“Ich will nicht, dass irgendwelche Kommunisten die eigenen Kinder ausbilden und ihnen erklären, wie schlecht ich als Vater bin”

Politik / 26.09.2024 • 11:34 Uhr
Interview FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker
Christian Hafenecker und die FPÖ möchten eine Meldestelle für politisierende Lehrer. VN/Rhomberg

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker fordert eine Meldestelle für politisierende Lehrer.

Schwarzach Die FPÖ hat zum Abschluss der Wahlkampfwoche ihren Generalsekretär Christian Hafenenecker nach Vorarlberg eingeladen. Im Video-Interview mit den VN erklärt er unter anderem, weshalb es Spitzenkandidat Herbert Kickl nicht ins Land geschafft hat. Außerdem spricht er über Anglizismen, seine Zuschreibung als rechtsextrem und eine Meldestelle für politisierende Lehrer.

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Sie haben soeben ein Social-Media-Video mit Kritik am ORF gepostet. Warum legen Sie sich so mit dem ORF an?

Hafenecker Im ORF läuft vieles schief. Wir haben gesehen, dass vor allem die Wahldebatten und auch die Magazinberichterstattung rund um den Wahlkampf und die Nationalratswahl mehr als unfair und alles andere als unparteiisch gewesen sind. Da muss man die Stopptaste drücken und sagen, so kann es nicht weitergehen und schon gar nicht auf die Kosten aller, die sich ja nicht dagegen wehren können, dass sie mitzahlen.

Die Haushaltsabgabe ist fünf Euro günstiger als die GIS. Ist Ihnen das immer noch zu viel?

Hafenecker Es sind aber unheimlich viele Haushalte dazu gekommen, die damals bei der GIS ausgetreten sind. Dann hat man gesehen, dass man sich den Privilegienstadl am Küniglberg nicht mehr leisten kann, deshalb haben alle Österreicher in die Bresche springen müssen. Niemand möchte den ORF abschaffen, aber er muss effizienter gestaltet werden. Und man muss sich diesen Wasserkopf im Management ansehen, mit 67.000 Euro Durchschnittsgehalt im ORF. Und das nicht, weil die Kameraleute viel verdienen, sondern weil man sich diesen Overhead leistet.

Da muss ich meine Kolleginnen und Kollegen verteidigen. Ich kenne viele gute junge motivierte Journalisten beim ORF. Und sie verdienen alles andere als gut.

Hafenecker Das habe ich ja gesagt. Der Priviliegienstadl ist der Wassserkopf, der sich herausgebildet hat. Es gibt auch viele redliche Mitarbeiter, Kameraleute, Tontechniker und viele andere, die Programm machen.

Interview FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker
Hafenecker: ” Ich stehe dazu, dass ich ein rechter Politiker bin, genau so, wie Andreas Babler wahrscheinlich von sich sagt, dass er ein linker Politiker ist.” VN/Rhomberg

Lassen Sie uns über die FPÖ und Sie sprechen. Auf Wikipedia steht im ersten Satz, dass Sie ein rechtsextremer Politiker sind …

Hafenecker … ah dann ist das schon nachgetragen worden, das habe ich noch gar nicht gesehen. Schauen Sie, das ist genau das, womit man gegen Menschen wie mich vorgeht. Wenn man sagt, man ist ein rechter Politiker und man kann …

… Rechtsextrem steht dort.

Hafenecker Dann ist aber die Definition schon falsch. Das heißt, dass man bereit wäre, mit Gewalt politische Ziele zu erreichen. Die Menschen, die mich kennengelernt haben, wissen, dass ich Gewalt ablehne. In der Politik hat man mit Gewalt nichts am Hut zu haben. Aber ich stehe dazu, dass ich ein rechter Politiker bin, genau so, wie Andreas Babler wahrscheinlich von sich sagt, dass er ein linker Politiker ist.

Wir haben uns in der Redaktion die Wahlprogramme angesehen. Ein Punkt im FPÖ-Programm betrifft die Sprache. Anglizismen sollen vermieden werden. Da steht: “Wir sprechen Deutsch”. Die Jugendwörter der letzten Jahre waren goofy, smash, cringe oder lost. Wollen Sie der Jugend ihre Sprache verbieten?

Hafenecker Nein, niemand will der Jugend die Sprache verbieten. Die Jugendsprache orientiert sich eben oft an der englischen Sprache, damit hat niemand ein Problem. Aber die Frage ist, ob solche Begriffe ins deutsche Wörterbuch aufgenommen werden müssen. Unsere Sprache ist über Jahrhunderte gewachsen. Sie zu schützen, ist legitim. Versuchen Sie mal, mit einem Franzosen Englisch zu sprechen. Er wird es ablehnen, auch wenn er es kann. Die eigene Sprache zu pflegen kann doch keine Bösartigkeit sein, sondern ist eine gewisse kulturelle Verantwortung.

Sie fordern auch eine Meldestelle für politisierende Lehrer. Wie soll das funktionieren? Wenn ein Lehrer eine politische Meinung äußert, die mir nicht passt, kann ich ihm dem Staat melden?

Hafenecker Es kommen immer wieder aufgebrachte Eltern zu uns, die sagen, dass ein Lehrer, der zur Objektivität angehalten wäre, mit politischer Agitation beginnt. Das ist Amtsmissbrauch und natürlich zu melden. Dann muss man sich von Fall zu Fall anschauen, ob gegen die Objektivitätskriterien verstoßen worden ist. Aber denken Sie umgekehrt, ein Lehrer würde sich in fürchterlicher Weise rechtsextrem äußern. Dann würden Sie das auch nicht haben wollen. Was ich nicht will, dass irgendwelche Kommunisten die eigenen Kinder ausbilden und ihnen erklären, wie schlecht ich als Vater bin. Der Hafenecker ist rechtsextrem, heißt es dann. Weil das ja auf Wikipedia steht.

Und wenn sich ein Lehrer kritisch gegenüber dem Islam äußert, kann sich ein Vater beim Staat beschweren?

Hafenecker Selbstverständlich, das ist ja nicht einseitig. Das heißt ja nicht, dass er gleich seinen Job verliert. Mobbingfälle kann man ja melden. Warum soll man dann nicht auch melden können, wenn man sich in der eigenen politischen Meinung diskriminiert fühlt?

Warum sitzen eigentlich Sie hier und nicht Herbert Kickl? Wollte der Spitzenkandidat im Wahlkampf nicht nach Vorarlberg kommen?

Hafenecker Wir sind jetzt wenige Tage vor der Wahl. Herbert Kickl hat über 100 Medientermine gehabt. Ihm ist es zeitlich nicht gelungen, alle Bundesländer zu besuchen. Das tut mir auch leid, aber es war zumindest möglich, ihn bei möglichst vielen Fernsehauftritten zu sehen. Ich kann Ihnen zum Trost sagen, ich bin die Nummer drei auf der Bundesliste und möglicherweise auch in Österreich bekannt.

Interview FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker
Christian Hafenecker im Interview mit den VN: “Herbert Kickl hat über 100 Medientermine gehabt. Ihm ist es zeitlich nicht gelungen, alle Bundesländer zu besuchen.” VN/Rhomberg