Nur Frauen auf Vandanser Liste: “Das bringt bessere Entscheidungen”

In den Gemeinden fehlt oft die weibliche Perspektive. Zu lange wurde nicht gesehen, welche Last auf den Schultern vieler Frauen liegt, sagt Listenerste Nicole Ender-Jöchl.
Vandans Sie stellen die Hälfte der Einwohner, sind aber nur zu einem Fünftel in der Gemeindestube vertreten. Eine Gruppe von Frauen in Vandans will mehr Mitsprache und dies mit der Liste „Zukunft Vandans“ erreichen. Sie setzt sich aus 15 Personen zusammen, alle sind weiblich. Das ist keine Absicht, erklärt Spitzen- und Bürgermeisterkandidatin Nicole Ender-Jöchl. „Die Männer haben gesagt: Es ist Zeit, dass unsere Töchter und Frauen jetzt im Vordergrund stehen. Sie unterstützen uns tatkräftig im Hintergrund.“
Eine Minderheit
Frauen sind in der Gemeindepolitik weiterhin eine Minderheit. Von 96 Städten und Gemeinden werden in Vorarlberg gerade einmal acht von einer Bürgermeisterin geführt. Nach Recherchen des Historikers Wolfgang Weber gibt es 30 Vizebürgermeisterinnen und 70 Gemeinde- oder Stadträtinnen. Eine Analyse der ÖVP-Parteizentrale zeigt, dass auch deutlich weniger Frauen als Männer in ein Rennen um das Bürgermeisteramt einsteigen. 130 Kandidaten gibt es heuer. Davon sind gerade einmal 21 weiblich.

Drei Listen in Vandans
Die Gemeindevertretung in Vandans zählt 24 Mitglieder, fünf davon sind Frauen. Bürgermeister ist Florian Küng (FPÖ), dessen Liste „Gemeinsam“ vor fünf Jahren 63,11 Prozent der Stimmen erhielt. Bei der Direktwahl erreichte Küng 66,34 Prozent. Die Liste „An frischa Loft“, die heuer wieder antritt, holte 2020 knapp 30 Prozent. Die Grünen scheiden in Vandans aus. Stattdessen will es die Liste von Nicole Ender-Jöchl wissen. Diese sei vollständig parteiunabhängig, erklärt sie. Wobei: ein bekanntes Gesicht scheint auf – die frühere Grünen-Landtagsabgeordnete Nadine Kasper, deren Parteimitgliedschaft mit Ablauf des Februars aber Geschichte sein soll.

Gerechtere Entscheidungen
Die 41-jährige Nicole Ender-Jöchl feiert mit „Zukunft Vandans“ ihre Premiere in der Politik. Sie arbeitete lange Zeit im Sportmanagement und ist nun als Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Caritas Vorarlberg tätig. „Wir wollen mitwirken und mitgestalten und versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen, andere Perspektiven einzubringen und Veränderung aktiv anzustoßen“, sagt sie. „Bis jetzt wurden Entscheidungen oft aus einer Perspektive getroffen, die nicht alle Lebensrealitäten abbildet.“ Wichtige Erfahrungen und Ideen aus weiblicher Sicht gingen verloren. „Zu lange wurde nicht gesehen, welche Last auf den Schultern vieler Mütter liegt.“ Familie und Beruf müssten gut vereinbar sein und Kinderbetreuungstarife leistbar werden, fordert Ender-Jöchl. Ebenso brauche es mehr Unterstützung in der Care-Arbeit. Frauen, die tragende Säulen vieler Vereine seien, dürften nicht übersehen werden. Ender-Jöchl fordert eine Vereinekarte, die Vergünstigungen garantiert. Und: Entscheidungen gehörten schneller und zuverlässiger getroffen, ob in Sachen Umbau Kinderbetreuung oder dem neuen Standort für die Feuerwehr. „Wir investieren zu viel Geld und Zeit in Machbarkeitsstudien, anstatt Nägel mit Köpfen zu machen.“ Mehr Frauen in der Politik würden zu besseren und gerechteren Entscheidungen führen, ist Ender-Jöchl überzeugt. „Frauen sind es gewohnt, schnell handeln zu müssen, mitzudenken und sich zu vernetzen.“