Diskussion rund um Spinne oder Lebensader in Feldkirch

In Feldkirch treten am 16. März fünf Listen an. Die VN, VOL.at und Ländle TV haben sie zur Diskussion eingeladen.
Schwarzach Die Verkehrsentlastung ist und bleibt das brennende Thema in Feldkirch. Auch vor der Gemeindewahl am 16. März bewegt es die Menschen. Magdalena Raos (Vorarlberger Nachrichten) diskutierte darüber mit den Spitzenkandidaten: Das sind der amtierende Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP), Andrea Kerbleder (FPÖ), Clemens Rauch (die Grünen), Fabienne Lackner (Neos) und Stefan Spangenberg (SPÖ).

Rädler hat das Bürgermeisteramt erst Mitte 2024 von Wolfgang Matt übernommen. Sein Blick geht aber schon bis 2030: Die Verkehrsentlastung und den Stadttunnel nennt er als Schwerpunkte. Kerbleder will die erste Bürgermeisterin von Feldkirch werden. Rauch hat als Ziel, das “sensationelle Ergebnis von 2020 zu stabilisieren” und über 20 Prozent zu bleiben. Spangenberg ist erst in diesem Jahr nachgerückt und gilt noch als unerfahren in der Gemeindepolitik. Er verweist jedoch auf sein starkes Team. Lackner will eine Gemeindepolitik, die “nicht nur bis zur Ortstafel denkt”.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Stadttunnel im Fokus
Der Stadttunnel dominiert die erste Hälfte der Diskussion. Spangenberg will sich in der Diskussion nicht dezidiert für das umstrittene Projekt aussprechen: “Ich denke jedenfalls, dass die Stadt profitieren kann, wenn es weniger Verkehr und Lärm gibt.” Rädler sieht den Stadttunnel weniger als Spinne – wie ihn Kritiker nennen, denn als “Lebensader”. In Tisis würde etwa ein Stadtzentrum entstehen können. Ganz klar dafür ist auch die FPÖ. Für Kerbleder ist der Stadttunnel ein “wichtiges Zukunftsprojekt”. Es gebe dadurch eine direkte Anbindungen zum Landeskrankenhaus Feldkirch.

Rauch setzt hingegen die Millionen-Kosten des Stadttunnels in Relation: “Gerade letzte Woche hat das aks Vorarlberg gesagt, eine Millionen Euro einsparen zu müssen. Dadurch verlieren 500 bis 600 Kinder ihren psychiatrischen Betreuungsplatz. Wir können uns diesen Tunnel in dieser Form einfach nicht leisten.” Er rät dazu, sich auf die Klimaziele zu konzentrieren. Das reduziere den Individualverkehr automatisch, und zwar weitaus günstiger. Lackner betont, dass Feldkirch zwar eine Verkehrsentlastung brauche: “Gleichzeitig haben die Neos immer auf eine günstigere und modernere Lösung gepocht. Wir werden nicht applaudieren, wenn das Ganze fertig gebaut ist.” Es bräuchte viel mehr ein digitales Verkehrsmodell wie in der Schweiz, das Verkehrsströme genauer lenkt und moderne Verkehrspolitik, die Bus, Bahn, Auto und Fahrräder gemeinsam denkt.

Wahlfreiheit bei Kinderbetreuung
Ein anderes heiß diskutiertes Thema war die Kinderbetreuung. Das Land hat sich den Ausbau auf die Fahne geschrieben, es klappt nicht überall gleich gut. “Unser Ziel müsste sein, die frühkindliche Bildung zu stärken”, sagt Lackner. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf pocht sie auf Stärkung. Sie fordert daher eine Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg. Der diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger Spangenberg berichtet, dass auch im Landeskrankenhaus Feldkirch im Betriebskindergarten die Nachfrage sehr hoch ist. Obwohl die Plätze verdoppelt wurden, gebe es eine Warteliste. “Speziell in Bezug auf den Fachkräftemangel wird das in Zukunft essentiell sein”, sagt er.

Rädler sieht Feldkirch hingegen “gut aufgestellt”. Allein in diesem Jahr würden 20 Millionen Euro in Bildungseinrichtungen investiert. Drei neue Kindergärten werden gerade gebaut. “Man hat zu lange zugesehen und zu wenig investiert”, entgegnet Rauch. Druck kam erst durch die schwarz-grüne Landesregierung. Kerbleder, Familiensprecherin der FPÖ in Landtag, betont, dass die FPÖ “echte Wahlfreiheit” will. Sie befürworte daher den Ausbau des Familienzuschusses.
