Reparaturbonus abrupt gestoppt: “Die Kunden sind verärgert”

Der Topf für den Reparaturbonus ist ausgeschöpft. In Vorarlberg ärgern sich die Betriebe vor allem über die späte Kommunikation, dass es kein Geld mehr für die Kunden gibt.
Schwarzach Gabriela Spielhofer ist verärgert: “Es ist eine Frechheit, dass der Reparaturbonus von heute auf morgen abgeschafft wird.” Ihr zufolge hätte es mehr Vorlaufzeit benötigt. Gemeinsam mit ihrem Vater Othmar Spielhofer und dem Team bringt sie im Reparaturservice im Gewerbepark in Schwarzach rund 130 Kaffeemaschinen von Privatpersonen pro Monat wieder zum Laufen. Der Reparaturbonus hat in den vergangenen Jahren das Geschäft der Spezialisten weiter belebt. Das ist nun vorbei. “Montagvormittag haben wir die Mail aus dem Umweltministerium bekommen, dass der Bonus ab Dienstag nicht mehr gilt”, sagt Spielhofer.

Das bringt das Familienunternehmen nun in unangenehme Situationen. Die Nachfrage nach ihren Diensten ist groß, die Wartezeit beträgt bis zu zehn Tage. Kundinnen und Kunden, die nicht rechtzeitig drankamen, um den Bonus noch zu nutzen, beschweren sich. Fünf Minuten, bevor Spielhofer die E-Mail des Umweltministeriums mit der Information bekam, dass der Reparaturbonus ausgeschöpft ist, hat sie ihn noch einem Kunden empfohlen, berichtet die 33-Jährige.
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50 Prozent der Kosten übernommen
Für Reparaturen müssen die Menschen ab sofort tiefer in die Tasche greifen: Auf Reparaturen oder deren Kostenvoranschlag wurden mit dem Bonus 50 Prozent abgezogen, die Grenze lag bei 200 Euro. 130 Millionen Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds standen eigentlich bis März 2026 zur Verfügung. Doch der Topf ist leer.
Dass das zur Verfügung stehende Geld zur Neige geht, dürfte aber bereits länger absehbar gewesen sein, monieren Kritiker. Betrieben wurde es durch die späte Kommunikation nicht ermöglicht, diese Veränderung rechtzeitig ihren Kundinnen und Kunden zu kommunizieren. Immerhin um die 6000 Partnerbetriebe beteiligten sich österreichweit.
Die Bilanz der Initiative der ehemaligen Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) lässt sich sehen: Seit dem Förderstart im Jahr 2022 wurden rund 1,7 Millionen Bons für eine Reparatur, ein Service oder die Wartung von Geräten und Fahrrädern eingelöst. Besonders oft wurden Smartphones, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Kaffeemaschinen repariert.
Elektroschrott eindämmen
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie sinnvoll Reparieren ist. 2012 wurden 7,6 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte EU-weit in Umlauf gebracht. 2021 waren es bereits 13,5 Millionen Tonnen, informiert das EU-Parlament. Die Gesamtmenge der gesammelten Geräte stieg von drei Millionen 2012 auf 4,9 Millionen Tonnen 2021. Der Recyclinganteil ist in den EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Die Österreicherinnen und Österreicher sammelten rund 15,46 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf im Jahr 2021. Damit steht das Land an der Spitze aller EU-Mitgliedstaaten mit durchschnittlich elf Kilogramm pro Kopf und Jahr.
Fortsetzung sehr wahrscheinlich
Das Programm werde nun evaluiert, damit das Geld “künftig noch gezielter und effizienter eingesetzt werden” könne, heißt es aus dem von Norbert Totschnig (ÖVP) geführten Umweltministerium. Trotz angespannter Budgetlage gehe man davon aus, dass es die Förderung wieder gibt.
Gabriela Spielhofer spricht sich dafür aus, dass der Topf wieder befüllt wird – und zwar nicht nur aus geschäftlichem Interesse. Denn das Hauptgeschäft kommt sowieso über Großkunden. Spielhofer: “Reparieren dämmt die Wegwerfgesellschaft ein.” Eine Reparatur lohnt sich gerade bei Kaffeemaschinen oft noch. Meist sorgen nur kleinere Mängel für Probleme: eine kaputte Pumpe, Fremdkörper in der Mühle oder anderer Verschleiß. So ein Service kostet ohne Bonus um die 100 Euro – die Maschine läuft dann aber noch jahrelang. Vielleicht repariert das Ministerium bis zum Comeback des Reparaturbonus auch seine Kommunikation mit den Betrieben.