Deshalb rückt das Riedhüttenproblem wieder in den Fokus

Hunderte illegale Riedhütten stehen zwischen Lustenau, Hohenems und Dornbirn. Ein neues Konzept wirft das Scheinwerferlicht jetzt wieder auf das Problem.
Lustenau Eine kleine Hütte im Grünen, kein Lärm, ein Rückzugsort zur Erholung. Diesen Traum haben sich im Bezirk Dornbirn viele Menschen verwirklicht. Manche haben sich ein regelrechtes Domizil geschaffen: Schlafzimmer, Küche, Bad. Manchmal genehmigt, teilweise nur mündlich. Oft ohne Genehmigung. Seit vielen Jahren versucht die Politik, diesen Missstand zu beheben. Das neue Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) zum Ried wirft nun wieder das Scheinwerferlicht auf das Problem.
Mehr als 1000 solcher Hütten stehen im Ried zwischen Hohenems, Lustenau und Dornbirn. Im neuen LEK wird diese “zunehmende Verhüttelung” als Risiko gesehen. Die drei Gemeinden bemängeln zudem, dass ihnen Möglichkeiten zum Umgang mit bestehenden Riedhütten fehlen. In der Vergangenheit habe sich die Situation auf privaten Erholungsflächen unkontrolliert entwickelt, es fehle ein einheitliches Vorgehen der Gemeinden, etwa mit gemeindeübergreifenden Richtlinien. Allerdings werde das Bewusstsein in der Verwaltung zu diesem Thema immer größer.
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Das neue LEK soll helfen, den Umgang mit den Riedhütten zu verbessern. In Dornbirn soll es am 12. Dezember in der Stadtvertretung beschlossen werden – dort sei das Problem aber klein, im Gegensatz zu Lustenau und Hohenems, heißt es aus dem Rathaus. In Hohenems gibt es rund 150 betroffene Hütten, erläutert Umweltstadtrat Gerhard Stoppel. “Wir sind bei dem Thema schon länger dran, wir müssen einiges aufarbeiten. Als Nächstes wollen wir eine Riedkonferenz mit Lustenau und Dornbirn abhalten.” Zwar gebe es seit 2019 schon ein Riedhüttenkonzept in Hohenems, allerdings hatten in den vergangenen Jahren andere Fragen Priorität.
Der Aktionsplan im LEK sieht vor, dass zunächst der rechtliche Status bestehender Riedhütten erhoben wird, was dazu führen könnte, dass manche Hütten zurückgebaut werden müssen. Da dürften vor allem die Erfahrungen in Lustenau helfen. “Wir haben rund 800 Fälle”, erläutert Bürgermeister Kurt Fischer. Die Gemeinde hat systematisch jede Hütte erhoben und arbeitet sich von Abschnitt zu Abschnitt durch. Seit über zehn Jahren tut sie das. “Wir haben mittlerweile 320 Fälle erledigt und 100 sind in Arbeit”, freut sich Fischer. “Das ist Knochenarbeit.” Die schwierigen Fälle landen im Gemeindevorstand. “Und das sind nicht wenige.” So gab es schon 30 Quadratmeter große Hütten mit Veranda und Nebengebäude. “Diese Hütten müssen so zurückgebaut werden, dass sie genehmigungsfähig sind.” Das heißt zum Beispiel, dass sie höchstens 20 Quadratmeter groß sein dürfen. “Wobei”, ergänzt Fischer, “es gibt einen Kulanzbereich. Wenn eine Hütte 23 Quadratmeter groß ist und man eine Wand rausschneiden müsste, um auf 20 Quadratmeter zu kommen, kann man ein wenig tolerant sein.” Bisher musste noch keine Hütte abgerissen werden, hält Fischer fest, aber man konzentriere sich zunächst auf die genehmigungsfähigen Fälle. “Ein paar schwierige Fälle sind in Schwebe.”
Lustenau hat sich selbst zwei Regeln auferlegt: Es werden keine neuen Hütten genehmigt. Und eine Genehmigung für bestehende Hütten läuft 25 Jahre. “Wir schaffen keine unbefristeten Fakten”, betont Fischer. So bleibe die Gemeinde auch in Zukunft handlungsfähig und würde keine Freibriefe verteilen.
In Hohenems steht noch eine besondere Herausforderung bevor: Kurz vor Dornbirn hat sich eine komplette Schrebergartensiedlung an einem Ort etabliert, an dem sie nicht stehen dürfte – vor allem mit Besitzern aus Dornbirn. Vor fünf Jahren wurde schon darüber gesprochen. Nun soll ein neuer Anlauf gestartet werden.