Impflücken trotz Gratis-Angebots

Politik / 21.07.2025 • 16:01 Uhr
Impflücken trotz Gratis-Angebots
Bald werden zwei Impfungen für Ältere und Risikogruppen kostenlos. APA/Neubauer

Die Ausweitung des kostenlosen Programms ist fix, Experte thematisiert aber mangelnde Impfmotivation.

Schwarzach Zwei Impfungen sind künftig für gefährdete Menschen gratis. Diese sollen sich kostenlos gegen Pneumokokken und Gürtelrose (Herpes Zoster) impfen lassen können. Das hat das Gesundheitsministerium kürzlich bekannt gegeben. Gesundheitsexperte Armin Fidler begrüßt die Neuerung, verweist aber auf eine generelle Impfmüdigkeit. Das habe sich durch Corona noch verschärft.

Ab 60 und Risikogruppen

Die Impfungen gegen bakterielle Lungenentzündung, beziehungsweise Pneumokokken, und Gürtelrose werden den Plänen zufolge für Menschen ab 60 Jahren sowie für Risikogruppen kostenlos und flächendeckend angeboten. Dazu zählen etwa Menschen mit Krebserkrankungen, immunsuppressiver Therapie, Diabetes mellitus, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen. Die Erweiterung des kostenlosen Impfprogramms wurde von Bund, Ländern und Sozialversicherung in der Bundes-Zielsteuerungskommission auf Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) beschlossen. Vor Kurzem wurde auch die HPV-Aktion verlängert: Junge Menschen bis zum 30. Lebensjahr können sich weiter kostenlos impfen lassen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Die Impfung gegen Herpes Zoster, also Gürtelrose, schützt vor akuter Erkrankung und zum Teil auch vor zum Teil lange anhaltenden, schwer behandelbaren Folgeerscheinungen wie chronischen Nervenschmerzen. Jene gegen Pneumokokken beugt schweren Krankheitsverläufen vor, die durch die Bakterien hervorgerufen werden, etwa bakterielle Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Gehirnhautentzündungen. Ab wann es mit den zwei neuen Gratis-Impfungen losgeht, ist noch nicht bekannt. Aktuell laufen die Vergabeverfahren. Möglicherweise könnte es Ende 2025 oder im Laufe des Jahres 2026 so weit sein.

Impflücken trotz Gratis-Angebots
Landesrätin Rüscher hofft, dass noch weitere Impfungen dazukommen. VN/Paulitsch

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) begrüßt die Neuerung – auch wenn sich die Länder vergangenes Jahr noch für weitere Impfungen starkgemacht haben. Die beiden genannten Impfungen hätten eine hohe Priorität. Sie fügt hinzu: “Wir hoffen, dass noch weitere dazukommen.” Dafür brauche es aber bundesweite Beschlüsse, die Zusage des Finanzministeriums und der Sozialversicherung, dazu kämen umfangreiche Vergabeprozesse. “Jetzt gilt es, die zwei neuen Impfungen abzuwarten, zu bewerben und zu schauen, dass die Menschen sie auch in Anspruch nehmen.” Auf die Frage, welche weiteren Kandidaten aus ihrer Sicht künftig kostenlos sein sollten, nannte sie als Beispiele etwa die Impfung gegen RSV, die für Neugeborene schon kostenlos ist, jene gegen FSME oder HPV für ältere Personen, ebenso Auffrischungsimpfungen gegen Diphtherie/Tetanus/Pertussis/Polio.

Fussball
Gesundheitsexperte Armin Fidler ortet viele Impflücken.

Die Ausweitung des kostenlosen Impfprogramms mache absolut Sinn, glaubt auch Mediziner Armin Fidler. So sei etwa Gürtelrose bei Personen über 60 eine relativ häufige Erkrankung, gerade. Der Gesundheitsexperte gibt aber ein anderes Problem zu bedenken. “Es herrscht eine große Impfmüdigkeit.” Auch wenn das Angebot gratis sei, nehme es vielleicht nur eine Minderheit an. Diese Müdigkeit habe es schon vor Corona gegeben. Durch die Pandemie habe sie sich aber noch weiter verstärkt.

“Kein Schnupfen”

Als ein Beispiel nennt Fidler die HPV-Impfung gegen mehrere Krebsarten, etwa Gebärmutterhalskrebs. “Es ist eine hochwirksame Impfung, die eine schwere Krebserkrankung vermeiden kann. Da geht es nicht nur um einen Schnupfen.” In England spreche man schon davon, dass Gebärmutterhalskrebs ausgerottet werden könnte. Doch in Österreich gebe es, trotz Gratis-Angebot bis 30, noch Luft nach oben. “Bei Buben und Mädchen im jungen Teenageralter sollte es eigentlich lückenlos sein.”

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von APA Livecenter angezeigt.