Stichwahlen haben Tradition: In manchen Gemeinden sind sie besonders häufig

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die erste Stichwahl in Vorarlberg stattgefunden hat. Wie schon damals ist Lustenau auch heuer wieder mit dabei.
Schwarzach Seit 25 Jahren gibt es nunmehr die Bürgermeisterdirektwahl in Vorarlberg. Und seither gehören auch Stichwahlen dazu. Diese werden abgehalten, wenn kein Kandidat und keine Kandidatin im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht. Die ersten vier Stichwahlen fanden im Jahr 2000 in Bludenz, Bludesch, Lustenau und Weiler statt, erklärt Historiker Wolfgang Weber: „In Bludenz hat die Stichwahl den 1995 erfolgten Machtwechsel von der SPÖ zur ÖVP bestätigt.“ ÖVP-Bürgermeister Othmar Kraft setzte sich gegen den SPÖ-Herausforderer Gunnar Witting durch. In Lustenau musste die langjährige Bürgermeisterpartei FPÖ bereits 2000 und 2005 in eine Stichwahl – 2010 erfolgte (ohne Stichwahl) schließlich der Machtwechsel zur ÖVP mit Kurt Fischer. In Weiler gewann Mechtild Bawart 2000 die Wahl und wurde nach Anna Franz die zweite Bürgermeisterin in der Vorarlberger Kommunalwahlgeschichte, führt Weber außerdem aus.

„Prägende und kontroverse Stichwahlen gab es vor allem dort, wo sie immer wieder stattfanden. In 25 Jahren Stichwahlgeschichte gab es solche in 18 Gemeinden. In Bludenz, Hard und Lustenau gleich dreimal bei sechs Wahlgängen“, blickt der Historiker zurück.
In der Regel gewannen die amtierenden Bürgermeister, die in eine Stichwahl mussten, diese auch. Nur in Weiler im Jahr 2000, in Thüringen 2010 und in Hohenems 2015 setzte sich der Herausforderer bzw. die Herausforderin durch, erklärt Weber. Auch heuer ist das Rennen keineswegs für alle Amtsinhaber gemacht. In Hard, wo Bürgermeister Martin Staudinger gegen René Bickel in die Stichwahl muss, ist alles offen. Ebenso in Lochau, wo Bürgermeister Frank Matt und Stephan Schnetzer gegeneinander antreten. In Feldkirch steht Bürgermeister Manfred Rädler Andrea Kerbleder gegenüber, in Götzis muss Bürgermeister Manfred Böhmwalder mit Christoph Längle in die zweite Runde.

Für alle Kandidatinnen und Kandidaten wird es wahlentscheidend, zu mobilisieren – erstens Wählerinnen und Wähler anderer Parteien, aber auch Nichtwählerinnen und -wähler generell. Im Vergleich zur ersten Runde der Bürgermeisterdirektwahl fällt die Wahlbeteiligung bei Stichwahlen schon einmal geringer aus. Wählerinnen und Wähler könnten sich entmutigt fühlen, wenn jene Person ausgeschieden ist, die sie ursprünglich gewählt hatten, sagt der Historiker.
Übrigens: Als die Bürgermeisterdirektwahl im Jahr 2000 eingeführt wurde, galt im Land noch die Wahlpflicht. Seit es die Wahlpflicht nicht mehr gibt, rasselt die Beteiligung dramatisch in den Keller. In Feldkirch nahm nicht einmal die Hälfte aller Wahlberechtigten an der Bürgermeisterdirektwahl teil.
Stichwahlen in Vorarlberg
2000: Bludenz, Bludesch, Lustenau, Weiler
2005: Bregenz, Dalaas, Hard, Lustenau, Satteins
2010: Göfis, Hörbranz, Thüringen
2015: Bludenz, Hohenems, Hörbranz
2020: Bludenz, Bregenz, Feldkirch, Hard, Lech, Lochau
2025: Dornbirn, Feldkirch, Götzis, Hard, Lochau, Lustenau, Nenzing