Kirchenvertreter zu Kickl-Plakat: “Das wäre die Höllenfahrt”

Politik / 06.09.2024 • 06:00 Uhr
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Das Plakat des Anstoßes: “Euer Wille geschehe” der FPÖ. VN/Steurer

Die Kirche hat keine Freude mit dem veränderten Zitat aus dem Vaterunser auf den FPÖ-Wahlplakaten.

St. Gerold Wenn Propst Martin Werlen von seiner Propstei St. Gerold zur Bushaltestelle läuft, passiert er ein Wahlplakat. „Euer Wille geschehe“, prangt darauf. Das Wahlplakat von Herbert Kickl löst bei Propst Martin heftige Gefühle aus. „Eines der Wahlplakate, die zurzeit nicht nur schöne Gegenden verschandeln, sondern sogar die Luft des Wohlwollens verpesten, hat mir mein Examen in Eschatologie in Erinnerung gerufen“, berichtet er und ärgert sich: „Ich vermute, dass die FPÖ damit religiöse Menschen ansprechen möchte. Aber das Plakat drückt das Gegenteil von dem aus, was man vom ‚Vaterunser‘ kennt.“ Auch die katholische Kirche Österreichs kritisiert das Plakat.

In der Diözese Feldkirch hat man das Plakat zwar auch wahrgenommen, verweist aber auf die Stellungnahme des Generalsekretärs der Bischofskonferenz, Peter Schipka. Er kommentierte die Verwendung von „Euer Wille geschehe“ so: „Dieser Satz spielt mit einem Zitat aus der Bibel und noch dazu mit dem wichtigsten Gebet, das Christinnen und Christen kennen.“ Zu Kathpress sagte er: „Leider kommt so etwas im wirtschaftlichen und politischen Marketing immer wieder vor. Wer das tut, dem muss bewusst sein, dass er mit etwas spielt, das Menschen heilig ist und damit diesen Menschen nicht die Wertschätzung entgegenbringt, die sie verdienen.“

In der und um die Therapiehalle der Propstei St. Gerold wird aktuell eifrig gearbeitet. Bis Ende Mai soll die Sanieurngsetappe abgeschlossen sein. VN/JS
Propst Martin Werlen hält seine Kritik am Plakat von Herbert Kickl nicht zurück. VN/JS

Propst Martin Werlen ist überzeugt: „Wenn eine andere Partei das ‚Vaterunser‘ übernehmen und verfremden würde, würde man es nicht akzeptieren. Eine populistische Partei kann sich so etwas leisten, es schadet ihr nicht.“ Die AfD sei zum Beispiel homophob, Fraktionsvorsitzende Alice Weidel lebe allerdings mit einer Frau zusammen und wohne in der Schweiz. „Bei jeder anderen Partei wäre es ein Skandal“, sagt Werlen.

Kirchenvertreter zu Kickl-Plakat: "Das wäre die Höllenfahrt"
Martin Werlen hat das Plakat, an dem er vorbei läuft, ebenfalls fotografiert. Werlen

Bei Kickls Plakat muss er an sein Examen vor 35 Jahren denken. Damals las er den Roman „The Great Divorce“ von C.S. Lewis. Darin geht es um die Frage, was nach dem Tod sein wird. Wenn Gott wolle, dass alle Menschen gerettet werden und die Menschen darum beten, dass sein Wille geschehe, dann könnten wir doch hoffen, dass alle Menschen gerettet werden, sagt Werlen. „Lewis schreibt in seinem Roman, dass es letztlich zwei Gruppen von Menschen geben werde: Diejenigen, die zu Gott sagen: Dein Wille geschehe!, und diejenigen, zu denen Gott sage: Euer Wille geschehe!“

Werlen betont: „Ich hoffe, dass wir alle zu denen gehören, die zu Gott sagen: Dein Wille geschehe!, und niemand zu denen, zu denen Gott sagt: Euer Wille geschehe!“ Denn: „Das wäre die Höllenfahrt.“