Lehrermangel: Leichte Entspannung zeichnet sich ab, aber Probleme bleiben

Lehrervertreter kritisiert schwierige Situation in manchen Fächern. Viele Überstunden müssten geleistet werden. An der PH sind die Anmeldungen gestiegen.
Schwarzach Detaillierte Zahlen sind wenige Wochen vor Schulbeginn Mangelware. Doch eines zeichnet sich bereits ab: So dramatisch wie er schon einmal war, dürfte der Mangel an Lehrerinnen und Lehrer im Land heuer nicht werden. Die Bildungsdirektion sieht eine leichte Entspannung im Vergleich zu den Vorjahren. Pflichtschullehrervertreter Alexander Frick ortet aber nach wie vor Probleme: Es fehle etwa an geprüftem Personal, manche Fächer könnten nur notdürftig abgedeckt werden, zudem müssten viele Überstunden geleistet werden.
Bildungsdirektion bleibt zurückhaltend
Eine Sprecherin der Bildungsdirektion äußert sich auf VN-Anfrage nicht näher zur Thematik und verweist hierfür auf eine Pressekonferenz Anfang September. Zuletzt sind ihren Angaben zufolge aber 45 Stellen, vor allem im Teilzeitbereich, ausgeschrieben gewesen. Klassenführende Stellen an den Volksschulen seien nicht darunter.
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Pflichtschullehrervertreter Frick sagt, dass es sicherlich eine Verbesserung im Vergleich zu 2024 gebe. “Aber ich sehe es ein bisschen zwiespältig.” Denn man müsse sich auch fragen, wie die Stellen besetzt werden. “Es gibt einen eklatanten Mangel an geprüftem Personal.” Das betreffe nicht unbedingt Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die ohnehin schon entsprechend qualifiziert sein müssten, sondern Personen ohne abgeschlossenes Studium mit Sondervertrag, die zum Teil nicht einmal eine Matura hätten. “Es gibt Standorte, wo einzelne Fächer nicht durch geprüftes Personal abgedeckt werden können.”
Physik, Chemie, Musik
Probleme gibt es Frick zufolge vor allem in Physik und Chemie oder Musikerziehung. Diesen Umstand sieht er auch im Fächerangebot an der Pädagogischen Hochschule in Feldkirch begründet, welches bislang Deutsch, Mathematik, Englisch und digitale Grundbildung umfasst. Für andere Fächer müssten Interessierte weiter weg, was für manche vielleicht abschreckend wirke. Daher könne die anstehende Pensionierungswelle gerade in den genannten Mangelfächern Herausforderungen mit sich bringen. Er höre aber auch von Problemen an manchen Schulen, Deutschlehrerinnen und -lehrer zu finden.

Außerdem kritisiert Frick die Anzahl an Überstunden, welche Lehrpersonen teilweise jetzt schon leisten müssten, um fehlendes Personal zu kompensieren. Im vergangenen Schuljahr seien es im Pflichtschulbereich rund 7000 Stunden pro Woche gewesen. “Dass die Situation nun besser wird, kann ich mir nicht vorstellen.”
Einen Lichtblick sieht der Lehrervertreter in der reformierten Ausbildung an den Hochschulen, die zu einem höheren Zulauf an Studierenden an der PH führen dürfte. Unter der vorherigen Bundesregierung ist das Lehramtsstudium von sechs auf fünf Jahre verkürzt worden. Ab dem neuen Schuljahr braucht es für die Primarstufe (Volksschule) an der PH ein dreijähriges Bachelor- und ein zweijähriges Masterstudium, die Sekundarstufe soll folgen.
Verkürztes Studium
Auf VN-Anfrage heißt es von der PH, dass es mit der neuen Ausbildungsstruktur im Lehramt Primarstufe österreichweit einen Aufwärtstrend bei den Anmeldungen gebe. Die Zahlen hätten sich in den letzten Jahren aber grundsätzlich erhöht. In Feldkirch meldeten sich mit Stand Mittwoch für das kommende Studienjahr 82 Interessierte an, für die Sekundarstufe 98. Sie müssten aber noch das Aufnahmeverfahren absolvieren, zudem meldeten sich viele Personen bei mehreren Institutionen ein. “Eine Anmeldung an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg heißt noch lange nicht, dass das jeweilige Studium dort begonnen und abgeschlossen wird.”

Die PH verweist darauf, dass sie österreichweit die einzige sei, die ab dem Studienjahr 2025/2026 sämtliche Studierende im Lehramtsstudium Primarstufe in die neue Studienarchitektur überführt. “Dadurch können heuer die Bachelorabsolventinnen und -absolventen des 6. und 8. Semesters im Berufsfeld eingesetzt werden.” Diese Maßnahme solle dem Lehrermangel entgegenwirken.