TBC-Gefahr: Große Anspannung vor dem Alpsommer

Land hat Bekämpfungsgebiet ausgeweitet. Auswirkungen auf die Alpwirtschaft sind schon spürbar. Es gibt aber auch vorsichtigen Optimismus.
Schwarzach Seit Jahren kommt es in Vorarlberg immer wieder zu Ausbrüchen von Rindertuberkulose. Auch im vergangenen Winter versetzte die Tierseuche das Land in helle Aufregung. Besonders dramatisch spitze sich die Lage im Jänner in Schwarzenberg zu: Der gesamte Bestand eines Hofs, 107 Tiere, mussten gekeult werden. Vor dem kommenden Alpsommer ist die Anspannung nun besonders groß. Denn auf den Alpen hat das Vieh mitunter Kontakt zu Rotwild, das als Überträger von TBC infrage kommt. Daran, dass die Lage ernst ist, lassen alle Verantwortlichen keinen Zweifel.
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“Ordentliche Verschiebungen”
Die Auswirkungen auf die Alpwirtschaft sind schon jetzt zu spüren. So mancher Landwirt, aus dem In- oder Ausland, will sein Vieh schon gar nicht mehr auf die Alpe schicken, sagt Agrarlandesrat Christian Gantner (ÖVP). „Es ist im untergeordneten Bereich, aber wir spüren es.“ Ähnliches berichtet Christoph Freuis, Geschäftsführer des Vorarlberger Alpwirtschaftsvereins – auch wenn er noch keine konkreten Zahlen nennen kann. „Das Gefühl ist, dass es ordentliche Verschiebungen gibt.“ Gerade in den betroffenen Gebieten sei die Sorge groß. “Das Problem muss ernst genommen werden. Die Rotwildbestände sind zu groß”, bekräftigt Freuis.

Die Landesregierung will mit verschärften Maßnahmen gegen die Tierseuche vorgehen, die VN berichteten. Vor kurzem hat sie eine Änderung der Rotwild-TBC-Verordnung beschlossen und dadurch das Bekämpfungsgebiet erweitert. Es erstreckt sich jetzt auch über das Kleinwalsertal und Teile des Bregenzerwaldes. Zuvor war TBC in erster Linie im südlichen Landesteil, im Bezirk Bludenz, Thema. Als besonders betroffen gilt das Gebiet Bartholomäberg-Silbertal-Hinteres Montafon. „Wichtig ist, frühzeitig zu reagieren“, sagt Gantner den VN. In manchen Revieren seien die Abschüsse um bis zu 50 Prozent erhöht worden. „Die Jagd ist gefordert. Es gibt aber auch die Verantwortung der Grundbesitzer und der Behörde. Gemeinsam werden wir die Situation bewältigen können“, ist der Landesrat zuversichtlich.

Auch von Seiten der Jägerschaft gibt es bereits vorsichtigen Optimismus, dass die Lage nun eine bessere sein könnte. „Die Problemgebiete sind im vergangenen Jagdjahr sehr intensiv bejagt worden“, sagt Landesjägermeister Christoph Breier. Was bis jetzt an Proben vorliege, gebe Grund zur Zuversicht. „Wir bemühen uns aber, die Abschüsse des heurigen Jahres ebenso intensiv durchzuführen.“

In der Vergangenheit gab es Kritik an den Wildfütterungen als potenzielle Infektionsquelle, die VN berichteten. „Natürlich ist überall dort, wo es eine Ansammlung von Tieren gibt, Nutztieren oder Wildtieren, die Infektionsgefahr größer als dort, wo sie einzeln herumlaufen“, sagt Jägermeister Breier. „Würde es keine Fütterungen geben, wäre der Kontakt zweifellos geringer.“ Doch sie aufzulösen sei wenig sinnvoll, ein kontrollierter Rotwild-Abschuss dann nicht mehr gewährleistet. Gantner verweist ebenfalls auf die Lenkungswirkung. Wesentlich sei aber, dass die Bestände an den Fütterungen reduziert würden.

Sind Regulierungsgatter ein denkbarer Weg, wenn man die Situation sonst nicht in den Griff bekommt? „Die Mittel, wie die Jagd die Abschüsse erreicht, überlasse ich der Jagd“, sagt der Landesrat. Es gebe aber die entsprechende Rückendeckung des Landes. Regulierungsgatter gelten als umstritten. Vereinfacht gesprochen, wird das Wild in einem bestimmten Bereich eingesperrt und getötet. Breier spricht von der „letzten Option.“ Momentan käme es nicht infrage. Man müsse aber abwarten, wie sich die Situation entwickelt.