Nach VN-Umfrage: Was das Ergebnis für den Wahlkampf bedeutet

Politik / 08.09.2024 • 14:46 Uhr
Nach VN-Umfrage: Was das Ergebnis für den Wahlkampf bedeutet

ÖVP und FPÖ könnten von der aktuellen Situation sogar profitieren.

Schwarzach „Das Ergebnis ist erwartbar, wäre aber trotzdem ein Erdrutsch“, analysiert Politikberater Thomas Hofer das Resultat der VN-Sonntagsumfrage. Das Marktforschungsinstitut Spectra hat im Auftrag der VN erhoben, wie die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger wählen würden, wenn an diesem Sonntag Landtagswahl wäre. Dabei erreicht die ÖVP 31 Prozent, die FPÖ 28 Prozent, beide mit einer Schwankungsbreite von rund vier Prozent. Das bedeutet einerseits, dass sich die FPÖ in Schlagdistanz zur ÖVP befindet, und andererseits, dass der ÖVP ein Debakel droht. Trotzdem könnte sie vom Ergebnis profitieren, meinen Experten.

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„Eine knappe Geschichte kann man versuchen, als Mobilisierungswerkzeug zu nutzen. Das ist zwar schwer, aber jedem Funktionär müsste klar sein, dass die Dringlichkeit jetzt gegeben ist“, betont Politikberater Thomas Hofer. „Michael Häupl hat damals in Wien ein Kopf-an-Kopf-Rennen ausgerufen und es damit geschafft, im Wählerlager anderer Parteien zu wildern. Er hat damals zum Beispiel die Grünen ausgeräumt.“

Thomas Hofer Politikberater Experte
Politikberater Thomas Hofer.

Politikwissenschaftler Markus Rhomberg sieht es ähnlich: „Beide Parteien können ein knappes Duell ausrufen. Das ist ein guter Mobilisierungsfaktor.“ Rhomberg zieht noch eine zweite Lehre aus der aktuellen Lage: „Die VN-Umfrage über die wichtigsten Themen der Wählerinnen und Wähler ist ebenfalls interessant. Jede Partei hätte noch die Chance, das Thema Pflege und Gesundheit in den Fokus zu rücken. Die ÖVP und die Grünen aus der Regierungsperspektive, die anderen Parteien aus Oppositionsperspektive.“

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Der Herbst ist noch lang: TV-Duelle, Interviews, Wahlkampf – Nationalratswahl am 29. September, Landtagswahl am 13. Oktober. Insgesamt müsse man die Umfrage daher richtig einordnen, betonen beide Experten. „Es ist eine Momentaufnahme aus der zweiten Augusthälfte. Da gab es noch keinen Wahlkampf und keine Nationalratswahl. Es kann also noch viel passieren. Die Momentaufnahme zeigt aber, dass die ÖVP im Moment 20 Prozent ihrer Wählerschaft verloren hat“, hält Markus Rhomberg fest.

Thomas Hofer ergänzt: „Bis zum Oktober kann sich noch einiges tun. Die Nationalratswahl kann vieles beeinflussen, auch das, was danach kommt. Schon die Reaktion des Bundespräsidenten kann neue Emotionalität in den Wahlkampf bringen. Wem er den Regierungsauftrag gibt, könnte in einem Mobilisierungsrennen ein entscheidender Faktor sein.“

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Rhomberg ist überzeugt, dass die Parteien noch weitere detaillierte Umfragen haben. „Diese Umfragen zeigen auch, in welchen Bereichen die ÖVP vor allem verlieren würde, also entweder im urbanen oder im ländlichen Raum. Zudem zeigen sich demografische Trends. Auf Basis aller Ergebnisse können die Parteien den kurzen Landtagswahlkampf vorbereiten, der am Tag nach der Nationalratswahl beginnt.“

Rhomberg ist Geschäftsführer der Internationalen Bodenseehochschule.  ulrike sommer
Politikwissenschaftler Markus Rhomberg.

Laut VN-Umfrage stagnieren die anderen Parteien: Die Grünen erreichen 18 Prozent, die SPÖ zwölf Prozent, die Neos zehn Prozent. „Die Grünen bewegen sich weiterhin irgendwo zwischen 17 und 20 Prozent. Sie haben ein stabiles Wählersegment“, betont Politikwissenschaftler Markus Rhomberg. „Bei der SPÖ hat Mario Leiter die Partei ein bisschen stabilisiert, nachdem es lange instabile Verhältnisse gegeben hat. Das könnte den positiven Trend verursachen, den man sieht. Bei den Neos ist es ähnlich: Wir sehen einen kleinen positiven Aufwärtstrend, aber nicht markant. Wenn man sich alles ansieht, dann wird es eine Wählerverschiebung zwischen ÖVP, FPÖ und den Undeklarierten sowie Nichtwählern geben.“

Markus Rhomberg verweist auf eine weitere interessante Zahl: „Die Umfrage zeigt, dass über 70 Prozent der Befragten wahrscheinlich zur Wahl gehen werden. Die Wahlbeteiligung bei den vergangenen Wahlen lag bei etwa 60 Prozent. Es werden also vermutlich noch einige abspringen. Für die Parteien geht es darum, dass es zumindest unter ihren Sympathisanten nicht zu viele sind.“

Dafür haben sie jetzt noch fünf Wochen Zeit.