Pensionslücke zwischen den Geschlechtern: Vorarlberg erneut Schlusslicht

Politik / 04.08.2025 • 14:22 Uhr
Vor jedem Urnengang nehmen sich die Parteien der Pensionisten an.  Foto: APA
Frauen bekommen im Durchschnitt deutlich weniger Pension als Männer. APA/Hochmuth

Nirgendwo in Österreich ist die Kluft mit rund 47 Prozent so groß.

Bregenz Altersarmut ist weiblich. Das gilt offenbar in hohem Maße für Vorarlberg, wie aktuelle Zahlen zum Equal Pension Day aufzeigen. Dieser markiert jenen Tag, an dem Männer schon so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis zum Ende des Jahres erhalten. Zum wiederholten Mal ist die Lücke hierzulande am höchsten. Während der Tag österreichweit auf Donnerstag, den 7. August, und in Wien überhaupt erst auf den 19. September fällt, hat er in Vorarlberg längst stattgefunden, nämlich am 13. Juli. Nirgendwo in Österreich sind die Frauenpensionen im Durchschnitt niedriger. Landesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) verweist auf den höheren Anteil an unbezahlter Arbeit, der von Frauen geleistet wird.

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Während Frauen in ganzen Zahlen in Vorarlberg durchschnittlich 1333 Euro brutto im Monat verdienen, sind es bei den Männern 2501 Euro. Die Lücke klafft mit rund 47 Prozent weit auseinander. Österreichweit liegt die Durchschnittspension bei Frauen bei 1527 Euro brutto, bei Männern 2535 Euro. Der Unterschied beträgt 39,7 Prozent und ist erstmals unter 40 Prozent gerutscht. Das zeigt eine Aufstellung von verschiedenen Abteilungen der Stadt Wien für den Städtebund. Die Rechnung basiert auf der Pensionsversicherungs-Jahresstatistik.

Verlust von 271.000 Euro

Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut hat sich außerdem angesehen, wie viel Pensionseinkommen den Frauen (Lebenserwartung: 86 Jahre) insgesamt im Vergleich zu den Männern (Lebenserwartung: 83 Jahre) entgeht. Angenommen, ein Mann wie auch eine Frau tritt mit 65 Jahren die Pension an und bezieht die genannten durchschnittlichen österreichweiten Brutto-Beträge bis zum Lebensende, erhält er 647.300 Euro, sie wiederum 470.400. Das bedeutet einen Verlust von rund 204.000 Euro. In Vorarlberg beträgt diese kumulierte Pensionslücke sogar rund 271.000 Euro.

Das Institut führt die unterschiedlichen Erwerbsverläufe von Männern und Frauen an: Während Männer quasi ein Leben lang Vollzeit arbeiteten, müssten Frauen jahrelange Teilzeitphasen und Karriereunterbrechungen wegen Pflege- und Betreuungspflichten hinnehmen. Momentum plädiert für eine Aufwertung von Niedriglohnbranchen und systemrelevanter Arbeit. Zudem brauche es eine bessere Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten für die Pension, verpflichtende Väterkarenz und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.

Pensionslücke zwischen den Geschlechtern: Vorarlberg erneut Schlusslicht
Landesrätin Barbara Schöbi-Fink verweist unter anderem auf die unterschiedliche Aufteilung von Care Arbeit. VN/Steurer

Mehr unbezahlte Arbeit

Auch die für die Frauenagenden zuständige Landesrätin Schöbi-Fink betont: “Hohe Teilzeitquoten, nicht zuletzt durch ungleiche Aufteilung von Care-Arbeit, geringere Stundenlöhne, längere Einkommensunterbrechungen, weniger Führungspositionen und damit geringere Einzahlungen bedingen, dass für Frauen auch die Pension geringer ausfällt und sie wahrscheinlicher in Altersarmut beziehungsweise finanzieller Abhängigkeit landen.” Das freiwillige Pensionssplitting stellt ihr zufolge eine Möglichkeit dar, um das Ungleichgewicht zu verändern. Zudem müsse unbezahlte Arbeit fairer verteilt werden, fordert Schöbi-Fink und hebt eine Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria von 2021/2022 hervor. Demnach leisten Frauen und Mädchen bundesweit im Durchschnitt pro Tag drei Stunden und 58 Minuten unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung. Bei Männern und Buben sind es zwei Stunden und 26 Minuten. Der Arbeiterkammer zufolge ist der Unterschied in Vorarlberg besonders groß.

Die Landesrätin bezeichnet faire Entlohnung, gleichberechtigte Elternschaft, geteilte Übernahme von Pflegetätigkeiten in der Familie und Lohntransparenz als Hebel. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung in Vorarlberg sei ein wichtiger Schritt. Sie verweist darauf, dass der Versorgungsauftrag der Gemeinden ab dem Betreuungsjahr 2025/2026 auch für Kinder ab zwei Jahren gilt.

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