Für die kleinen Pflegeheime könnte es eng werden

Land stellt Tarifsystem neu auf und verknüpft Förderungen an Bedingungen. Auch Kleinheime sind zukünftig stärker gefordert.
Schwarzach In der Branche ist schon lange klar, dass etwas kommt. Schon seit Langem wird daran gearbeitet, ein neues Tarifsystem für die Pflegeheime in Vorarlberg aufzusetzen. Anfang des Jahres erhielten die Heime eine erste Prognoserechnung. “Die ist für die Kleinheime schlecht ausgegangen”, erinnert sich Martin Feurstein, Geschäftsführer des Sozialzentrums St. Josef. Allerdings habe man damals betont, dass es sich nur um eine Modellrechnung handle und die Verhandlungen noch laufen würden. Neun Monate später sind die Verhandlungen vorbei. Am Dienstag präsentierte Soziallandesrätin Martina Rüscher, flankiert von Gemeindeverbandspräsident Walter Gohm, die neuen Tarife samt Vorgaben für die Pflegeheime. Die Heime selbst können sich noch nicht dazu äußern – sie kennen die Details noch nicht.
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Für Heimbewohnerinnen und -bewohner sowie deren Angehörige ändert sich so gut wie nichts. Neu ist, dass sie die doppelte Pflegeeinstufung los sind. Die Pflegeheime übernehmen die Einstufungen nach dem Bundespflegegeld. Für die Heimbetreiber hingegen wird vieles neu. Die Landesregierung ändert das Abrechnungsmodell komplett. Aus vielen kleinen Förderungen wird ein einheitliches Tarifmodell, warb Rüscher für die Neuerung. Sie möchte zudem die Heime zu Änderungen in der Struktur motivieren – indem sie eine Förderung an Bedingungen knüpft.
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160 der 2370 Pflegebetten im Land stehen derzeit leer, ein Teil davon wegen Personalmangels. Da diese leeren Betten trotzdem Kosten verursachen, fördert das Land zukünftig auch diese Betten mit einem kleinen Betrag. Dafür müssen die Heime allerdings einiges tun. Sie sollen sich etwa um Schwerpunktsetzungen kümmern. Das bedeutet, dass für bestimmte schwere Fälle, wie Pflegebedürftige mit psychischen Erkrankungen oder Alkoholerkrankungen, Schwerpunktstationen geschaffen werden. Ein Heim muss mindestens sieben Betten für einen solchen Schwerpunkt schaffen, Heime können dafür aber auch kooperieren. Zudem müssen sie sich verstärkt der Digitalisierung widmen. Für die Digitalisierung ist außerdem eine Extra-Förderung vorgesehen – allerdings nur für zwei Jahre. Dann müsse in diesem Bereich vieles passiert sein, forderte die Landesrätin. Etwa im Bereich der Sprachdokumentation oder bei der Sturzprophylaxe.
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Zwei Jahre Zeit erhalten auch die kleinen Heime. In dieser Zeit erhalten Heime mit bis zu 36 Betten eine Sonderförderung, um sich an die neuen Tarife anzupassen und ihre Arbeit und Abläufe effizienter zu gestalten. Ein Beispiel laut Rüscher: Nicht jedes kleine Heim müsse sich eine eigene Pflegedienstleitung und eine eigene Geschäftsführung leisten. “Dieses Personal kann man sich auch teilen.” Alexandra Kargl, Chefin der Sozialabteilung im Land, denkt nicht, dass es deshalb weniger Heime geben wird. “Manche werden kooperieren, andere vielleicht von größeren Anbietern übernommen.”
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Das Sozialzentrum St. Josef ist eines dieser Heime. Dessen Geschäftsführer sieht bei der Effizienz wenig Potenzial. “Das ist generell schwierig. Wir sprechen ja nicht von einem Produktionsbetrieb, bei dem es um Stückzahlen geht. Sondern wir sprechen vom Dienst am Menschen.” Allerdings könne er sich noch nicht inhaltlich dazu äußern. “Wir kennen das Paket noch nicht, wir haben am 13. Oktober einen Termin im Landhaus und sind sehr gespannt.” Auch der Landesverband der Heim- und Pflegeleitungen Vorarlberg kann noch keine Auswirkungen abschätzen. Dem Verband fehle das Zahlenmaterial, heißt es. Man habe die Vorschläge und Bedenken deponiert und hoffe, dass sie berücksichtigt wurden. Man rechne in den kommenden Tagen mit den Details. Vereinsobmann Emanuel Jori lobt allerdings die Zusammenarbeit. “Die kann man nur hervorheben.” Rüscher betonte bei der Pressekonferenz, dass man nicht alle Wünsche der Heime erfüllen konnte, jetzt aber ein faires und ausgewogenes Paket präsentieren könne.
Gemeindeverbandspräsident Gohm hofft, dass durch die Änderungen auch die Kosten unter den Gemeinden gerechter aufgeteilt sind. Vor allem für jene, die selbst ein Heim betreiben, sei die Belastung derzeit groß, sagt er.