Wenn man sich nur noch über Social Media informiert

Politik / HEUTE • 16:01 Uhr
Maurice Shourot
Andrea Leiter ist Expertin für innovative Technologien und Recht an der Universität Amsterdam. ORF/Shourot

Fake News gibt es schon lange, nur verbreiten sie sich so schnell wie nie. Was dagegen getan werden kann und wie die Gesellschaft damit umgehen soll, war Thema bei einer Diskussionsrunde in Dornbirn.

Dornbirn Desinformation, Missinformation, Ente, Hoax, Falschnachricht – “Fake News” hat viele Namen. Das Phänomen ist nicht neu. Erfundene Geschichten, als Nachrichten getarnt, um einen Zweck zu erfüllen, gibt es schon lange. Neu ist, dass Falschnachrichten schnell, einfach und ohne menschlichen Urheber erstellt werden können; KI macht’s möglich. Welche Gefahren die neuen Technologien in dieser Hinsicht bringen, wie Schulen damit umgehen sollen und was das für den Journalismus bedeutet, haben Expertinnen und Experten im Rahmen des “Tags gegen Desinformation” im ORF-Landesstudio diskutiert.

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Zahlreiche Besucher bei der Diskussion über Fake News und den Umgang damit. ORF/Shourot

Wo wird man online vorwiegend mit Fake News konfrontiert? Alexander Wachter, Coach für Medienkompetenz, ortet mehrere Bereiche, in denen Fake News eine große Rolle spielen: zum Zweck der politischen Propaganda, für die Radikalisierung von jungen Menschen, und für die Monetarisierung, etwa als Werbung von Influencern, die mit Produkten Geld verdienen. Kinder sollten bereits in der Volksschule dafür sensibilisiert werden, sagt Wachter, der selbst Workshops an Schulen abhält. “Wichtig ist, dass man den Kindern keine Angst macht, sondern dass man ihnen die Möglichkeit gibt, sich davor zu schützen.”

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Die Diskussionsteilnehmer (v. l.): Alexander Wachter, Andrea Leiter und Michael Prock. ORF/Shourot

Gerade Kinder und Jugendliche seien sehr sensibel, auch weil sie emotionaler reagieren und die Erfahrung fehlt. Im Mobbingbereich müsse man darauf achten, dass Kinder und Jugendliche nicht zu Mittätern werden.

Einen anderen Schwerpunkt in ihrer Arbeit verfolgt Andrea Leiter, Expertin für innovative Technologien und Recht an der Universität Amsterdam. Der von Algorithmen gesteuerte Medienkonsum über soziale Medien führe zur raschen Verbreitung von Fake News. Jetzt komme noch die KI dazu, was eine große Verwirrung zur Folge hat. Die Blockchain-Technologie könnte zumindest mittelfristig Abhilfe schaffen, sagt die Expertin. Mittels Blockchain könnte der Urheber von Nachrichten unveränderbar festgestellt werden. Markieren etwa die VN ihre Nachrichten mit der Blockchain-Technologie, ist diese Nachricht für immer als VN-Nachricht zu identifizieren. Das wäre vielleicht eine kleine Lösung für die Zukunft. Wie also Einhalt gebieten? Leiter sieht bei der Infrastruktur Möglichkeiten, im Internet zu regulieren. “Das ist wie bei einer Brücke. Über deren Höhe kann ich festlegen, wie hoch die Fahrzeuge sein können, die durchfahren.” Ansonsten sei das Recht das falsche Instrument; auch weil nationales Recht auf internationale Technologie trifft.

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Fact or Fake? ORF/Shourot

VN-Politikchef Michael warnt ebenfalls davor, die Definitionshoheit von Wahrheit und Falschmeldung in die Hände von Regierungen zu legen. “Stellen Sie sich vor, Donald Trump macht das im Rahmen einer legitimierten Behörde.” Als Journalist sei man tagtäglich mit dieser Frage konfrontiert. Am Ende helfe eine gute und fundierte Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten sowie unabhängige und gut finanzierte Redaktionen.