Eine Begegnungszone teilt die Kirchstraße und die Politik in Bregenz

Politik / 02.03.2025 • 09:00 Uhr
Kirchstraße
Die Kirchstraße gen Norden. Es zeichnen sich zwei Lager ab – aber auch eine Basis für einen Kompromiss. VN/Rauch

In der Kirchstraße hat die bestehende Fußgängerzone Kritiker und Verteidiger. Doch zwischen den Zeilen hört man auch Kompromissbereitschaft.

Bregenz Die Fußgängerzone in der Kirchstraße ist nicht erst jetzt aufgrund der anstehenden Gemeindevertretungswahlen ein Politikum. Seit Jahren stemmt sich eine Gruppe von Personen rund um Apotheker Werner Braun gegen die Fußgängerzone. Pünktlich zur Wahl machen sie wieder mobil, ihre Hoffnung: Eine Machtverschiebung im Stadtparlament, die ihre Wünsche für Begegnungs- statt Fußgängerzonen erfüllt.

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Auf der Wunschliste steht die Rückkehr des Automobils in der Römerstraße, Maurachgasse, Schulgasse. In der Rathausstraße und der Kirchstraße sollte die Begegnungszone bis zur jeweiligen Apotheke reichen. Die obere Kirchstraße vom Hirschen bis zur Kreuzung mit der Thalbachgasse und die Anton-Schneider-Straße würden weiterhin als Fußgängerzonen erhalten bleiben. Der Status Quo: Besagte Straßen sind derzeit Fußgängerzonen. In der Römer- und Kirchstraße verkehrt ein Stadtbus, bis 10 Uhr gelten diese an Werktagen bereits jetzt als Begegnungszonen.

Bergauf schätzt man die Fußgängerzone

Kirchstraße
Markus Scholz sieht die Fußgängerzone als großen Gewinn für die Kirchstraße. VN/Rauch

“Ich bin absolut für die Fußgängerzone”, erklärt Markus Scholz. Er ist mitverantwortlich am Leerstand in der Römerstraße – er zog auch in die Kirchstraße, aus dem “Römer VII” wurde das “Hofrat”. Sein Concept Store profitiert von Touristen und vorbeiflanierenden Passanten. Eine attraktive Fußgängerzone sieht er daher als Erfolgsfaktor. Patrick Roth, Glaskünstler am oberen Ende der bestehenden Fußgängerzone, spricht sich kategorisch für diese aus. “Der Sinn ist nicht, dass die Leute groß rundum fahren, sondern gar nicht fahren”, betont er. Dass Innenstädte zu kämpfen hätten, liege nicht an mangelnden Parkplätzen, sondern an Inflation und geändertem Konsumentenverhalten. “Die Menschen erwarten sich Innenstädte mit interessanten Geschäften zum Schaufensterbummeln am Sonntag”, ist er überzeugt, dass die gute alte Zeit der Innenstädte so schnell nicht wiederkommt.

Kirchstraße
Patrick Roth ist seit bald einem Jahrzehnt in der Kirchstraße. Er sieht nicht, wie eine Begegnungszone für Innenstädte besser als Fußgängerzonen sein sollten. VN/Rauch

Längst nicht jeder Händler will in die Zeitung. Die Debatte sei zu sehr politisch aufgeladen, hört man etwa. Es zeichnen sich jedoch Muster ab: Wer leicht tragbare Waren verkauft und auch für Laufkundschaft interessant ist, bevorzugt oft die Fußgängerzone. Diese finden sich oft in der engeren Kirchstraße. Viele berichten von früher unerträglichem Durchzugsverkehr, der Kunden fernhielt. Wer an seiner Ware schwer zu tragen hat oder leichter erreichbare Konkurrenz fürchtet, ist offener für die Begegnungszone – und ist meist näher zur Römerstraße.

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Die Politik selbst ist gespalten: SPÖ, Grüne und Neos sind eher für das bestehende Konzept. Die FPÖ stellt eine “Optimierung” des Status Quo in Aussicht. Die ÖVP will es von Experten evaluieren lassen, die Wirtschaftsgemeinschaft war bei der Erweiterung zumindest für für die Fußgängerzone.

Eine Lösung, die sich einige Handelstreibende in der Kirchstraße vorstellen könnten, formuliert Scholz: “Ich habe mit dem Römer VII alle Möglichkeiten kennengelernt. Durch die sehr breiten Gehsteige dort, war der Unterschied zwischen Begegnungs- und Fußgängerzone kaum spürbar”, betont er. Die Römerstraße würde daher kaum verlieren, wenn diese zur Begegnungszone mit Kurzparkplätzen würde. Und die enge Kirchstraße könnte zur Gänze Fußgängerzone bleiben, die Wege wären dann auch für die autofahrende Kundschaft kurz genug. Die Frage wäre dann nur, wo die Fußgängerzone endet: Schon in der Kurve oder erst bei der Apotheke.