Social Egg Freezing: Weniger Hindernisse für den Kinderwunsch

Eizellen einfrieren und sie zu einem späteren Zeitpunkt für eine Befruchtung auftauen ist in Österreich nicht ohne weiteres möglich. Die Causa liegt beim Höchstgericht.
Feldkirch, Singen Es geht vor allem um Zeit. Mit dem Alter der Frau nimmt die Fruchtbarkeit ab. Manche warten aber noch auf den passenden Partner oder haben andere Gründe, den Kinderwunsch aufzuschieben. Für sie kann Social Egg Freezing beziehungsweise Social Freezing eine Lösung sein. Dabei werden Eizellen entnommen und für eine spätere künstliche Befruchtung eingefroren. In mehreren Ländern, zum Beispiel Deutschland, ist das kein Problem. In Österreich stellt sich die Lage komplizierter dar. Das Fortpflanzungsmedizingesetz erlaubt die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen nur aus medizinischen Gründen, wenn zum Beispiel eine Chemotherapie künftig die Fruchtbarkeit einschränken könnte. Daran ändert sich vielleicht bald etwas.
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Höchstgericht am Zug
Aktuell beschäftigt sich der Verfassungsgerichtshof mit Social Egg Freezing. Eine Frau aus Wien hält die aktuelle Rechtslage für verfassungswidrig und hat beim Höchstgericht den Antrag gestellt, die entsprechende Bestimmung aufzuheben. Eine Entscheidung könnte bald bevorstehen.

Norbert Loacker, Oberarzt und Leiter des Kinderwunschzentrums am Landeskrankenhaus Feldkirch, berichtet, dass es immer mehr Anfragen zum Thema gibt. Die Menschen müssten aufgrund der Rechtslage oft vertröstet werden, da keine medizinischen Gründe infrage kommen. Loacker nennt indes einige Vorteile von Social Egg Freezing, etwa, dass der psychologische Druck auf Frauen nachlasse und dass die in jüngeren Jahren eingefrorenen Eizellen auch das entsprechende Potenzial dieses Alters haben. “Es wird vorgebeugt, damit sich die altersbedingte Fertilitätsabnahme reduziert.” Gleichzeitig gibt Loacker zu bedenken, dass viele Eizellen entnommen werden müssen. Eine Hormonbehandlung ist nötig, oft braucht es zwei, drei Durchgänge. Dazu käme die mögliche finanzielle Belastung. Je nach Anzahl der Behandlungszyklen kann sie sich auf einige tausend Euro summieren.

Der Mediziner befürwortet aber das Prozedere. “Bei einer guten ärztlichen Begleitung ist nichts dagegen einzuwenden.” Er ergänzt, dass Schwangerschaften, die aus einmal eingefrorenen Eizellen resultieren, per se auch kein höheres Risiko mit sich bringen. Allerdings fehlten Langzeitdaten. Befragt über eine mögliche Altersgrenze für eine spätere Verwendung der Eizellen sagt er: “Ab 50 Jahren ist es für mich aus medizinischen Gründen nicht mehr sinnvoll und vertretbar.” Bei einer Schwangerschaft in diesem Alter bestehe zum Beispiel eine erhöhte Gefahr für Bluthochdruck oder Diabetes.
Keine Einschränkung in Deutschland
In Deutschland ist Social Freezing im Unterschied zu Österreich bereits problemlos möglich. Auch die Schweiz erlaubt die Vorgangsweise, wenn auch mit der Einschränkung, dass die Eizellen maximal zehn Jahre eingefroren werden dürfen.
Andreas Heine ist der ärztliche Leiter von Kinderwunsch Bodensee, einem Kinderwunschzentrum in Singen, Baden-Württemberg. “Social Freezing ist ein großes Thema”, sagt er. Dafür suchten neben deutschen Patientinnen auch viele aus der Schweiz das Kinderwunschzentrum auf. Aus Österreich meldeten sich nur vereinzelt Frauen. Das typische Alter liege bei 36 bis 38 Jahren. “Besser wäre es, wenn sie früher kämen”, sagt der Gynäkologe und Reproduktionsmediziner. “Ab 35 Jahren nimmt Jahr für Jahr die Fruchtbarkeit ab.” Außerdem steige etwa das Risiko von Fehlgeburten. Heine zufolge sollten Interessentinnen vorsichtshalber mit drei Versuchen rechnen, damit genug Eizellen entnommen werden können.

In Deutschland übernehmen die Kassen die Kosten nicht. Im Kinderwunschzentrum betragen sie dem Arzt zufolge rund 2500 Euro pro Versuch der Eizellenentnahme, Medikamente, Narkose und Einfrieren. Dazu kommen 200 bis 300 Euro für Erstvorstellung und Beratung sowie 175 Euro pro Halbjahr für die Lagerung. Die Eizellen können unbegrenzt eingelagert werden. Aber auch Heine zieht eine Grenze für die potenzielle Schwangerschaft: “Ab einem Alter von 50 Jahren nehmen wir keine Transfers mehr vor.”