Die letzten Nahversorger: “Wir machen die Dorfzentren lebenswert”

Land zahlt Dorfläden Strukturförderung. So sollen sie überleben. Das Geld diene dem täglichen Tun, sagt Kaufmann Klaus Kramer.
Bregenz, Doren Die Dorfläden von Klaus Kramer sind nicht nur mit allem ausgestattet, wonach das tägliche Leben ruft. Sie sind auch soziale Treffpunkte, Orte der Begegnung, wie er sagt. Das mache seine Arbeit aus, betont Kramer, der seit drei Jahren den Sparmarkt in Riefensberg und seit sieben Jahren jenen in Doren leitet.
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Klaus Kramer gehört zu jenen Personen im Land, welche die Nahversorgung in Vorarlberg aufrechterhalten. So unterschiedlich die Gemeinden sind, so unterschiedlich sind die Umstände, unter denen die „Lädele“ im Land laufen, berichtet der Kaufmann. Lage, Umsatz, Frequenz, Tourismus sind die eine Sache. Die andere Sache sind die Förderungen. Manche Gemeinden übernehmen die Mietkosten für ihre Dorfläden, andere beteiligen sich, manche schießen Geld zu, andere nehmen die Sache selbst in die Hand.
Unterstützung für 49 Läden
Das Land zahlt bei der Nahversorgung ebenso mit. „Das letzte Lebensmittelgeschäft im Dorf kann eine Unterstützung zum Überleben erhalten“, beschreibt Landeshauptmann Markus Wallner. 49 Läden haben im vergangenen Jahr davon profitiert. Das Land hat ihnen unterm Strich 1,58 Millionen Euro ausbezahlt. „Heuer wird es ähnlich sein.“ Gefördert werden Einzelhändler mit Vollsortiment, deren Jahresumsatz unter 2,5 Millionen Euro bleibt und die Verkaufsfläche 400 Quadratmeter nicht übersteigt. Es gibt Investitionszuschüsse von bis zu 250.000 Euro, Betriebskostenzuschüsse von maximal 27.400 Euro und Zuschüsse für Zustelldienste.

Die größte Summe ging 2024 nach Buch. Zur Errichtung eines neuen Dorfladens stellte das Land der Gemeinde 150.000 Euro zur Verfügung. Hinzu kam ein Betriebskostenzuschuss von 27.500 Euro. Vorarlbergweit sind die Auszahlungsbeträge völlig unterschiedlich, von 6000 Euro für Kosmann-Wörndle in Sulzberg, 14.000 Euro für Ronald Jenny in Innerbraz, 27.500 Euro für den Konsumverein Düns und Dünserberg, 33.905 Euro für die Gemeinde Schröcken und ihren Sparmarkt oder 25.000 Euro für den Dorfladen Viktorsberg.

Förderung zum “täglichen Tun”
Klaus Kramer erhielt im vergangenen Jahr 13.000 Euro Förderung für sein Geschäft in Doren und 27.000 Euro für jenes in Riefensberg (17.000 der Überweisung galt noch dem Jahr 2023). Die Förderung sei gut, nach mehr zu rufen, wäre vermessen, glaubt Kramer. Wichtig sei, dass die Förderung auf diesem Niveau bleibe. „Sie dient dem täglichen Tun. Ich versuche, sehr breit aufgestellt zu sein, für die Bevölkerung ein gutes Angebot im Ort zu bieten. Wir Nahversorger schaffen oft auch einen letzten Ort der Begegnung. Wir stärken die Dorfzentren. Wir machen sie lebenswert.“ Der Link zu den regionalen Partnern schaffe außerdem Kundenbindung. Regionale Produkte sind beliebt. In Doren bewirtschaftet Kramer ein Grundstück mit Gemüse, das er von Mai bis Oktober in seinen Märkten verkauft.

Einfacher wurde es für die Nahversorger nicht. Die Energiekosten sind explodiert. Die Struktur hat sich verändert. Die Inflation setzte ihnen zu. Die Bevölkerung ist im Konsum zurückhaltender.
Neun Orte ohne Vollsortiment
In Vorarlberg hat sich seit 1970 die Zahl der Geschäfte halbiert, während die Verkaufsfläche auf das Doppelte gewachsen ist. Mittlerweile ist es laut Wallner gelungen, den Rückgang der Zahl der Geschäfte einzubremsen. 99 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger haben mindestens ein Geschäft mit Komplettsortiment im Ort, heißt es in der Strukturerhebung der Wirtschaftskammer von Sommer 2024. 79 Prozent müssen nicht weiter als einen Kilometer bis zum nächsten Laden. Dauernd ohne Lebensmittelgeschäft sind laut der Erhebung neun Gemeinden. Dazu zählen Eichenberg, wo im Ort eine Grundversorgung durch die Metzgerei besteht, und Fraxern, wo das “Lädele” an drei Tagen pro Woche für einige Stunden geöffnet hat. Ebenso Möggers, Reuthe, Dünserberg, Röns, Lorüns, Stallehr und St. Anton.