Vorarlberg auf dem Weg zur Energieautonomie bis 2030 trotz verfehlter Zwischenziele

Politik / 27.08.2024 • 16:13 Uhr
Vorarlberg auf dem Weg zur Energieautonomie bis 2030 trotz verfehlter Zwischenziele

Vorarlberg wächst: Bevölkerung, Wohnfläche, Zahl der Pkw und Wirtschaft haben zugelegt. Dennoch konnten die Treibhausgasemissionen um ein Fünftel sinken. Dass es noch viel zu tun gibt, verhehlten Landeshauptmann Wallner und Umweltlandesrat Zadra bei einem Pressetermin nicht. Sorgenkind ist der Verkehr.

Wien, Bregenz Sind wir auf Pfad bei der geplanten Energieautonomie bis 2030? Diese Frage beantworteten Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Umweltlandesrat Daniel Zadra (Grüne) bei der gemeinsamen Präsentation einer Zwischenbilanz mit einer guten und einer schlechten Nachricht.

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Landeshauptmann Markus Wallner und Umweltlandesrat Daniel Zadra präsentierten gemeinsam den Monitoringbericht. Es gebe noch viel zu tun, aber Vorarlberg sei auf einem guten Weg, war die gemeinsame Botschaft. Land Vorarlberg/Serra

Der Ausstoß von Treibhausgasen nahm gegenüber 2005 um 20 Prozent ab. Der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß sank um 27 Prozent. Zwischenziele in wichtigen Bereichen wurden aber verpasst.

Ziele der “Energieautonomie+ 2030

50 Prozent Anteil erneuerbarer Energieträger am gesamten Energieverbrauch, 50 Prozent Reduktion der Treibhausgase gegenüber 2005 und 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energieträgern bis spätestens 2030.

Die Energieautonomie bei einer stark wachsenden Bevölkerung zu erreichen, sei eine große Herausforderung, sagte der Landeshauptmann. Laut Monitoringbericht wurde in Vorarlberg 2022 zwar um 2,5 Prozent mehr an Energie verbraucht als 2005. Im selben Zeitraum wuchs die Bevölkerung aber auch um 43.000 Personen, das ist ein Plus von zwölf Prozent. Die Wohnfläche hat um vier Millionen Quadratmeter (plus 22 Prozent) zugenommen, und die Zahl der zugelassenen Pkw ist um 52.000 (plus 31 Prozent) gestiegen. Aus diesem Blickwinkel sei der Rückgang der Emissionen ein “Sensationsergebnis”, sagte Wallner.

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76 Prozent Erneuerbare bei Stromerzeugung

Wallner und Zadra berichteten von weiteren positiven Ergebnissen aus der gemeinsamen Regierungsperiode: Der Anteil an erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung liege bereits bei 76 Prozent. In viereinhalb Jahren will Vorarlberg allerdings schon 100 Prozent erreicht haben. Mit 95 Prozent komme zudem ein hoher Anteil aus der Wasserkraft. Hier hakte Zadra ein: Das gesamte Potenzial aller Erneuerbaren müsse künftig genutzt werden. Grund sei, dass Wasserkraft schwankt, etwa wenn wenig Wasser durch wenig Niederschläge vorhanden ist. Zadra griff daher ein heiß diskutiertes Thema auf: “Neben Photovoltaik wollen wir daher an einigen ausgewählten Orten auch die Windenergie optimal nutzen.” Eine Machbarkeitsstudie identifizierte bereits einige mögliche Standorte und Projekte sind bereits in Planung, die VN berichteten.

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Das Beschleunigungsgesetz für Erneuerbare Energien solle schnellstmöglich beschlossen werden, hoffte Zadra. Damit könnten sich auch Windkraftprojekte schneller umsetzen lassen. Eine außerordentliche Landtagssitzung soll es dafür aber nicht mehr geben, ergänzte Wallner auf Nachfrage.

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Zwischenziele verpasst

Alle Sektoren außer der Abfallwirtschaft haben ihre Ziele verpasst. „Dass wir uns ehrgeizige Ziele gesetzt haben, ist klar“, sagte Wallner dazu, aber es gehe in die richtige Richtung. Größter Energieverbraucher war 2022 der Gebäudesektor (49 Prozent), gefolgt von der Industrie (28 Prozent) und dem Verkehr (21 Prozent). Noch immer sind rund 37.000 Gas- und 23.500 Ölkessel in Betrieb. “Die Förderungen werden aber abgeholt, egal ob für eine steuerfreie Photovoltaikanlage oder für den Heizkesseltausch”, sagte Zadra und verwies auf einen Rekord bei den Beratungsleistungen, die VN berichteten.

Der Anteil heimischer erneuerbarer Energieträger am gesamten Energiebedarf lag 2022 bei 43 Prozent, womit auch hier das Etappenziel von 48 Prozent verfehlt wurde.

Sorgenkind Verkehr

Der Verkehr, größter Verursacher von Treibhausgasemissionen, war schon immer das Sorgenkind in der ganzen Debatte, sagte der Umweltlandesrat. Doch 7,1 Prozent Elektromobilität sei ein hervorragendes Ergebnis, auch im europaweiten Vergleich, ergänzte Wallner. Im Vorjahr wurden zudem 86.000 Jahreskarten im öffentlichen Verkehr verkauft. Des Weiteren werde über ein Drittel der Busse auf E-Antrieb umgestellt. Insgesamt legen die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger bereits die Hälfte ihrer Wege zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlich zurück.

Effizienterer Umgang mit Energie

Auch die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger und Industrie und Gewerbe leisten ihren Beitrag. Die Energieeffizienz im Land habe stark zugenommen. Laut Bericht hat die Industrie im Jahr 2022 insgesamt 2.666 GWh an Endenergie verbraucht. Das sind zwar um 17 Prozent mehr als 2005, aber der Produktionsindex stieg in diesem Zeitraum um 80 Prozent. Auch die Haushalte haben zur Stabilisierung des
Energieverbrauchs beigetragen. So kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einer weiteren Abnahme des Verbrauchs von 4811 auf 4511 kWh pro Haushalt. „Auch aufgrund der Kosten und der Gesamtwirtschaftslage weiß man, dass man in Zukunft energieeffizient sein muss”, sagte Wallner.

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Die Treibhausgase seien um 20 Prozent gesunken, trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums, zog Wallner Bilanz. Land Vorarlberg/Serra