Familien im Stich gelassen

Politik / 01.06.2025 • 14:45 Uhr
Der Vorarlberger Familienzuschuss wird erhöht.  APA
Je größer der Haushalt, desto größer fallen die Verluste aus: Bei einem Paar mit zwei Kindern wird es sich im kommenden Jahr letztlich wohl um mehr als rund 870 Euro handeln.  Foto: APA

Sparpaket: Verbandsobmann ortet ignorante Politik. Jetzt drohen sogar noch größere Verluste.

SCHWARZACH. Guntram Bechtold, 42, ist mit einem seiner sechs Kinder im Alter von zwei bis 15 im Spital. Zeit, über das Sparpaket der Bundesregierung zu reden, hat er trotzdem. Es treibt ihn seit Wochen um, der Dornbirner ist nicht nur Vater, sondern auch Obmann des Vorarlberger Familienverbandes: Mit diesem hat er eine Onlinepetition gegen die Kürzungen gestartet, die vor allem Familien zusetzen. „Wir haben einen Nerv getroffen“, sagt er, bei der Bevölkerung komme der Protest an. Über 17.000 Unterschriften sind bereits zusammengekommen. Aufseiten der Politik ortet Berchtold jedoch Ignoranz: „Es wird versucht, das runterzuspielen und drüberzufahren.“

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Familien sind von den geplanten Maßnahmen besonders betroffen, weil diese nicht so sehr vom Einkommen abhängig sind, sondern von der Anzahl der Personen, die in einem Haushalt leben: Je mehr das sind, desto heftiger fallen die Verluste in Summe aus.

Zum einen wird die CO2-Bepreisung, die etwa zu höheren Spritpreisen führt, nicht einmal teilweise, sondern gar nicht mehr ausgeglichen durch den Klimabonus. Er hat zum Beispiel in weiten Teilen des Rheintals und des Walgaus 195 Euro pro erwachsener und 97,50 Euro pro minderjähriger Person betragen. Bei einer Inflationsanpassung wäre er heuer und in den kommenden Jahren betragsmäßig zunehmend höher ausgefallen. Zum anderen werden Familienleistungen 2026 und 2027 nicht wertgesichert. Auch dadurch kommt es zu Verlusten. Alles in allem werden sie unter Berücksichtigung der größten Einschnitte bei einem Paar mit einem Kind, das in einem der Ballungsräume des Landes lebt, bereits 2026 rund 670 Euro betragen. Bei zwei Kindern wird es sich um 870 und bei drei schon um über 1000 Euro handeln. Bei fünf, sechs und mehr Kindern werden es 1500 Euro und mehr sein.

STS-Geschäftsführer Guntram Bechtold.  mediart
„Seitens der Politik wird versucht, das runterzuspielen und drüberzufahren”, berichtet Guntram Bechtold vom Vorarlberger Familienverband. Foto: Familienverband

Die Angaben basieren unter anderem auf Berechnungen des Momentum-Instituts sowie der Annahme, dass die Inflation nachlässt. Das tut sie jedoch nicht: Nach einer Teuerungsrate von 2,9 Prozent im vergangenen Jahr geht die Regierung zwar von 2,7 Prozent heuer aus. Das entspricht aber überholten Prognosen. In Wirklichkeit geht es Richtung drei Prozent. Das bestätigt Sebastian Koch, der beim Institut für Höhere Studien einen Preismonitor betreibt.

Die Folgen sind schwerwiegend. Zunächst auch fürs Budget: Weil Pensionen zum Beispiel grundsätzlich wertgesichert werden und das immer zeitversetzt geschieht, müssen sie mit 1. Jänner 2026 stärker erhöht werden. Für den Bund bedeutet das, dass er zusätzliche Ausgaben haben wird. Bereits fixierte Maßnahmen wie die Nichtanpassung der Familienbeihilfe wiederum werden zum Leidwesen der Bezieher zu einem noch größeren Wertverlust dieser Leistung führen als ohnehin schon erwartet.

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Guntram Bechtold hofft umso mehr, dass es seitens der Politik doch noch zu einem Umdenken kommt und das Sparpaket „gerechter aufgeteilt“ wird. Immerhin werde Zukunft gerade durch Familien gesichert, gebe es zu viele unter ihnen, die „brutal“ zu kämpfen hätten: „Alleinerziehende Mütter sind oft auf sich allein gestellt, können nur begrenzt arbeiten, sind aber ebenso mit steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert.“