Windkraft: Gute bis exzellente Verhältnisse an der Schweizer Grenze

Gebiete für Windkraft in St. Gallen sind bewilligt. Interessierte Projektträger können ihre Arbeit aufnehmen. Das Schicksal eines Windrads in der Nähe zu Lustenau hängt an einer Volksabstimmung.
Schwarzach Während in Vorarlberg die Vorbereitungen für das erste Windrad laufen, beginnt sich auch in der Schweizer Grenzregion das Rad zu drehen. Der Bund hat dem Kanton St. Gallen sogenannte Windeignungsgebiete bewilligt, die für die Errichtung von Windkraftprojekten maßgeblich sind. Zwei der Gebiete grenzen direkt an Vorarlberg. Eines erstreckt sich über Gemeindeflächen von Altstätten, Rüthi und Sennwald, ein anderes liegt auf den Gemeindeflächen von Oberriet und Rüthi. Letzterem werden „gute bis exzellente Windverhältnisse“ attestiert.

Zusätzlich läuft bereits ein konkretes Projekt: Es handelt sich um jenes des Industriekonzerns SFS, das zwei Kilometer Luftlinie von der Grenze auf Höhe Lustenau entfernt liegt. Das geplante Windrad mit bis zu 170 Meter Höhe würde in Vorarlberger Sichtweite stehen. Am 9. Februar entscheiden die Bürgerinnen und Bürger in Au-Heerbrugg bei einer Volksabstimmung darüber. Gegner verlangen einen Abstand von 500 Metern zu Wohnhäusern, was das Projekt verunmöglichen würde, berichtet Konzernsprecher Lukas Graf.

„Das Windrad bei der SFS Heerbrugg ist eine Einzelanlage“, erklärt das St. Gallener Amt für Raumentwicklung und Geoinformation. Somit gelten dort andere Abwägungen als bei den nun festgelegten Eignungsgebieten. In den Zonen zur Vorarlberger Grenze kamen die Behörden zum Schluss, dass das Nutzungsinteresse der Windkraft deutlich überwiegen würde.
Grundlage für Investoren
Mit der Genehmigung der Windeignungsgebiete in St. Gallen wird für potenzielle Investoren eine Grundlage geschaffen. “Momentan werden durch Projektträger in bestimmten Gebieten Windmessungen durchgeführt”, teilt das Amt für Raumentwicklung und Geoinformation in St. Gallen mit. In den an Vorarlberg grenzenden Gebieten “sind uns keine konkreten Projekte bekannt.” Bis wann erste Windräder stehen können, will das Amt nicht einschätzen: “Ab dem Zeitpunkt der Windmessungen dauert es schätzungsweise noch mindestens fünf Jahre bis zur Realisierung.”
Windmessung abgeschlossen
In Heersbrugg gingen die Windmessungen bereits über die Bühne. “Der Windmessmast stand von Juli 2022 bis August 2023. Die Machbarkeitsstudie wurde im Oktober veröffentlicht”, erklärt Konzernsprecher Graf. Sollte die Abstimmung am 9. Februar für das Projekt einen positiven Ausgang finden und nach diversen Verfahren eine Baubewilligung erteilt werden, könne die Anlage im Idealfall ab 2026 gebaut werden.

Massiver Ausbau
In der Schweiz hatte der Bund den Kantonen den Auftrag erteilt, die Windenergienutzung zu ermöglichen. Allein im Kanton St. Gallen sollen 2030 rund 80 Gigawattstunden erzeugt werden. Dafür braucht es laut Berechnungen mehrerer Energieversorger etwa zwölf Windräder mit einer Leistung von drei Megawatt. In Etappen sehen die Pläne Steigerungen auf 300 Gigawattstunden im Jahr 2050 vor. Windparks mit zumindest drei Windenergieanalgen sind angedacht. Einzelanlagen sollen die Ausnahme bleiben.

Eignungsgebiete auch in Graubünden
Neben St. Gallen hat auch der Kanton Graubünden seine Standorte für mögliche Windkraftanlagen benannt. Das Ausbauziel beträgt dort 400 Gigawattstunden pro Jahr. In der Grenzregion wird aber wohl nicht gebaut. “Nach jetzigem Stand haben wir keine Windeignungsgebiete mit Sichtbezug zum Land Vorarlberg”, heißt es im Graubündner Amt für Raumentwicklung.

Und auch bei den deutschen Nachbarn scheint es an der direkten Grenze keine Pläne zu geben. Anhaltspunkt dafür gibt etwa der Energie-Atlas Bayern, der an den Landesgrenzen zu Deutschland nur bedingt geeignete Flächen ausweist, etwa bei Sulzberg, Möggers oder Sibratsgfäll. Einschränkungen bestehen demnach unter anderem durch das Landschaftsbild, Natura2000-Gebiete oder dem Wespenbussard beziehungsweise dem Rotmilan. In Baden-Württemberg ist ebenso kein Genehmigungsverfahren am Laufen, das sich in direkter Nähe zu Vorarlberg befinden würde.
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Bleibt also St. Gallen – und Vorarlberg selbst. Gewisses Potenzial wäre im Land vorhanden, wie eine vom Land im Auftrag gegebene Studie zeigt. Auf der Alpe Rauz sollen bald die ersten Schritte in Richtung Windkraft folgen. Mit der Schneeschmelze kommt im Frühjahr ein 80 Meter hoher Messmast zum Einsatz, berichten die illwerke vkw. Bis sich das erste Rad tatsächlich dreht, dauert es also noch.