Denkbar knappes Ergebnis: Schweizer stimmen gegen Windrad bei Lustenau

Politik / 09.02.2025 • 16:10 Uhr
Die Windkraftanlage, die in Heerbrugg bis 2025 errichtet werden soll, wird eine Höhe von mehr als 170 Metern haben. SFS/Visualisierung
Die geplante Windkraftanlage in Au-Heerbrugg ist Geschichte. SFS verfolgt das Projekt in Sichtweite zu Vorarlberg nicht mehr.  SFS/Visualisierung

Vier Stimmen gaben den Ausschlag. Gegner des Projekts triumphierten bei Volksabstimmung in Au. So geht es nun weiter.

Au SG, Lustenau In Grenznähe zu Vorarlberg entsteht so schnell kein Windrad. Eine Volksabstimmung in der Schweizer Gemeinde Au fiel zwar denkbar knapp, aber doch zu Gunsten der Gegnerinnen und Gegner einer geplanten Windkraftanlage im Industriegebiet aus. Der Konzern SFS wollte sie eigentlich auf seinem Firmengelände errichten. Nun stellt er das Projekt „RhintlWind“ komplett ein. Nicht nur in Au, sondern auch in der Nachbargemeinde Lustenau hatte sich Protest geregt. Dietmar Haller (Bürgerbewegung für Menschen, Wohnqualität und Natur) sieht in der Abstimmung ein wichtiges Zeichen für weitere Pläne in der Schweiz.

Mindestens 500 Meter entfernt

Die IG Gegenwind Au-Heerbrugg hatte das entsprechende Initiativbegehren eingereicht. Sie wollte eine Mindestabstandsbestimmung im Baureglement von Au erreichen: Eine Windenergieanlage mit einer Nabenhöhe von über 20 Meter muss demnach mindestens 500 Meter von einer dauernd oder zeitweise bewohnten Liegenschaft entfernt sein. Die „Nabe“ beschreibt jenes Teil des Windrades, an dem die Rotorblätter befestigt sind.

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Bei der Abstimmung in der Gemeinde hatte die IG nun Erfolg. Die Mindestabstandsinitiative wurde am Sonntag angenommen. Insgesamt gaben aber gerade einmal vier Stimmen den Ausschlag. Bei einer Beteiligung von rund 48,6 Prozent der stimmberechtigten Bevölkerung gingen 1044 Ja-Stimmen ein, das sind 50,1 Prozent. 1040 beziehungsweise 49,9 Prozent waren dagegen. Das Windrad von SFS hätte über eine Nabenhöhe von 140 Metern verfügt, der Rotor einen Durchmesser von 160 Metern. Insgesamt wäre es 220 Meter hoch gewesen. Die Anlage sollte Strom für 1300 Haushalte produzieren, SFS wollte ihn für die eigene Produktion im Industriebetrieb einsetzen.

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Das ist nun Geschichte. Für die SFS macht das Projekt keinen Sinn mehr, es wird eingestellt. Der Mindestabstand kann am geplanten Standort im Industriegebiet nicht eingehalten werden. „Wir nehmen das äußerst knappe Resultat mit Bedauern zur Kenntnis und möchten uns für den intensiven Dialog mit allen Interessierten in den letzten Jahren bedanken“, teilte Geschäftsführer Jens Breu mit. Das Unternehmen setze sich weiterhin für Klimaschutz und den Ausbau der erneuerbaren Energien ein. SFS kündigte auch an, erneut die Diskussion mit der Bevölkerung suchen zu wollen, sollte sich die Rechtslage zukünftig ändern.

Gegner feiern

In Lustenau hatte Dietmar Haller mit seiner „Bürgerbewegung Lustenau“ Stimmung gegen das Windrad gemacht, die VN berichteten. Bei Haller war am Sonntag die Freude groß, ebenso bei den Vertreterinnen und Vertretern der IG Gegenwind. Gemeinsam feierten sie in der Schweiz. “Wir haben gekämpft wie die Löwen”, sagt Haller im VN-Gespräch. Die Gleichgesinnten aus Au hätten die Bemühungen in Vorarlberg ausdrücklich gelobt. “Sie sind der Meinung, dass die Bedenken aus Lustenau das I-Tüpfelchen waren.”

IG Gegenwind Au-Herbrugg
Dietmar Haller (zweiter von rechts) feierte mit Manuel Cadonau (IG Gegenwind Au-Heerbrugg) und weiteren Gleichgesinnten. IG Gegenwind Au-Heerbrugg

Der Lustenauer unterstreicht erneut seine Kritik am geplanten
Windrad. “Es wäre viel zu nahe an der Grenze gestanden.” Es hätte
einen Schatten von bis zu 1700 Metern geworfen, tausende Men-
schen wären ihm zufolge betroffen gewesen. “Die Abstimmung ist
ein wichtiges Zeichen für weitere Projekte in der Schweiz.” Denn
dort gelten für Windkraftanlagen, im Unterschied etwa zu Bayern,
keine festgelegten Mindestabstände. “Für so einen schlechten
Standort mit so wenig Wind ist ein Riesenwindrad von 220 Meter
für die Bevölkerung nicht zumutbar.”

Auch Manuel Cadonau, Präsident der IG Gegenwind, jubelte: „Es ist uns gelungen, unsere Argumente über die negativen Auswirkungen des geplanten Windrades und für einen maßvollen Mindestabstand in die öffentliche Diskussion einzubringen und die Stimmbürger zu überzeugen.“ Das Ergebnis sei nicht nur eine Niederlage für die SFS und die Windlobby, sondern auch für den Kanton St. Gallen.