Arbeit für Kinder- und Jugendanwalt wird immer mehr

Politik / 21.05.2025 • 16:16 Uhr
Arbeit für Kinder- und Jugendanwalt wird immer mehr
Christian Netzer hat viel zu tun. VN/Paulitsch

Zahl der Fälle steigt massiv. Christian Netzer fordert kürzere Obsorge- und Scheidungsverfahren.

Feldkirch, Bregenz Manche Gruppen sind in lauten Lobbys organisiert, Kinder und Jugendliche zählen nicht dazu. Deshalb gibt es seit 1991 die Vorarlberger Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJa). Selten hatte sie so viel zu tun wie im vergangenen Jahr. Wie der Tätigkeitsbericht des Jahres 2024 zeigt, steigt die Zahl der Fälle, die von der KiJa betreut werden muss, rasant an. Und dieser Anstieg setzt sich heuer fort, betont Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer im VN-Gespräch.

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406 Mal haben sich im vergangenen Jahr Menschen bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft gemeldet. “Das sind nicht nur Kontaktaufnahmen, sondern dahinter stecken immer Fälle, bei denen wir eine konkrete Leistung erbringen, wie Informationen zur Verfügung stellen oder beratend tätig sind”, erläutert Netzer. Im Jahr 2023 waren es noch 299 Fälle, 2021 Corona bedingt gar nur 100. Netzer fährt fort: “Das heißt, die Zahl hat sich innerhalb von zwei Jahren quasi verdoppelt. Wenn wir heuer hochrechnen, landen wir Ende des Jahres bei rund 450 Fällen.”

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Der Kinder- und Jugendanwalt ortet mehrere Gründe für diesen rasanten Anstieg. Einerseits die stets steigende Bekanntheit und die niederschwellige Kontaktmöglichkeit, etwa durch einen anonymen Chat. “Andererseits sind Kinder und Jugendliche stärker geworden. Sie benennen Themen und hinterfragen zum Beispiel, ob in der Schule Bestrafungen noch erlaubt sind.” Zudem habe die KiJa immer wieder mit Fällen zu tun, bei denen Kinder und Jugendliche mit den Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe nicht zufrieden sind.

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Ein Fall sorgte zur Jahreswende für besonderes Aufsehen. Für einen Jugendlichen konnte die Kinder- und Jugendhilfe nichts mehr tun. Netzer geht im Bericht zwar nicht konkret auf den Fall ein, schreibt aber, dass immer das Wohl des Kindes im Mittelpunkt stehen müsse. “Und dass ein noch strengerer Kindeswohl-Maßstab anzulegen ist, wenn die Obsorge durch eine Behörde ausgeübt wird.” Die Kinder- und Jugendhilfe würde aber in vielen Fällen genau das tun, in Einzelfällen sogar Leistungen erbringen, die weiter über der gesetzlichen Verpflichtung liegen.

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Ein weiterer Aspekt seien Obsorge- und Scheidungsverfahren. “Darunter leiden Kinder und Jugendliche vermehrt. Da wirkt sich ein Konflikt zwischen Eltern negativ auf die Kinder aus.” Es gehe etwa um Fragen des Kontaktrechts oder Finanzielles. “In immer komplexer werdenden Fällen fetzen sich die Eltern zum Nachteil der Kinder, die in einen Loyalitätskonflikt geraten. Und diese Verfahren ziehen sich teilweise über Jahre. Deshalb sollten Politik und Justiz alles daran setzen, sie zu verkürzen.”

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Auch die Digitalisierung des Alltags belaste Eltern und Kinder immer mehr. “Immer mehr Eltern wenden sich an uns und rufen quasi nach einer Handlungsanleitung im Umgang der Kinder mit dem Handy und sozialen Medien”, erklärt Netzer. “Die Eltern sind ratlos. Und das ist spannend. Früher waren Eltern aus Sicht der Kinder so etwas wie allwissend. Und jetzt kommt diese Unsicherheit.”

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Die aktuelle Diskussion um die Sparvorgaben der Landesregierung an den Sozialbereich beobachtet Netzer mit Sorge. “Man muss aufmerksam darauf schauen, damit es nicht zu tatsächlichen Kürzungen bei der Hilfe für Kinder und Jugendliche kommt. Der Bereich ist finanziell sowieso schon nicht sehr üppig ausgestattet. Eine Kürzung hätte massive nachteilige Auswirkungen, die sich erst nach Jahren zeigen würden und dem Sozialsystem wesentlich teurer kommen.” Klar sei aber auch: Die Qualität der Arbeit hänge nicht zwangsläufig vom Budget ab.

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