Keine Mehrheitswahl in Laterns: “Wir hätten auf einen Neustart gehofft”

Warum nun doch zwei Listen in Laterns antreten? Dazu gibt es zwei Versionen. Was es nicht gibt: Eine Bürgermeisterdirektwahl.
Laterns Die einen hätten sie sich gewünscht, die anderen wollten sie offenbar nicht. Schon in Lech plädierte Bürgermeister Gerhard Lucian für eine Mehrheitswahl in der Hoffnung auf politisch ruhigere Fahrwasser. Entgegen seinem Wunsch sind es nun vier Listen ohne Bürgermeisterkandidaten geworden. In Laterns treten zwei Listen an, wobei „Für önschas Laterns“(FÖL) eigentlich gerne auf eine Kandidatur verzichtet hätte, wie Doris Zimmermann, Mitglied des Gemeindevorstandes, erzählt. Doch die “Gemeindeliste” von Bürgermeister Gerold Welte spielte ihr zufolge nicht mit. Welte widerspricht. FÖL habe Anfang Jänner nach Interessierten für ihre Liste gesucht und zum Mitmachen aufgerufen. „Dann kam offenbar ein Umdenken.“ Warum wisse er nicht, sagt Welte. Vielleicht hätten sich zu wenige gemeldet, mutmaßt der Bürgermeister. „Kurz bevor wir unsere Wahlvorschläge eingebracht haben, ist ‚Für önschas Laterns‘ mit dem Vorschlag der Mehrheitswahl auf uns zugekommen.“ Der Zeitpunkt war zu knapp, erinnert sich der Bürgermeister. Er hätte – wie er sagt – einer Mehrheitswahl einiges abgewinnen können. Zimmermann wiederum hält Weltes Version der Geschichte für eine Ausrede.

Eigenheit Mehrheitswahl
Die Mehrheitswahl ist ein Vorarlberger Unikum. Diese wird in Gemeinden abgehalten, in denen keine Wahlvorschläge eingebracht worden sind. Das ist heuer in 13 Ortschaften der Fall, nämlich in Blons, Bürserberg, Dalaas, Innerbraz, Klösterle, Raggal, Bizau, Mellau, Reuthe, Schnepfau, Schröcken, Warth und Viktorsberg. Bei der Mehrheitswahl werden Namen von Gemeindebürgerinnen und -bürgern auf einen leeren Stimmzettel geschrieben. Wer die meisten Stimmen erhält, gilt als gewählt. Wer Bürgermeister wird, bestimmen in Folge die gewählten Gemeindevertreter und -vertreterinnen.
Frischer Wind gewünscht
Doris Zimmermann sieht in der Mehrheitswahl eine Chance frischen Wind in die Gemeinde zu bringen. „Wir mussten feststellen, dass viele junge Menschen Interesse hätten, mitzuarbeiten. Nur wollen sie sich nicht auf der einen oder anderen Liste positionieren müssen“, meint sie. Viele hätten den Eindruck, dass in Laterns nurmehr gestritten werde. Eine Mehrheitswahl hätte die Möglichkeit auf einen Neustart geboten, sagt Zimmermann.

Bürgermeister Welte ortet keine sonderlich schlechte Stimmung, betont aber auch, dass „wir darauf schauen müssen, in den kommenden fünf Jahren harmonisch und sachlich zusammenzuarbeiten.“ Eine wertschätzende politische Kultur sei ausschlaggebend, um politischen Nachwuchs zu finden.
Am 16. März haben die Laternserinnen und Laternser die Wahl, für welche Liste sie stimmen. Den Bürgermeister können sie nicht direkt wählen, da weder die Gemeindeliste noch FÖL einen Kandidaten aufgestellt haben. Die neu gewählte Gemeindevertretung hat somit das letzte Wort.
Mehrere Listen und keine Bürgermeisterdirektwahl: Das ist keine Laternser Eigenheit. Auch in Sulzberg ist das so, wo die Liste Sulzberg, die Thaler Liste und Sulzberg JETZT ohne Bürgermeisterkandidat ins Rennen ziehen. Gleiches gilt für Lech, nur sind es dort vier Listen ohne Bürgermeister-Direktwahl geworden: die Liste Lech, Unser Dorf, Zukunft wagen und Gemeinsam für morgen.