Klimakonferenz ohne Frauen am Verhandlungstisch

Politik / 21.11.2024 • 12:24 Uhr
COP29 Climate Summit
Brasiliens Ministerin für indigene Völker Sonia Guajajara ist eine wichtig weibliche Stimme für Klimagerechtigkeit. AP

Trotz ihrer zentralen Rolle in der Bewältigung der Klimakrise sind Frauen bei der 29. Klimakonferenz in Baku am Verhandlungstisch deutlich unterrepräsentiert. Das schränkt die Perspektiven auf nachhaltige und gerechte Lösungen ein.

Wien, Baku Frauen tragen weltweit die Hauptlast der Klimakrise. Sie besitzen weniger Land, Geld und haben weniger Zugang zu Bildung. Das macht sie vulnerabler gegenüber den Auswirkungen der Erderhitzung. Nach Angaben der Welthungerhilfe hungern weltweit 733 Millionen Menschen. Frauen und Mädchen seien am stärksten betroffen und litten unverhältnismäßig stark unter den Folgen des Klimawandels. So überrascht es auch nicht, dass sie meist treibende Kräfte hinter lokalen Anpassungslösungen sind, um in Krisenzeiten Schocks abzufedern. Vor allem im Globalen Süden liefern sie innovative Lösungen in der Landwirtschaft und Wasserbewirtschaftung.

Eigentlich steht das Thema Geschlechtergerechtigkeit auch auf der Agenda der 29. Klimakonferenz im Baku: Im Planungsteam und an den Verhandlungstischen waren und sind Frauen trotzdem kaum vertreten.

„Die Klimakrise wird durch politische und wirtschaftliche Entscheidungen geprägt, die überwiegend von männerdominierten Regierungen getroffen werden. Dabei geht die Perspektive von Frauen verloren, die oft unverhältnismäßig stark von den Folgen der Klimakrise betroffen sind – und mit ihr die Chance auf nachhaltigere und gerechtere Lösungen“, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. In Zahlen ausgedrückt: nur acht der teilnehmenden 78 Staats- und Regierungsoberhäupter sind Frauen. Bei der COP28 im Vorjahr in Dubai waren von 133 Staats- und Regierungsoberhäuptern lediglich 15 Frauen, zählt CARE weiter auf.

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Staatsoberhäupter und wichtige Entscheidungsträger posierten gemeinsam zu Beginn der Klimakonferenz in Aserbaidschan. AFP

Frauen erst nach Protest aufgenommen

Auch unter den nationalen Delegierten war nur ein Drittel weiblich. Nur zwei Prozent der Delegationen erreichten ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Das Organisations-Komitee für die Konferenz bestand zunächst überhaupt nur aus Männern. Nach scharfer internationaler Kritik wurden dann doch noch einige Frauen in das Komitee inkludiert. Dabei sei nachgewiesen, so Barschdorf-Hager, “dass geschlechtergerechte Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen zu einer wirksamen Klimapolitik führen”.

Spannend ist in diesem Zusammenhang ein Blick in die Parlamente. Länder mit mehr Frauen als Abgeordneten ratifizieren einer Studie der University of Oregon zufolge Umweltverträge mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als andere Länder. Laut einer anderen Studie von Wissenschaftern an der University of Berkeley investieren Unternehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit in erneuerbare Energien, wenn mehr Frauen im Vorstand sitzen.