Haarscharfes Rennen in Hard: Staudinger bleibt Bürgermeister

Nur 35 Stimmen trennen die beiden Kontrahenten. Sie geben sich versöhnlich.
Hard In der Bodenseegemeinde Hard geht es nach Wahlschluss beschaulich zu. Vor dem Rathaus ist kaum jemand zu sehen. Nur eine Gruppe Schafe quert die Straße. Die Hüterin muss die frechen Tiere davon abhalten, die Pflanzen vor dem Amtsgebäude anzuknabbern. In der Amtsstube herrscht hingegen Hochbetrieb. In der Auszählung zeichnet sich schnell ab: Es wird knapp, ganz knapp. Als erste Trends aus anderen Gemeinden bekannt werden, traut sich in Hard noch immer niemand, eine Prognose abzugeben. Bürgermeister Martin Staudinger (“Mitanand für Hard”) und Herausforderer René Bickel (“Zukunft Hard”) sind angespannt. Wer wird das Rennen machen?

Knappe Sache
Am Ende trennen die beiden Kontrahenten nur 35 Stimmen. Staudinger gewinnt haarscharf, er bleibt Bürgermeister. Insgesamt entfallen 50,34 Prozent der Stimmen auf ihn, auf Bickel wiederum 49,66 Prozent. 5277 Harderinnen und Harder haben abgestimmt, die Wahlbeteiligung beträgt 52,1 Prozent, niedriger als im ersten Wahlgang.
Staudinger ist sichtbar erleichtert. “Es war schon klar, dass es ein spannendes Rennen wird”, sagt er im Wahlstudio von VN, VOL.at und Ländle TV. Der Verlierer nimmt es sportlich und gratuliert dem Amtsinhaber. “Ich habe eine Riesenfreude, dass mich über 2500 Harderinnen und Harder gewählt haben.” Ob er künftig unter Staudinger den Vizebürgermeister machen möchte, gibt er noch nicht preis. Er werde auch in den kommenden fünf Jahren mit seinem Team für Hard arbeiten, sagt Bickel. In welcher Funktion, werde sich in der konstituierenden Sitzung zeigen. In der Gemeindevertretung ist “Zukunft Hard” mit 13 Mandaten stärkste Kraft. Staudingers “Mitanand für Hard” hält acht, die Grünen sechs, die FPÖ vier und die Neos ein Mandat. Auch “JA für Hard”, eine Abspaltung von Staudingers Liste, hält ein Mandat. Für den Amtsinhaber war die Ausgangssituation also nicht leicht. In der ersten Runde der Bürgermeisterwahl am 16. März lag Bickel noch vor ihm. Doch Staudinger ist es gelungen, den Trend umzukehren.

Überparteilichkeit großgeschrieben
Damit geht auch in Hard eine hitzige Wahlauseinandersetzung zu Ende. Die Finanzen, leistbares Wohnen, die Zukunft vom Seniorenhaus am See oder des Thaler-Areals prägten den Wahlkampf. Staudinger gehört der SPÖ an, Bickel kommt aus der ÖVP. Beide Kandidaten setzten auf Überparteilichkeit. Insbesondere Bickels Liste “Zukunft Hard” erklärte dezidiert, keine ÖVP-Liste zu sein, kandidierte aber auf einem Ticket der früheren Harder Volkspartei. Deshalb hat der frühere Gemeindepolitiker Anton Weber die Wahl angefochten. Eine neue Liste braucht 100 Unterstützungserklärungen, diese habe die Liste nicht vorgelegt, lautet die Argumentation.

Bickel betont am Wahlsonntag: “Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es in einer Gemeinde keine Parteipolitik geben sollte. Deshalb haben wir uns geöffnet.” Die Landeswahlbehörde sieht sich jedenfalls nicht zuständig. Der Verfassungsgerichtshof müsse entscheiden. Das kann dauern. Sollte das Höchstgericht der Anfechtung Recht geben, könnte es aber durchaus sein, dass die Harderinnen und Harder noch einmal abstimmen müssen.
Doch das ist am Wahlsonntag noch völlig ungewiss. In der Marktgemeinde stehen die Zeichen nach einer intensiven Auseinandersetzung mit gegenseitigen Vorwürfen nun erst einmal auf Versöhnung. So appelliert der alte neue Bürgermeister an die anderen Kräfte, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. “Ich lade alle Fraktionen dazu ein, den Wahlkampf beiseitezuschieben, Hard wieder zu vereinen, hinter Hard zu stehen und sich um gute Lösungen zu bemühen.”