Wie Kandidaten ohne Wahlsieg trotzdem Bürgermeister werden können

Politik / 09.03.2025 • 14:31 Uhr
Gemeinderatswahlen Vorarlberg 2020: Stichwahl Bürgermeister in Bludenz
Bald wird wieder gewählt. In manchen Orten führt das zu kuriosen Situationen. VN/Lerch

Das Gemeindewahlgesetz sorgt in Gemeinden mit einem Bürgermeisterkandidaten für eine kuriose Situation.

Michael Prock, Birgit Entner-Gerhold

Schwarzach 1542 Stimmen waren gültig. 822 davon entfielen auf Angelika Schwarzmann. Die restlichen 720 Stimmen gingen an niemanden. Das war knapp für die einstige Bürgermeisterin aus Alberschwende. Ihr Ergebnis vor fünf Jahren: 53,31 Prozent – obwohl sie die einzige Kandidatin war. Wäre sie unter die 50 Prozent gerutscht, hätte die Gemeindevertretung entscheiden müssen, wer künftig Bürgermeister oder Bürgermeisterin der Gemeinde wird. Selbst, wenn es der selbe Kandidat ist.

So knapp wie in Alberschwende ging es 2020 in keiner Gemeinde aus. Gerhard Beer wurde als alleiniger Kandidat in Hittisau mit 61,22 Prozent gewählt, Gerold Mähr erhielt in Düns 62,7 Prozent, Harald Witwer in Thüringen 66,39 und Thomas Zudrell in Silbertal 69,75 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums stehen Bernhard Kleber mit 87,61 Prozent in Andelsbuch, Martin Vallaster mit 89,95 Prozent in Bartholomähberg, Hubert Josef Graf mit 92,74 Prozent in Bezau, Michael Amann mit 94,68 Prozent in Röns und Walter Moosbrugger mit 97,03 Prozent in Bildstein.

Dass es nur einen Kandidaten bei der Bürgermeister-Direktwahl gibt, kommt auch heuer in mehreren Gemeinden vor. In 29 Orten ist dies der Fall, in 28 davon treten Männer als alleinige Bürgermeisterkandidaten an, in Rankweil steht Katharina Wöß-Krall als einzige Frau in ganz Vorarlberg alleine auf dem Wahlzettel.

In 22 Gemeinden mit einem einzigen Bürgermeister-Kandidaten gibt es auch nur eine Liste. Dazu zählen zum Beispiel Fontanella, Silbertal, Bezau, Schwarzach, Fraxern und Schnifis. Aus zwei Listen und einem Kandidaten können die Bürgerinnen und Bürger in Bartholomäberg und Alberschwende wählen. Drei Listen und eine Person bei der Direktwahl gibt es in Frastanz, Göfis und Schlins. Vier Listen sind es Lauterach und Rankweil. Die dortigen aktuellen Bürgermeister – Elmar Rhomberg und Wöß-Krall – gehen ohne Herausforderer ins Rennen.

In diesen Gemeinden wird auf dem Stimmzettel der Name des Bürgermeisters mit zwei Feldern zu sehen sein: einmal Ja, einmal Nein. Mehr als 50 Prozent müssen zustimmen, sonst steht die Gemeinde vor einem Problem. Allerdings ein leicht lösbares: Denn dann bestimmt die Gemeindevertretung den neuen Bürgermeister – so ist es im Gemeindewahlgesetz geregelt. Dies könnte auch der Kandidat sein, der von der Bevölkerung abgelehnt wurde. Der muss nämlich Erster auf der Parteiliste sein, wird also jedenfalls in die Gemeindevertretung gewählt. Allerdings dürfte dies realpolitisch kaum passieren, ist Verfassungsjurist Peter Bußjäger überzeugt. Die Gemeindevertretung müsste wohl einen anderen Kandidaten suchen.

Gemeinden mit einem Kandidaten bei der Direktwahl 2025

Bezirk Bludenz

Bartholomäberg: Martin Vallaster (2 Listen)

Fontanella: Werner Konzett (1 Liste)

Gaschurn: Daniel Sandrell (2)

Lorüns: Andreas Battlog (1)

Silbertal: Thomas Zudrell (1)

Sonntag: Stefan Nigsch (1)

St. Anton im Montafon: Helmut Pechhacker (1)

Tschagguns: Gerhard Vonier (1)

Bezirk Bregenz

Alberschwende: Klaus Sohm (2)

Bezau: Hubert Josef Graf (1)

Bildstein: Walter Moosbrugger (1)

Buch: Martin Franz (1)

Doren: Guido Flatz (1)

Eichenberg: Nico Flachsenberger (1)

Hittisau: Gerhard Beer (1)

Kennelbach: Christoph Vogelmann (1)

Lauterach: Elmar Rhomberg (4 Listen)

Lingenau: Philipp Fasser (1)

Möggers: Lukas Greussing (1)

Schwarzach: Thomas Schierle (1)

Schwarzenberg: Anton Josef Schmid (1)

Sibratsgfäll: Martin Bereuter (1)

Bezirk Feldkirch

Frastanz: Walter Gohm (3 Listen)

Göfis: Thomas Lampert (3)

Rankweil: Katharina Wöß-Krall (4)

Satteins: Andreas Dobler (1)

Schlins: Wolfgang Lässer (3)

Schnifis: Simon Lins (1)

Sulz: Michael Schnetzer (1)

Weiler: Simeon Summer (1)