Ein Viertel mehr Langzeitarbeitslose als vor einem Jahr

Politik / HEUTE • 16:13 Uhr
Ein Viertel mehr Langzeitarbeitslose als vor einem Jahr
Beim AMS sind ein Viertel mehr Langzeitarbeitslose gemeldet als vor einem Jahr. VN

Das sei auch ein gesellschaftliches Problem, sagen Experten. Sie fordern daher ein Recht auf Arbeit.

Bregenz Langzeitarbeitslosigkeit ist keine Randerscheinung. Rund 2000 Menschen in Vorarlberg sind schon länger als ein Jahr ohne Job. Damit ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen innerhalb eines Jahres um fast ein Viertel gestiegen. Clara Moder von “arbeit plus” und Simon Theurl von der Arbeiterkammer fordern mit Blick auf diese Zahlen deshalb ein Recht auf Arbeit.

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“Was ist die zweite Frage in Vorarlberg, wenn man jemanden kennenlernt? ‘Was arbeitest du?’ Da möchte man nicht antworten, dass man seit drei Jahren ohne Job ist. Langzeitarbeitslosigkeit ist mit Scham besetzt”, erzählt Harald Panzenböck, Obmann von “Arbeit Plus” Vorarlberg und Leiter der Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte. “Die Folge: Langzeitarbeitslose ziehen sich zurück.” Neben erhöhtem Armutsrisiko sind sie statisch stärker gefährdet, psychische Probleme wie Depressionen zu erleiden, verlieren das Selbstwertgefühl und isolieren sich sozial. Das Gesundheitsrisiko steigt, was wiederum im Gesundheits- und Sozialsystem zu höheren Kosten führt.

Ein Viertel mehr Langzeitarbeitslose als vor einem Jahr
Clara Moder von “Arbeit Plus” fordert bessere Rahmenbedingungen für ältere Menschen am Arbeitsmarkt. AK

Speziell ältere Menschen und bestimmte Berufsgruppen sind betroffen, wie Zahlen des AMS zeigen. Von den über 2000 Betroffenen waren 1500 davor im Dienstleistungssektor tätig, der Rest – bis auf wenige Ausnahmen – im Produktionssektor. Dabei trifft es vor allem Menschen aus der Beschäftigungskategorie “Hilfsberufe allgemeiner Art” mit 779 Menschen. Gefolgt von Händlern, Ein- und Verkäufern mit 177 Langzeitarbeitslosen und übrigen Büroberufen sowie Verwaltungshilfsberufen mit 173 Betroffenen. Überdurchschnittlich oft trifft es Menschen, die älter sind, führt Clara Moder aus. “Mit 50 oder 55 Jahren wird es sehr schwierig, etwas Neues zu finden. Die Rahmenbedingungen passen nicht und die Unternehmen sind nicht wahnsinnig bereit, diese Menschen einzustellen.” Menschen mit niedriger formaler Bildung würden sich besonders schwertun. Simon Theurl fährt fort: “Wir haben ein Marktversagen. Es gibt weniger Angebot als Leute, die Arbeit suchen und arbeiten wollen.” Auf 13.000 Arbeitslose würden 6000 freie Stellen kommen. Er fordert: “Die Politik muss den Fokus auf Langzeitarbeitslose richten. Jeder Mensch soll ein Recht auf einen guten, sinnstiftenden Job haben.” Arbeitslosigkeit sei kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. Deshalb brauche es das Recht auf Arbeit, was mit einer ausreichenden Finanzierung des AMS und dessen Projekten einhergehen müsse. Clara Moder betont zudem, dass man auch die sozioökonomischen Unternehmen weiterentwickeln müsse, da passiere aber jetzt schon sehr viel.

Langzeitarbeitslosigkeit werde nicht von alleine verschwinden, mit allen negativen Konsequenzen, betont Moder. Auch deshalb müsse man in der Politik wieder stärker in Richtung Vollbeschäftigung kommen.

Ein Viertel mehr Langzeitarbeitslose als vor einem Jahr
Simon Theurl fordert ein Recht auf Arbeit. AK