Petition gegen neue Musikdirektorin von La Fenice

Politik / HEUTE • 16:25 Uhr
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Gefordert wird ein “transparentes, leistungsbasiertes Auswahlverfahren, bei dem die künstlerische Gemeinschaft mit einbezogen wird”ANDREA PATTARO / AFP.

Beatrice Venezi soll musikalischen Leiterin des weltberühmten Theaters werden.

Venedig Der Widerstand gegen die Ernennung der italienischen Dirigentin Beatrice Venezi zur musikalischen Leiterin des weltberühmten Theaters La Fenice in Venedig wächst. Auf der Onlineplattform “Change.org” wurde eine Petition für die Rücknahme von Venezis Ernennung lanciert, die in Kürze über 10.000 Unterschriften gesammelt hat. Zu den Unterzeichnern zählen Orchestermusiker, Mitarbeitende des Theaters und Kulturschaffende. Gefordert wird ein “transparentes, leistungsbasiertes Auswahlverfahren, bei dem die künstlerische Gemeinschaft mit einbezogen wird”. Sie richten ihre Forderung unter anderem an Italiens Kulturminister Alessandro Giuli, an den Bürgermeister von Venedig und Präsidenten der Stiftung des Fenice-Theaters, Luigi Brugnaro, sowie an den Intendanten des Opernhauses, Nicola Colabianchi. Die Unterzeichner fordern die Anerkennung der offenen Kritik durch die Orchestermitglieder, die gravierende fachliche Einwände gegen Venezi äußern. Die Dirigentin sei nicht auf dem Niveau früherer Musikdirektoren des venezianischen Opernhauses, die über langjährige Erfahrung verfügt hätten. Sie habe bisher weder eine Oper noch ein Konzert im Spielplan von La Fenice geleitet.


Bemängelt wird, dass Venezis Ernennung ohne Konsultation mit Orchester, Chor und Mitarbeitenden getroffen und nur durch eine Pressemitteilung bekannt gegeben wurde. 300 Beschäftigte wehren sich gegen die Ernennung der Dirigentin. Sie drohen mit Streiks, Protestkundgebungen, Sit-ins sowie öffentlichen Aktionen in Venedig und darüber hinaus. Kern der Kritik bleibt, dass die Ernennung nicht auf künstlerischen Qualifikationen, sondern auf politischen Motiven beruhe. Dies stützt sich auf die Einschätzung zahlreicher Musiker und Kulturschaffender, die die international noch relativ junge Karriere der 35-jährigen Venezi als nicht ausreichend für eine Position dieser Bedeutung ansehen. Dies wird von Venezi bestritten. Sie habe bereits mit zahlreichen renommierten Orchestern gearbeitet, u. a. mit dem Tokyo Philharmonic Orchestra, der New Japan Philharmonic und dem Orchester der Mailänder Scala. Sie war zuvor Chefdirigentin des Orchestra della Toscana. Die Dirigentin gilt als gute Freundin von Regierungschefin Giorgia Meloni und war mehrfach bei Veranstaltungen der italienischen Rechten aufgetreten. Außerdem äußerte sie sich öffentlich zu Themen wie Kultur, Identität und Erziehung.