Minister über Wolf: “Ich spreche mich gegen eine Verharmlosung aus”

Politik / 19.05.2025 • 17:06 Uhr
Minister über Wolf: "Ich spreche mich gegen eine Verharmlosung aus"
Der ÖVP-Politiker nimmt Stellung zur Kritik an den Änderungen zum Vollspaltenböden-Aus. Österreich habe hohe Tierschutzstandards. Die Produkte müssten aber auch verkauft werden können. VN/Paulitsch

Probleme dürften nicht weggeredet werden, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.

Schwarzach Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) ist in der neuen Bundesregierung auch für Klimapolitik zuständig. Im VN-Interview spricht er über gekürzte Förderungen, Tierwohl an der Supermarktkassa und Gefahren durch den Wolf.

Die Bundesregierung spart bei den Klimaförderungen. Das Klimaticket wird teurer, E-Autos ebenso, der Klimabonus fällt. Hat die Vorgängerregierung, der Sie ja auch angehört haben, zu wenig auf Treffsicherheit geschaut?

Ein Grund, warum die budgetäre Situation ist wie sie ist, liegt an der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung. Die Wirtschaftsprognosen sahen zunächst anders aus. Jedes Ministerium muss nun seinen Beitrag leisten. Gleichzeitig müssen wir den Kampf gegen den Klimawandel weiterführen. Es geht darum, die richtigen Maßnahmen zu setzen und mit jedem eingesetzten Fördereuro ein Maximum an Emissionsreduktion und wirtschaftlichen Investitionen auszulösen. Daher sind die Förderungen in einem ersten Schritt auf den Prüfstand zu stellen.

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Warum hat man dann nicht an anderer Stelle angesetzt? Der Pendlereuro wurde verdreifacht.

Mit bis zu 75 Prozent ist die Förderung “Raus aus Öl und Gas” sehr hoch angesetzt gewesen. Zu hoch. Der Klimabonus war wenig treffsicher, sondern hat praktisch nach dem Gießkannenprinzip funktioniert. Am Ende waren die Ausgaben doppelt so hoch wie die Einnahmen. Die Erhöhung beim Pendlereuro ist aus meiner Sicht fair. Da geht es darum, dass jene, die auf das Auto angewiesen sind, eine Unterstützung bekommen.

Minister über Wolf: "Ich spreche mich gegen eine Verharmlosung aus"

Es gibt eine neue Frist für das Verbot von Vollspaltenböden in der Schweinehaltung bis 2034. Tierschützer kritisierten die Regelung, sie verkehre das Verbot ins Gegenteil.

Erstens, wir legen in Österreich viel Wert auf Tierwohl und haben einen der höchsten Tierschutzstandards. Zweitens, wir wissen auch, dass am Ende nur Positives für das Tierwohl erreicht werden kann, wenn die Produkte am Markt auch gekauft werden. Ich kann nicht einseitig den Produzenten die Standards erhöhen und gleichzeitig spiegelt sich das im Absatz nicht wider. Nur ca. drei Prozent des verkauften Schweinefrischfleisches im Lebensmitteleinzelhandel ist zum Beispiel biologisch erzeugt. Die Novelle ist fordernd für die Betriebe, aber ein gangbarer Weg.

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Das EU-Parlament hat zugestimmt, dass der Schutzstatus für Wölfe gesenkt wird. Wie groß ist das Problem in der Alpwirtschaft?

Die Wolfspopulation ist zuletzt um jährlich 30 Prozent extrem angewachsen. Sie hat sich erholt, nun muss sie gemanagt und reguliert werden. Voraussetzung ist, dass der Schutzstatus im Rahmen der Flora-und-Fauna-Habitat-Richtlinie von „streng geschützt“ auf „geschützt“angepasst wird. Der nächste Schritt muss sein, sich anzusehen, wie die Populationen gemanagt werden können. Da setzen wir ein Monitoring mit den Bundesländern auf. Seit Jahren beobachten wir einen Rückgang der Almwirtschaft. Wenn die ganze Herde umkommt oder vermisst ist, denkt man zwei Mal darüber nach, ob man sich das antut.

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Die Vorarlberger Naturschutzanwältin plädiert für eine Versachlichung. Wenn man sich die konkreten Probleme ansehe, seien sie minimal.

Ich spreche mich gegen eine Verharmlosung und das Wegreden von Problemen aus, wenn es die Menschen betrifft, wenn es sogar zu Rissen im Siedlungsgebiet kommt. Wir haben eine Verantwortung für Gesellschaft, Bevölkerung, aber auch für den Naturschutz. Es geht um Balance.

Vorarlberg kämpft mit der Wild- und Rinder-TBC. Was kann der Bund machen?

Wir sind auf Bundesebene im Austausch mit den Behörden, mit den Veterinärbehörden, mit der zuständigen Gesundheitsministerin und Staatssekretärin. Es wird eine Task Force mit den Bundesländern eingerichtet. Am Ende braucht es einen Maßnahmenmix. Andererseits muss genau aufgeklärt werden, wie es zu den Infektionen kommt. Außerdem sind Anpassungen in den Wildbeständen nötig, Abschusspläne müssen erfüllt werden. Man braucht also alle Beteiligten: Von den Behörden bis hin zu den Veterinärmedizinern, den Bauern und der Jägerschaft.