CO2-Bilanz: Verkehr bleibt Bremsklotz

Politik / 15.07.2025 • 16:17 Uhr
CO2-Bilanz: Verkehr bleibt Bremsklotz
Beim motorisierten Verkehr verfehlt Vorarlberg seine Ziele. VN/Steurer

2023 sind die Emissionen um 4,9 Prozent gesunken. Verkehr und Heizungssysteme bleiben die Sorgenkinder.

Bregenz “Die Energieautonomie 2030 bleibt auch ein Ziel dieser Landesregierung”, sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) mit Blick auf den Farbwechsel seines Koalitionspartners von grün auf blau. Gemeinsam mit Energielandesrat Daniel Allgäuer (FPÖ) stellte er am Dienstag den aktualisierten Monitoringbericht zur Energieautonomie und damit die Energie- und Emissionsdaten für 2023 vor. Die gute Nachricht: Von 2022 auf 2023 sanken die Emissionen um 4,9 Prozent. Dennoch gibt es alte Sorgenkinder und neue Baustellen.

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Seit 2005 gab es einen Bevölkerungszuwachs von 47.000 Menschen. Das BIP hat sich in den vergangenen 20 Jahren um 97 Prozent gesteigert. Zudem gab es weitere 53.000 zugelassene Pkw. Die Wohnfläche wuchs um vier Millionen Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Trotz dieser Ausgangslage gelang es, die Treibhausgasemissionen in Vorarlberg seit 2005 um fast ein Viertel zu reduzieren. Daniel Zadra, grüner Energielandesrat in der schwarz-grünen Koalition bis November 2024, betont: “Was heute präsentiert wurde, ist das Ergebnis von guter Politik. Mir wird aber schwarz vor Augen, wenn ich auf das nächste Jahr schaue.”

Die Zahlen im Detail

In Vorarlberg wurden im Bilanzjahr 2023 9056 GWh an Endenergie (exkl. Kraftstoffexport) verbraucht und damit zwei Prozent weniger als im Basisjahr 2005. Am meisten Energie brauchen die Gebäude (49 Prozent) und die Industrie (27 Prozent). Wichtigster Energieträger ist Strom (29 Prozent), gefolgt von Treibstoffen (23 Prozent) und Gas (21 Prozent). Im Bilanzjahr 2023 wurden inklusive Kraftstoffexport Treibhausgase im Ausmaß von 1,83 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalent ausgestoßen. Vorarlbergs Anteil an den österreichischen Treibhausgas-Emissionen (ohne Emissionshandelsbereich) beträgt damit 4,1 Prozent.

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Sorgenkind Verkehr, weniger Förderungen

Zadra bezieht sich vor allem auf zwei Punkte: Verkehr und Heizsysteme. Am meisten Treibhausgase verursachte der Verkehr (43 Prozent). Die Höchstmenge laut Zielpfad wurde um sechs Prozent überschritten, das bestätigt der Monitoringbericht. “Die jetzige Landesregierung setzt falsche Maßnahmen. Sie fokussiert sich auf den Ausbau der Straße und des motorisierten Pkw-Verkehrs. Öffentlicher Verkehr und Radverkehr werden zurückgefahren”, kritisiert Zadra.

Auch an anderer Stelle gibt es Licht und Schatten. Noch immer beheizen etwa 36.000 Gaskessel und 23.000 Ölkessel im Land rund 60 Prozent der Gebäude. Fast ein Fünftel der Emissionen Vorarlbergs gehen auf diese Kessel zurück. Der Einsatz fossiler Energieträger nahm jedoch von 2005 bis 2023 signifikant ab: Heizöl wird um 71 Prozent weniger eingesetzt und Gas um sieben Prozent weniger. Trotzdem werden die Förderungen des Bundes beim Heizkesseltausch im Zuge der Budgetsanierung gestoppt und evaluiert, die VN berichteten. In den vergangenen beiden Jahren lagen die Fördersätze des Bundes bei bis zu 75 Prozent.

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Wallner kritisiert lange Verfahrensdauer

Der Energieverbrauch konnte bereits zu 48 Prozent aus heimischen Energiequellen gedeckt werden. Der Anteil Erneuerbarer an der Stromversorgung lag bei 95 Prozent, hauptsächlich Wasserkraft. Bei der Photovoltaik, wo Daten für 2024 verfügbar sind, wurde das Ausbauziel von 330 MW Photovoltaik bis 2030 bereits jetzt erreicht. Im Landtag sei zudem schon das Gesetz über Erleichterungen für Vorhaben der Energiewende beschlossen worden, sagt Wallner. Damit können zukünftig Solar- und PV-Anlagen unter bestimmten Voraussetzungen bewilligungsfrei an Geländern von Balkonen und Terrassen errichtet werden.

Neue Themen wie Netzstabilität, Versorgungssicherheit inklusive Blackout-Vorsorge und Leistbarkeit kommen hinzu, betonen Allgäuer und Wallner. Damit verbunden ist der wachsende Bedarf an Speicherkapazitäten. Der Landeshauptmann appellierte in Richtung Wien: “Fünf Jahre Verfahrensdauer für ein Kraftwerk wie Lünersee 2 sind zu lange, wenn man Klimaschutz ernst nimmt und auch die Chancen für das Land sieht”. Aktuell liegt ein Gesetzesentwurf vor, um Verfahren zu beschleunigen.