Sieben Stichwahlen mit keinen aber kleinen Wahlempfehlungen

Was Taylor Swift mit den Vorarlberger Gemeindewahlen zu tun hat und wie sich die drittplatzierten Direktwahlkandidaten positionieren.
Birgit Entner-Gerhold, Michael Prock
Schwarzach So mächtig ist nicht einmal Taylor Swift. Trotz ihrer Wahlempfehlung für Kamala Harris heißt der US-Präsident nun Donald Trump. “Soweit ich die Forschungsdaten kenne, war die Wahlempfehlung auch immer ein Mythos”, sagt Politologe Peter Filzmaier. In Vorarlberg scheint sie auch nicht sonderlich in Mode zu sein. Keiner der drittplatzierten Kandidaten in den sieben Stichwahlgemeinden gibt eine Empfehlung ab, wenngleich manche klare Präferenzen äußern. Vor allem seitens der Grünen sind diese erkennbar.

Kickl und Feldkirch?
Etwa in Feldkirch: Dort stehen sich Manfred Rädler (ÖVP) und Andrea Kerbleder (FPÖ) in der Stichwahl gegenüber. Grünen-Spitzenkandidat Clemens Rauch will keine direkte Wahlempfehlung abgeben, sagt aber: “Eine FPÖ-Bürgermeisterin wäre das falsche Signal für Feldkirch. Man muss sich entscheiden, ob man mit Herbert Kickl gemeinsam in einer Partei ist oder eine moderne, lebenswerte Stadt leiten möchte.” Beides zusammen sei nicht vereinbar.

In Götzis, wo Manfred Böhmwalder (ÖVP) und der parteifreie Christoph Längle in der Stichwahl stehen, hoffen die Grünen auf Veränderung, wobei sie diese Hoffnung nicht mit einer direkten Wahlempfehlung in Verbindung bringen. „Wer allerdings einen Kulturwandel möchte, kann nicht Böhmwalder wählen“, sagt Spitzenkandidat Thomas Ender.

Auch in Nenzing halten sich die Grünen von einer Wahlempfehlung fern, lassen aber Präferenzen für Michael Hartmann durchblicken. Am Ende seien jedoch starke Partner auf beiden Seiten wichtig, sagt der Drittplatzierte Christoph Seeberger.

Mobilisierung auf allen Seiten
“Sinn der Wahlempfehlung ist die Mobilisierung”, sagt Peter Filzmaier. Zieht der gewünschte Kandidat nicht in die Stichwahl ein, bleibt man eher zuhause. “Wenn aber mein ursprünglich gewählter Kandidat wen anderen empfiehlt, gehe ich vielleicht eher zur Stichwahl.” Gleichzeitig sei eine gegenteilige Wirkung möglich. Sollte sich ein FPÖ-Kandidat für den ÖVP- und nicht SPÖ-Kandidaten aussprechen, könnte möglicherweise ein Grünwähler “jetzt erst recht” den Roten wählen.

Der Freiheitliche Christoph Waibel gibt für die Dornbirner Stichwahl keine Wahlempfehlung ab. “Ich werde mich da raushalten”, sagt der Drittplatzierte der Bürgermeister-Direktwahl in Dornbirn. Eine Präferenz für Julian Fässler (ÖVP) oder Markus Fäßler (SPÖ) werde er nicht äußern. Die Wählerinnen und Wähler seien mündig genug.

Gleiches betont Grünen-Kandidat Simon Vetter in Lustenau, der den Einzug in die Stichwahl knapp verpasste. Nun stehen Patrick Wiedl (ÖVP) und Martin Fitz (FPÖ) zur Wahl. “Unsere Hand ist jedenfalls ausgesteckt.” Auch in Hard gibt es keinen Aufruf für die eine oder andere Partei: “Wir bleiben auch nach der Wahl unseren Werten Fairness, Transparenz und gegenseitige Wertschätzung treu und geben deshalb keine Wahlempfehlung ab”, sagt Gabriele Büchele von den Grünen.

“Offen in Lochau”
Offen bleibt die Frage in Lochau, wo die FPÖ-Wähler das Zünglein an der Waage sein könnten. Drei Kandidaten traten zur Direktwahl an, wobei Bürgermeister Frank Matt (Grüne) 45,1 Prozent erhielt und gegen Stephan Schnetzer (ÖVP) mit 43,9 Prozent in die Stichwahl zieht. FPÖ-Kandidat Karl-Heinz Lau überzeugte bei der Direktwahl elf Prozent der Wählerinnen und Wähler. Ob er ihnen eine Präferenz mit auf den Weg geben will, ist nicht überliefert. Für die VN war Lau nicht mehr erreichbar, seit er zu Beginn der Woche um Bedenkzeit gebeten hat.
Filzmaier gibt zu bedenken, dass in den Stichwahl-Gemeinden die Mehrheit wohl wisse, wo die Präferenzen der ausgeschiedenen Kandidatinnen und Kandidaten liegen. “Sowas spricht sich herum.” Ähnlich wie die Wahlempfehlung von Taylor Swift. Der Unterschied: So sehr wie bei Donald Trump werden die Emotionen wohl nicht übergehen. Er teilte mit, dass er Taylor Swift nun hasse. Solche Reaktionen wären für die Vorarlberger Gemeindepolitik mehr als untypisch.