Gemeinnütziger Wohnbau bleibt im Fokus: Wie viele neue Wohnungen sind realistisch?

Das Kapitel zum leistbaren Wohnen des schwarz-blauen Regierungsprogramms bietet nichts Neues, aber Bekenntnisse zu bestehenden Förderungen, Programmen und dem gemeinnützigen Wohnraum. Hans-Peter Lorenz gewährt als Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen in Vorarlberg Einblick, wie viele neue Wohnungen geplant sind und wie viele realistisch wären.
Schwarzach Die schwarz-blaue Landesregierung setzt im Wohnbau auf den Status quo. Was bereits in Planung ist, soll fortgesetzt werden. Das wären etwa die Projekte Wohnen550, ein Studierendenwohnheim und neue Mietkaufmodelle. Was sich bewährt hat, wollen ÖVP und FPÖ naturgemäß beibehalten. Stichwort: Wohnbauförderung, „Sicher Vermieten“ und Wohnbeihilfe. Gänzlich neue Projekte oder Akzente gibt es nicht. Die Zahl gemeinnütziger Wohnungen soll etwa kontinuierlich steigen. Ein konkretes Volumen bleibt die Landesregierung in ihrem Programm aber schuldig. Sie verweist auf VN-Nachfrage darauf, dass sich derzeit landesweit 734 gemeinnützige Wohnungen in Bau befinden. Rund 80 neue Wohnungen wurden seit Oktober vergeben. Im Koalitionspakt wird festgehalten, dass in den kommenden Jahren auch einige Sanierungsprojekte sowie Nachverdichtungen geplant sind.
Schwarz-Grünes Ziel nicht erfüllt
Schwarz-Grün hatte 2019 angekündigt, 4000 gemeinnützige Wohnungen binnen fünf Jahren auf den Markt bringen zu wollen. Geworden sind es 2081, die von Oktober 2019 bis September 2024 fertiggestellt wurden. Schwierige Rahmenbedingungen, eine überhitzte Baubranche und hohe Baukosten hätten kein größeres Ausmaß ermöglicht. Niemand habe mit Pandemie, Energiekrise und der rasenden Inflation inklusive nunmehriger Rezession gerechnet. So sei es auch schwierig zu prognostizieren, was die kommenden fünf Jahre bringen, hielt Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bei der gemeinsamen Programmpräsentation mit Christof Bitschi (FPÖ) fest.

Hans-Peter Lorenz gewährt als Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen in Vorarlberg einen Einblick. Das Wohnbauprogramm der gemeinnützigen Bauvereinigungen – das sind Vogewosi, Alpenländische und Wohnbauselbsthilfe – werde mit dem Amt der Vorarlberger Landesregierung abgestimmt bzw. aktualisiert. Im Regelfall sei es auf drei Jahre ausgelegt, aktuell von 2025 bis 2027. In diesem Zeitraum sei der Baustart von 450 bis 500 Wohnungen jährlich geplant. „Hiervon entfallen circa 150 Wohnungen pro Jahr auf die Alpenländische, rund 160 auf die Vogewosi und etwa 170 auf die Wohnbauselbsthilfe“, erklärt Lorenz. Wie viele der Objekte als Mietkauf-Wohnungen angeboten werden, sei schwer einschätzbar. „Der Mietkauf-Wunsch erfolgt oft kurzfristig auf Wunsch der Standortgemeinde.“
Gemeinden benennen Bedarf
Vom Bedarf der Gemeinden hänge auch die Bauleistung der Wohnbauträger ab und „grundsätzlich nicht von politischen Entscheidungen“, erklärt Lorenz. Die Standortgemeinde müsse einen in den Wohnungsvergaberichtlinien des Landes gedeckten Wohnbedarf anmelden. Gleichzeitig müsse das Bauvorhaben auch wirtschaftlich umsetzbar sein.
Bis 550 realistisch
Was die Möglichkeiten neuer gemeinnütziger Wohnungen anbelangt, geisterten vor allem im Wahlkampf einige Zahlen durch Vorarlberg. Diese bewegten sich von 1000 gemeinnützigen Wohnungen pro Jahr (Grüne) bis 2200 jährlich (SPÖ). „Realistisch ist aus unserer Sicht eine jährliche Bauleistung von 500 bis 550 Wohnungen, welche von den im Land tätigen drei gemeinnützigen Bauvereinigungen auch umsetzbar ist.“ Die Nachfrage nach gemeinnützigen Wohnungen sei von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Aus Sicht der Vogewosi, die Hans-Peter Lorenz als Geschäftsführer leitet, sei sie als durchschnittlich einzustufen. „Die Anhebung der Einkommensgrenzen in den Wohnungsvergaberichtlinien 2025 kann aber eine Steigerung der Nachfrage bedeuten.“
Thema Wohnen im Regierungsprogramm. Was Fortgesetzt wird.
Wohnen 550. Die Umsetzung des Plans, Zwei-Zimmerwohnungen um 550 Euro monatlich anzubieten, soll fortgesetzt werden.
Wohnbauförderung. Die Wohnbauförderung bleibt in Form günstiger Kredite des Landes bestehen.
Sanierungen. Die bereits angedachte Anpassung der Sanierungsrichtlinie soll umgesetzt werden – zur Unterstützung bei Kauf und Sanierung älterer Eigenheimen, etwa auch durch günstige Sanierungsdarlehen. Die Einkommensgrenze wurde 2024 angehoben.
Neues Mietkaufmodell. Das neue Modell wurde im Oktober vorgestellt. Hier soll bereits beim Zeitpunkt des Bezugs der Wohnung der spätere Kaufpreis festgelegt werden. „Erste Überlegungen dazu sollen ausgerollt werden und bei entsprechendem Bedarf flächendeckend angeboten werden“, heißt es im Regierungsprogramm.
Projekt „Sicher Vermieten“. Dieses Projekt gibt es bereits einige Jahre, 270 Objekte für rund 800 Menschen wurden im Rahmen dessen vermietet. Die Idee: Vermieter stellen ihre Wohnungen zur Verfügung – Vogewosi, Eigentümervereinigung und Land arbeiten hier zusammen. Der Mietzins ist mit maximal acht Euro pro Quadratmeter zwar geringer, allerdings gibt es eine Ausfallsbürgschaft und die Hausverwaltung durch die Projektpartner.
Wohnbeihilfe. Sie bleibt bestehen, werde laufend evaluiert. Notwendige Verbesserungen würden vorgenommen. Auch der Heizkostenzuschuss soll bleiben.
Studentenheim. In Dornbirn ist im Umfeld der FH ein Wohnheim für Studierende seit längerem geplant. Geplanter Baubeginn 2024.
Forderungen an den Bund. Unter anderem: Abschaffung der Grunderwerbssteuer für das erste Eigentum, Kaufnebenkosten prüfen, die Absetzbarkeit von Aufwendungen für die Finanzierung von ersten Eigenheimen wiedereinführen, Mietrechtsgesetz novellieren, KIM-Verordnung anpassen.
