Wenige Bürgermeisterinnen in Vorarlberg: “Frauen werden oft auch nicht gefragt”

Politik / 13.07.2025 • 12:00 Uhr
Wenige Bürgermeisterinnen in Vorarlberg: "Frauen werden oft auch nicht gefragt"
Gemeindeamt in Männerhand? Das ist in Österreich hauptsächlich der Fall.APA/Fohringer

Nur in neun von 96 Kommunen gibt es Ortschefinnen. Elisabeth Kuster und Daniela Bilgeri sind zwei davon.

Sankt Gallenkirch, Krumbach Noch immer gibt es in Österreich weitaus mehr Bürgermeister als Bürgermeisterinnen. Der Frauenanteil liegt bei 11,5 Prozent. In Vorarlberg ist er noch niedriger. Nach der vergangenen Gemeindewahl regieren nur in neun von 96 Kommunen Bürgermeisterinnen, also 9,4 Prozent. Zwei der Neuen sind Daniela Bilgeri aus Krumbach und Elisabeth Kuster aus Sankt Gallenkirch. Sie nennen verschiedene Gründe dafür, warum es aus ihrer Sicht nicht mehr Frauen in die erste Reihe schaffen. Fehlendes Zutrauen und schlechte Vereinbarkeit mit der Familie sind zwei davon. Kuster betont außerdem: “Frauen werden oft auch nicht aktiv gefragt.”

Powerfrau als Bürgermeisterkandidatin
Elisabeth Kuster ist die erste Bürgermeisterin des Montafons. Nina Fritz

Neben den genannten beiden Ortschefinnen regieren auch in Raggal (Alexandra Martin), Rankweil (Katharina Wöß-Krall), Wolfurt (Angelika Moosbrugger), Reuthe (Bianca Moosbrugger-Petter), Ludesch (Alexandra Schalegg) und Viktorsberg (Manuela Marte) Bürgermeisterinnen. Nur in Tirol und Kärnten ist der Anteil der Bürgermeisterinnen geringer als in Vorarlberg, er liegt bei 7,6 und 7,4 Prozent. Am besten sieht es noch in Niederösterreich mit 18,6 Prozent aus.

Erste Bürgermeisterin im Montafon

Daniela Bilgeri ist seit April Bürgermeisterin der Bregenzerwälder Gemeinde Krumbach. “Ich habe mir diesen Schritt lange und gut überlegt”, sagt sie zu den VN. Ihre Familie stehe hinter ihr, außerdem liege ihr die Gemeinde am Herzen, sie wolle hier etwas bewegen und gestalten. Kuster, erste Bürgermeisterin im Montafon, sieht das ähnlich. “Mir ist es wichtig, dass die Menschen zu mir kommen und sich mit mir austauschen können.” Ihre Motivation sei nach wie vor riesig – auch wenn sie ihre Aufgabe mehr als Marathon denn als Sprint begreift.

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Warum gibt es nicht einmal annähernd so viele Bürgermeisterinnen wie Bürgermeister? “Ich glaube, dass sich viele Frauen diese Rolle nicht auf Anhieb gleich zutrauen”, sagt Kuster. “Nicht weil sie es nicht können, sondern weil sie ganz andere Ansprüche an sich selbst stellen, sei es in der Familie, im Beruf oder im Ehrenamt. Oft wollen sie alles perfekt machen.” Politik gelte auch nicht unbedingt als familienfreundlicher Beruf, das könne abschreckend wirken. Ihre Kollegin aus Krumbach meint dazu: “Männer tun einfach, wir überlegen viel mehr.” Viele Frauen, gerade Mütter, seien zudem noch immer hauptsächlich für Familie und Kinder zuständig. “Ein Mann geht meistens einfach und kommt dann wieder. Bei einer Frau und zugleich Mama ist das ganz anders.”

Bürgermeisterin Daniela Bilgeri, Krumbach
Daniela Bilgeri folgte auf Egmont Schwärzler in Krumbach.

Dabei ist der Terminkalender von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ohnehin schon dicht gefüllt. Sitzungen dauern mitunter bis in die Abendstunden, oft ruht die Arbeit am Wochenende nicht, schildern sowohl Bilgeri als auch Kuster. Bilgeri bezeichnet den zeitlichen Aufwand als “sehr hoch”, man müsse sich oft auch in neue Belange einlesen und einarbeiten. Kuster zufolge gleicht kein Tag einem anderen, jeder bringe eine Herausforderung mit sich. “Es ist immer etwas Neues dabei.”

Für die Bürgermeisterin von Sankt Gallenkirch hat es einen entscheidenden Unterschied gemacht, dass sie damals gefragt wurde, ob sie in der Gemeindepolitik mitwirken will. Anderweitig hätte sie vielleicht nicht an diese Option gedacht. “Der Zeitpunkt stimmte. Ich wollte Verantwortung übernehmen, nicht im Hintergrund bleiben.” Kuster glaubt, dass es anderen vielleicht ähnlich gehen könnte. “Ich glaube, dass man aktiver auf Frauen zugehen könnte und müsste.” Denn eines stehe fest: “Es ist nicht so, dass das eine Frau nicht machen könnte.” Kuster und Bilgeri beweisen das Gegenteil.