Landwirtschaftskammerpräsident warnt: “Dürfen Konsumenten nicht dumm sterben lassen”

Politik / 23.04.2025 • 08:53 Uhr
Josef Moosbrugger
Josef Moosbrugger: “Bei den Bäuerinnen und Bauern gibt es aus den öffentlichen Haushalten nichts zu sparen.”

Josef Moosbrugger warnt vor dem Sparstift. Die Landwirte stünden wirtschaftlich enorm unter Druck. Die Herkunftskennzeichnung sei vor allem mit Blick auf den Freihandel überfällig.

Schwarzach Die Landwirtschaft spürt den Sparkurs doppelt, auch ohne Kürzungen der öffentlichen Hand. Konsumentinnen und Konsumenten sparen bei hochqualitativen und wertvollen Lebensmitteln, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger. „Gleichzeitig haben wir ein Problem bei der Einkommensentwicklung“. Moosbrugger prangert in diesem Zusammenhang die „Aktionitis und Rabattitis“ des Handels an. „Billig zählt. Das tut der Vorarlberger Landwirtschaft weh.“ Die Bäuerinnen und Bauern stünden derart unter Druck, dass es gar nicht möglich sei, den Sparstift bei ihnen anzusetzen. „Die Kosten steigen mehr, als der Markt hergibt“, bekräftigt er. „Daher meine Botschaft: Bei den Bäuerinnen und Bauern gibt es aus den öffentlichen Haushalten nichts zu sparen.“

Erst am Dienstag erklärte der zuständige Landesrat Christian Gantner, dass alle Förderungen auf ihre Notwendigkeit und ihren Nutzen hinterfragt würden. Festzuhalten sei allerdings, dass der Großteil der Landwirtschaftsförderungen, die direkt an die Bäuerinnen und Bauern gehen, durch europäische Programme fixiert sind. “Diese werden wir auch weiterhin beibehalten.” 

Rotstift bei der Landwirtschaftskammer

Die Landwirtschaftskammer selbst ist bereits vom Rotstift betroffen, wie Moosbrugger berichtet. Man habe die Förderbudgets für 2024 und 2025 reduzieren beziehungsweise nachbessern müssen. „Wenn der Weg so weitergeht, könnte es sein, dass bei ausscheidenden Personen nicht automatisch Nachbesetzungen stattfinden werden.“ Betroffen seien Förderungen quer über alle Fachverbände und Organisationen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von APA Livecenter angezeigt.

Groß ist die Sorge laut Moosbrugger außerdem vor den Folgen des möglichen Freihandelsabkommens mit den südamerikamischen Mercosur-Staaten. „Da gibt es aus Sicht der Landwirtschaft eine klare Haltung. Solange das Abkommen bei den Importen keine gleichen Standards fixiert und vorgibt, wie von uns gefordert, werden Waren importiert, bei denen mit Hormonen Fleisch produziert und Antibiotika eingesetzt wird sowie Pestizide verwendet werden, die bei uns längst verboten sind.“ All das käme dann bei uns in die Regale und auf die Teller. Hier brauche es Klarheit, betont der Kammerpräsident.

Blockadehaltung

Klarheit will auch der Landeshauptmann, der sich die Folgen eines möglichen Abkommens genau ansehen möchte: „Wir stehen dem Mercosur-Abkommen kritisch gegenüber, aber nicht total ablehnend.“ Man könne ein Handelsabkommen nicht per se vom Tisch wischen, sondern müsse prüfen, ob man die Bedenken ausräumen könne.

Moosbrugger fordert, „dass die Blockadehaltung für die Herkunftskennzeichnung gelockert wird“, sollte es je zu einem solchen Freihandelsabkommen kommen. Es sei längst überfällig, die Herkunft auch für verarbeitete Lebensmittel und für die Angebote in der Gastronomie offenzulegen. Warum es eine solche Kennzeichnung nicht gibt, verwundert ihn. „Die Bevölkerung hat ein Recht, zu wissen, woher die Lebensmittel kommen.“ Man dürfe die Konsumenten nicht dumm sterben lassen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.