So lange warten Sie aktuell auf ein neues Hüftgelenk oder eine Augenoperation

Politik / 26.06.2025 • 13:52 Uhr
Der Instrumententisch wird auch „stumme Schwester“ genannt.
Auf planbare Operationen müssen die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zum Teil bereits monatelang warten. Oliver Lerch

Wartezeiten und Komplikationen: Die SPÖ wollte im Rahmen einer Anfrage wissen, wie Vorarlbergs Krankenhäuser abschneiden.

Schwarzach Hat sich das Warten gelohnt? Das wollten die Landtagsabgeordneten Manuela Auer, Mario Leiter und Reinhold Einwallner im Rahmen einer Anfrage von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) wissen. Konkret ging es um detaillierte Wartezeiten auf Operationstermine in den Vorarlberger Krankenhäusern. Zusätzlich wollten sie wissen, ob es bei den Operationen zu Komplikationen kam. Rüscher lieferte eine umfangreiche und aufschlussreiche Beantwortung und damit einen Einblick in Vorarlbergs Spitalswesen.

Wenig Transparenz bislang

Auer, Einwallner und Leiter kritisieren in ihrer Anfrage fehlende krankenhausspezifische Statistiken über Komplikationen und Qualität der Behandlung. Für Armin Fidler sind diese zwar prinzipiell wünschenswert, aber “mit Stacheln behaftet”, wie er ausführt: “Auf der einen Seite will man Transparenz auch dem Patienten gegenüber, was es bei uns im Prinzip nicht gibt.” Auf der anderen Seite sei es schwierig, Qualitätsmerkmale herauszulesen. Denn aktuell gibt es nur die Austrian Inpatient Quality Indicators (A-IQI), die stationären Qualitätsindikatoren. Mit diesen Zahlen müsse man jedoch vorsichtig sein, betont Fidler: “Wenn diese Zahlen nicht gut erklärt und bereinigt werden, kann ein Laie häufig zu falschen Schlüssen kommen.”

Ein Beispiel sind die Mortalitätsstatistiken. Ein Vergleich unter Krankenhäusern sei nicht aussagekräftig. Im Landeskrankenhaus Feldkirch würden etwa viel komplexere Fälle behandelt als in einem kleinen Krankenhaus, wo Routineeingriffe vorgenommen werden. “Hier ist nicht nur der Wille zur Transparenz gefragt, sondern auch der Wille, etwas Arbeit hineinzustecken, um die Zahlen vergleichbar zu machen”, sagt Fidler. Auch auf Bundes- und Landesebene gibt es keine einheitlichen Vorgaben, um die Art und Anzahl von Komplikationen bei operativen Eingriffen zu erfassen. Das monierte der Bundesrechnungshof übrigens bereits 2013. So eine Auflistung sei aber gerade in Hinblick auf die Neuausrichtung der Krankenhäuser wichtig, um künftige Maßnahmen seriös bewerten zu können, meinen die SPÖ-Politiker.

Mehr Details zu Wartelisten

Auch Wartezeiten haben eine große Bedeutung für Patientinnen und Patienten. Es gibt zwar eine “Transparente Warteliste” auf der Website der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft für planbare Eingriffe in fünf Kategorien. Eine transparente und übersichtliche Datenbereitstellung fehle aber, kritisieren Auer, Einwallner und Leiter. Rüscher bietet in ihrer Antwort eine Liste (siehe Grafik) zu planbaren Eingriffen.

Ein Auszug: Im Landeskrankenhaus Feldkirch wartet man auf eine Augenoperation 28 Wochen, Kinder auf eine Mandel-OP sechs bis zehn Wochen. Für nicht notfallmäßige Operationen im Bereich HNO beträgt die Wartezeit neun bis 15 Monate. Auf einen künstlichen Gelenkersatz muss man aktuell 30 Wochen warten. Im Landeskrankenhaus Bludenz muss man in der Gynäkologie bis zu zehn Wochen warten. In der Unfallchirurgie geht es mit circa vier Wochen schneller. Im Landeskrankenhaus Bregenz ist die Wartezeit in der Urologie mit 20 Wochen veranschlagt. Auf planbare Eingriffe am Uterus müssen Frauen 17 Wochen warten, medizinisch dringliche Eingriffe werden aber nach maximal zwei Wochen erledigt.

Wartezeiten in Spitälern im Überblick
im LKH Feldkirch bei:
– Allgemein-viszeral und Thoraxchirurgie, Onkologische Eingriffe max. 2-3 Wochen, sonstige Eingriffe 4 – 6 Wochen
– Augenheilkunde, 28 Wochen (Medizinisch sehr dringliche: 12 Wochen)
– Gefäßchirurgie, Akuteingriffe: keine Wartezeit, dringliche Eingriffe max. 1 Woche, sonstige Eingriffe ca. 3 – 6 Wochen.
– Gynäkologie, 8 – 9 Wochen
– HNO (Kinder Mandel OP), 6 – 10 Wochen
– HNO (elektive Operationen), ca. 9 – 15 Monate, Onkologische Eingriffe wenige Wochen
– Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, stationäre Eingriffe ca. 2 Wochen, ambulante nicht dringliche Eingriffe ca. 20 Wochen
– Neurochirurgie, 11 Wochen
– Orthopädie (Endoprothesen), 30 Wochen
– Orthopädie (stabilisierende Wirbelsäulen OP), 12 Wochen
– Orthopädie (alle elektiven OPs), 15 Wochen
– Plastische Chirurgie (Melanome), Max. 2 Wochen
– Plastische Chirurgie (elektive Eingriffe), 16 – 26 Wochen
– Urologie, 24 Wochen
– Interventionelle Kardiologie. Akuteingriffe: keine Wartezeit, dringliche Eingriffe max. 2 Wochen, selektive Koronarangiographien ohne hohe Dringlichkeit ca. 10 Wochen

im LKH Bregenz bei:
– Gynäkologie, Uterus 17 Wochen, medizinische dringliche Eingriffe max. 2 Wochen, sonstige gynäkologische Eingriffe ca. 20 Wochen.
– Allgemeinchirurgie, dringliche Operationen max. 1 Woche, reguläre Planeingriffe 6 – 10 Wochen.
– Unfallchirurgie, Endoprothetik 20 Wochen, sonstige Eingriffe 4 – 6 Wochen.
– Urologie, 20 Wochen


im LKH Bludenz bei:
– Gynäkologie, 8 – 10 Wochen
– Allgemeinchirurgie, 4 – 6 Wochen
– Unfallchirurgie, ca. 4 Wochen

im LKH Hohenems bei:
– Unfallchirurgie, 4 – 6 Wochen
– Allgemeine Chirurgie, reguläre Planeingriffe 6 – 10 Wochen

Ärzte und Pfleger fehlen

Einfluss auf die Qualität hat auch die Quantität – nämlich des Personals. Hier sind relativ präzise Prognosen möglich. Die Lücke in den Krankenanstalten Vorarlbergs bis 2030 wird demnach 53 Ärztinnen und Ärzte umfassen. Bis dahin werden zudem 2280 Fachkräfte in den Bereichen diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege, Pflegefachassistenz, Pflegeassistenz sowie in den Sozialbetreuungsberufen fehlen. Rüscher weist darauf hin, dass derzeit Arbeiten an einem Projekt eines bundesweiten Personalmonitorings in Form eines Dashboards im Gange sind. Das soll künftig gezieltere Maßnahmen ermöglichen.