die gewonnene Zeit könne direkt in die Behandlung von Patienten investiert werden. Zusätzlich würde die PVE durch einen spezialisierten Manager unterstützt, der sich um organisatorische Belange kümmere.

Die bestehenden Räumlichkeiten des Kinderärztezentrums reichten für das Vorhaben bereits aus: „Wir sind dafür gut ausgestattet“, sagt der Kinderarzt.
Der Vertrag zwischen Ärztekammer und ÖGK sei bereits unter Dach und Fach, berichtet ÖGK-Landesstellenleiter Manfred Brunner. Auch liege das Versorgungskonzept schon vor, in dem die Leistungen geregelt werden. „Es befindet sich in der Endabstimmung. Wenn man sich hier einig ist, bleibt der PVE-Vertrag reine Formsache.“ Brunner ist optimistisch. Harald Geiger auch: „Wir planen, am 1. Jänner 2025 mit der Umsetzung zu beginnen.“