Ein Viertel des Ertrags von Vorarlberger Bauern aus öffentlichem Geld

Das Land profitiert von Förderungen für Bergbauern und ökologische Leistungen.
Schwarzach, Wien Wie geht es den Bäuerinnen und Bauern in Österreich? Dieser Frage widmet sich jährlich der “Grüne Bericht” des Landwirtschaftsministeriums, basierend auf freiwilligen Daten von 2000 Betrieben. Die Herausforderungen sind groß: Krisen, Inflation, Klimawandel und volatile Märkte beschäftigen die heimische Landwirtschaft. Die erfreuliche Nachricht: 2024 wurde eine leicht positive Entwicklung von plus 4 Prozent bei den Einkommen verzeichnet. 2023 gab es noch einen Rückgang von 16 Prozent.
Konkret erhöhten sich 2024 die Einkünfte je Betrieb auf 40.024 Euro (2023: 38.310 Euro). In Vorarlberg lagen sie bei 29.585 Euro (2023: 27.463 Euro). Totschnig erklärt dies unter anderem mit höheren Erzeugerpreisen bei Rindern. „Die Blauzungenkrankheit führte zu Ausfällen in Deutschland und den Niederlanden, daher stieg die Nachfrage in Österreich.“ Auch im Obstbau stiegen die Erträge, allerdings bei höheren Versicherungszahlungen wegen Wetterextremen.
Insgesamt trugen Land- und Forstwirtschaft 2024 rund 1,4 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei, das entspricht 12,91 Millionen Euro, wobei etwa 77 Prozent auf die Landwirtschaft entfallen. Seit 1995 haben sich die Agrarexporte mehr als verzehnfacht, betonte Totschnig.
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Öffentliche Gelder aufgestockt
Einen weiteren Auftrieb brachte die Aufstockung des öffentlichen Geldes. Mit einem “Impulsprogramm für die Landwirtschaft” wurden ab 2024 die ÖPUL-Prämien und die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete erhöht. Vorarlberg profitierte davon besonders. Der Anteil des öffentlichen Geldes am Ertrag betrug in Vorarlberg mehr als ein Viertel (26,4 Prozent). Zum Vergleich: An zweiter Stelle folgt Tirol mit 20 Prozent und an dritter Stelle das Burgenland mit 19,1 Prozent. In Oberösterreich waren es 11,4 Prozent, wie der Bericht zeigt.
Landesrat Christian Gantner (ÖVP) berichtet den VN: “Ja, es stimmt, in Vorarlberg ist der Anteil an öffentlichen Geldern am Unternehmensertrag am höchsten.” Das sei auf folgende Punkte zurückzuführen: Das Land hat erhöhte betriebliche Erschwernisse. Auch Norbert Totschnig betonte, dass die Bergbauernförderung eine große Bedeutung habe. Bei der sogenannten Erschwernisgruppe 4 waren Steigerungen bei Förderungen möglich.
Bergbauern mit höheren Kosten
Der Landesrat berichtet zudem von höheren betrieblichen Aufwänden im Bundesländervergleich. Es gebe zudem einen Anstieg im Ausgabenbereich, etwa sehr hohe Baukosten. Auch hier zeige sich ein deutliches Ost-West-Gefälle. Das Bauen und Bewirtschaften der Hanglage sei zusätzlich mit höheren Kosten verbunden.
“Milchviehwirtschaft ist teurer als beispielsweise Ackerbau”, berichtet Gantner weiter. Vorarlberg hat bekanntlich einen hohen Anteil an tierhaltenden Betrieben und vergleichsweise wenig Platz für Obst- und Gemüseanbau – das ist eine geografische Gegebenheit. Es gibt aus Naturschutzsicht auch positive Gründe: Den höchsten Anteil an Streu- und Magerwiesen im Bundesländervergleich. Durch optimierte Beratung sei die Abholung der ÖPUL-Gelder zudem überdurchschnittlich hoch, sagt der Landesrat.
Moosbrugger verweist auf Umweltleistungen
Beratungsleistung stellt etwa die Landwirtschaftskammer zur Verfügung. Deren Präsident Josef Moosbrugger bestätigt den VN, dass bei der Abholung der öffentlichen Gelder regionale Spielräume verstärkt genutzt würden. Die sogenannten “Top-Ups” im Umweltprogramm werden genutzt, “wo es nur möglich ist”. Moosbrugger berichtet: “Dazu zählen etwa jene für extreme Bergbauernhöfe, für die Alpwirtschaft und für besondere Biodiversitäts- und Naturschutzleistungen. Davon profitieren in unmittelbarer Folge auch Gesellschaft und Umwelt in besonderer Weise.”
Zudem gibt es besondere Anreize zur Umstellung auf Bio. “Diese wird mit Landesmitteln besonders unterstützt”, sagt der LK-Präsident. Während der Umstellung erhält der Betrieb zwar noch nicht die Bio-Erzeugerpreise, aber schon die Unterstützung, was die Umstellung erleichtert und einen Anreiz bietet. “Und anders als in anderen Bundesländern bekommen die Vorarlberger Bäuerinnen und Bauern auch dafür Geld, wenn sie besondere Leistungen im Sinne der Tiergesundheit über den Tiergesundheitsdienst erfüllen”, sagt Moosbrugger abschließend.