Opiate, Narkose- und Entwurmungsmittel: Die unsichtbaren Gefahren in den Drogen

Politik / 21.01.2025 • 16:18 Uhr
Druck Checking, Die Fähre, Dornbirn
Rund 240 Proben wurden seit Beginn des Projekts im Juli 2023 abgegeben. VN/Rhomberg

Prävention wird ausgebaut. Konsumenten können Substanzen über “Drug Checking” in Vorarlberg testen lassen. Regelbetrieb startet.

Dornbirn Partydroge Entwurmungsmittel. Viele nehmen sie, die meisten wissen es nur nicht. Pferdeentwurmungsmittel sind ein klassischer Streckstoff von Kokain. Die Droge wirkt stärker, was das Herz-Kreislauf-System stark beeinträchtigen kann – bringt Bluthochdruck und schädigt die Organe.

Druck Checking, Die Fähre, Dornbirn
Proben werden auf Wirkstoff und Streckmittel kontrolliert. VN/Rhomberg

Die meisten Drogen sind illegal. Dennoch werden sie konsumiert, wie die jährlichen Abwasseranalysen zeigen. Kokain steht in der Regel auf dem ersten Platz. Kokain ist auch Spitzenreiter beim „Drug Checking“ – einem Projekt, über das Konsumenten ihre Drogenproben einreichen und analysieren lassen können. Bislang lief die Pilotphase, nun startet der Regelbetrieb. Das jährliche Budget liegt bei 75.000 Euro, wie Soziallandesrätin Martina Rüscher den VN bestätigt. Das Geld stammt aus dem Sozialfonds, in den Land und Gemeinden einzahlen. Abgewickelt wird das Projekt über „Taktisch klug“ in Zusammenarbeit mit der „Faehre“ in Dornbirn und „Do it yourself“ in Bludenz.

Druck Checking, Die Fähre, Dornbirn
Hannes Watzenegger versorgt Partygäste mit wichtigen Informationen. VN/RHomberg

“Drug Checking wird gebraucht”

Seit Bestehen des Projekts zählte die Leiterin von „Taktisch Klug“, Eva Gasser, rund 240 abgegebene Proben. „Das zeigt, dass ‘Drug Checking’ gebraucht wird.“ Die Klientinnen und Klienten waren zwischen 13 und 65 Jahre alt. Das seien mehr Partykonsumenten als Personen mit Suchterkrankung. Umso wichtiger sei die Bewusstseinsbildung mit Workshops, Eventbegleitung und „Drug Checking“. Die Eventbegleitung habe sich vor Klubs und auf Festivals gut etabliert. Auch Hannes Watzenegger von „Taktisch klug“ ist oft bei den Ständen vorzufinden, wo nicht nur Wasser und Obst kostenlos ausgegeben wird. „Auch Substanzwarnungen und ‚Safer use‘-Artikel liegen auf dem Tisch.“ Man versuche den Schaden, den Drogen anrichten, so gering wie möglich zu halten. „Ohne Wertung, ohne Zeigefinger“, fügt Eva Gasser hinzu. Wer informiert sei, verhalte sich vorsichtiger.

Druck Checking, Die Fähre, Dornbirn
Eva Gasser betont, dass “Drug Checking” ein wichtiger Baustein in der Präventionsarbeit ist. VN/Rhomberg

Beim „Drug Checking“ ist es ähnlich. „Wir fragen die Personen, was sie mit dem Ergebnis machen“, berichtet Isabella Abler von der „Faehre“. Viele seien überrascht über Dosierung oder Streckmittel. In Folge hieße es oft: „Wenn das so ist, landet die Substanz im Klo.“ Der eine oder andere erkundige sich auch über die reguläre Drogenberatung.

Druck Checking, Die Fähre, Dornbirn
Die Drogenproben werden nach Innsbruck geschickt. VN/Rhomberg

Derzeit können die Drogenproben bei der „Faehre“ und bei „Do it Yourself“ abgegeben werden, berichtet Gasser. Bis zum Sommer sollen Abgabeboxen in Feldkirch, Bregenz und Egg hinzukommen. Die Proben kommen in das Institut für Gerichtliche Medizin nach Innsbruck. Ohne Transportkosten schlägt sich die Analyse mit 92 Euro pro Stück zu Buche. Landesrätin Rüscher ist überzeugt: „Das Projekt bietet eine wertvolle Möglichkeit, den Konsum von Substanzen sicherer zu gestalten, die gesundheitlichen Risiken für Betroffene zu minimieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was in den Drogen zusätzlich noch für Streckstoffe enthalten sind.”

Maurice Shourot
Das Projekt biete die Möglichkeit Risiken zu minimieren und Bewusstsein zu schaffen, sagt Rüscher. Shourot

Wie viele Proben verunreinigt sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Ein Hinweis gibt aber ein Überblick der ersten Monate des Pilotprojekts, in dem knapp ein Viertel der Proben nicht sauber war. Allerdings werden die Proben nicht auf Streckmittel wie Glukose untersucht.

Auch auf Laktose nicht, wobei dies für laktoseintolerante Konsumenten einen längeren WC-Besuch im Klub zur Folge haben kann. Deutlich kritischer wird es bei den pharmakologisch wirksamen Streckmitteln. Nummer eins ist Koffein. Auch das Opiat Noscapin, das Narkosemittel Procain oder das Pferdeentwurmungsmittel Lemavisol seien schon gefunden worden. Hinzu kommt: Im Dezember waren von neun Kokainproben mindestens fünf extrem hoch dosiert. Watzenegger betont: „Wenn du den Wirkstoffgehalt nicht kennst, kann es sehr schnell gefährlich werden.“ „Drug Checking“ könne Überdosierungen verhindern, Rettungseinsätze und Krankenhausaufenthalte. Ebenso Langzeit-Suchterkrankungen und Drogentote, fügt Gasser hinzu.

Drug Checking

Probenabgabe am Montag in der “Faehre” (Färbergasse 17) in Dornbirn: 17 bis 18 Uhr

Probenabgabe bei “Do it yourself” (Kasernplatz 5-7) in Bludenz während der Café-Öffnungszeiten

Veranstalter und Klubbetreiber können sich bei Interesse an einer Eventbegleitung bei “Taktisch klug” melden. Dieses Angebot wird kostenlos zur Verfügung gestellt (und vom Land finanziert).