Ein Name für die Ewigkeit: Wie soll das Endlager im Zürcher Unterland heißen?

In der Schweiz lebt die Basisdemokratie. Selbst der Name für das Atomendlager soll Volk selbst vorschlagen und wählen.
Bern, Schwarzach Bis 21. September kann die Schweizer Bevölkerung Vorschläge für die Benennung des Atomendlagers im Zürcher Unterland machen. Nach einer Vorauswahl durch eine Jury soll dann ein Online-Voting der besten fünf Vorschläge stattfinden, teilte das “Namensforum Tiefenlager Schweiz” am Dienstag in einer Mitteilung mit. Gesucht werde “ein Name für die Ewigkeit”.
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Der Name solle die Bedeutung und den Wert des Projekts widerspiegeln, das Generationen überspannen werde, wünscht sich das Forum. Die Vorschläge können über die Website 100.swiss eingereicht werden. Anschließend soll in einem Online-Voting ab dem 21. Oktober der Name für das Tiefenlager bestimmt werden. Die Vorschlaggeber der fünf Favoriten dürfen mit einer Reise nach Finnland als Prämie rechnen. Finnland deshalb, da dort das erste Atomendlager der Welt 2024 in den Probebetrieb ging.
Baubeginn wohl erst im Jahr 2035
Die “Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle” (Nagra) plant im Gebiet Nördlich Lägern im Zürcher Unterland den Bau eines geologischen Tiefenlagers. Der in einer Tiefe von 800 bis 900 Metern dominierende Opalinuston ist aufgrund seiner Wasserundurchlässigkeit am besten geeignet. Das Gebiet sei auch weit genug von Störungszonen der Plattentektonik entfernt, um über Jahrtausende sicher zu sein. Es ist gerade groß genug, um den in der Schweiz insgesamt produzierten Atommüll aufzunehmen, dann wird es verschlossen. Zuvor wurden drei Gebiete an der Grenze zu Deutschland untersucht.


Im November 2024 reichte die Nagra das Rahmenbewilligungsgesuch ein. Das Gesuch musste in einigen Punkten nachgebessert werden, seit Juni ist es einsehbar. Ein Ergebnis wird frühestens 2027 erwartet, bis 2029 sollen Regierung und Parlament darüber entscheiden. Auch eine Volksabstimmung wird erwartet, ein Baubeginn wird daher nicht vor 2035 erwartet.
Kritik und Pragmatismus
Widerstand gegen das Projekt kommt aus mehreren Richtungen. Der Verein “Nördlich Lägern ohne Tiefenlager” fordert ein Umdenken hin zu einer sozialverträglicheren Lösung ganz ohne Endlager. Statt ein Lager für die nächsten eine Million Jahre zu schaffen, solle man sich lieber noch ein paar Jahre bis Jahrhunderte Zeit nehmen, eine bessere Lösung zu finden.
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Auch die Vorarlberger Politik war bislang wenig begeistert von der räumlichen Nähe des Endlagers und forderte etwa eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung und Einhaltung höchster Standards. Doch selbst Anti-Atom-Pionierin und Russpreisträgerin Hildegard Breiner räumte im November gegenüber den VN ein, dass die Schweiz sich zumindest ihrer Verantwortung bewusst ist und das Atommüllproblem nicht wortwörtlich exportieren will. Mit dem Endlager müsse aber auch ein Ende der Atomstromproduktion verbunden sein.
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