Betreuungspool bleibt erhalten: “Ich bin sehr froh, dass es weitergeht”

Nachdem die Connexia den Betreuungspool übernommen hat, steigen die Betreuungstarife. Dafür bleibt das Angebot gesichert, betont der neue Eigentümer.
Schwarzach Silvana Urlică arbeitet seit achteinhalb Jahren in Vorarlberg. Vier Wochen am Stück hier, dann fährt sie wieder vier Wochen nach Rumänien nach Hause. “Seit 13 Jahren bin ich in diesem Beruf”, erzählt die 24-Stunden-Betreuerin den VN. Seit Mitte 2020 arbeitet sie über Vermittlung des Vorarlberger Betreuungspools. Seit gestern weiß sie: Sie wird weiterhin dort unter Vertrag stehen. Nachdem der Betreuungspool vor dem Aus gestanden war, wechselt er die Betreiberorganisation und kann fortgeführt werden. “Ich bin sehr froh, dass es weitergeht. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Kolleginnen”, freut sich die 47-Jährige.
Im Jahr 2050 werden in Vorarlberg rund 450.000 Menschen leben. Mehr als ein Viertel davon wird 65 Jahre alt sein, derzeit ist es knapp ein Fünftel. Der Bedarf an Pflegeplätzen nimmt also zu, auch zu Hause. Mehr als 3000 24-Stunden-Betreuerinnen arbeiten in Vorarlberg, viele werden von einer der 23 Agenturen vermittelt. Der Betreuungspool ist eine davon. Er ist der einzige gemeinnützige Anbieter und der einzige, der öffentliche Förderungen kassierte. Bis im Juni dieses Jahres die Landesregierung mitteilte, die Förderung von rund 360.000 Euro pro Jahr zu streichen. Die 22 privaten Anbieter kritisierten diese Förderung regelmäßig, sie sprachen von Wettbewerbsverzerrung. Der Betreuungspool hingegen verwies darauf, dass er nicht gewinnorientiert arbeite und deshalb die Betreuung günstiger anbieten könne. Ohne Förderung sahen die Gesellschafter (Landesverbände des Mobilen Hilfsdienstes und dem Landesverband der Hauskrankenpflege) keine Möglichkeit mehr, die Gesellschaft fortzuführen. Den rund 862 Betreuten und deren Familien in 731 Haushalten teilte man mit, dass die Arbeit eingestellt wird.
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Es gab aber zwei Alternativen: Entweder ein privates Unternehmen übernimmt oder man findet doch noch eine Möglichkeit, dass der Betreuungspool erhalten bleibt. “Es haben sich einige Private beworben”, erinnert sich Wolfgang Rothmund von der Hauskrankenpflege. “Aber wir wollten, dass der gemeinnützige Betrieb erhalten bleibt. Darum haben wir uns entschieden, die Gesellschaft an Connexia zu übergeben. Aus unserer Sicht ist es die beste Lösung.” Sonst wäre der Betreuungspool am 1. Jänner in Konkurs gegangen.
Beim Land haben sich nach der Ankündigung gleich mehrere Interessenten gemeldet, sagt Landesrätin Martina Rüscher. “Darunter waren private Betreiber aber dann solche Private, die eine gemeinnützige Tochtergesellschaft bilden wollten.” Man habe alle abgelehnt, weil zunächst der Betreuungspool selbst verhandeln wollte. Offenbar soll das Rote Kreuz ein Interessent gewesen sein, daraus wurde aber nichts. Daraufhin habe das Land die Organisationen noch einmal kontaktiert und dem früheren Betreiber vermittelt. Nun ist es die Connexia geworden, freut sich Rüscher.
Der Betreuungspool wird als Tochtergesellschaft weitergeführt, berichtet Connexia-Geschäftsführer Martin Hebenstreit. “Wir hoffen, dass sich die Situation jetzt beruhigt. Alle haben jetzt Klarheit.” Durch die Gemeinnützigkeit bleibe gewährleistet, dass man die Betreuung günstiger anbieten könne als die private Konkurrenz. “Aber wir müssen die Vermittlungs- und Servicepauschale anheben, um kostendeckend arbeiten zu können”, fährt Hebenstreit fort. Zwar könne durch Synergieeffekte schon ein Teil eingespart werden, weil manche Arbeiten selbst erledigt werden können, anstatt sie auszulagern. Allerdings wird der Kostenbeitrag auf 200 Euro pro Monat angehoben – von bisher knapp unter 1000 Euro pro Jahr, rechnet Hebenstreit vor. “Es wird teurer. Aber wir versuchen, am unteren Rand zu bleiben und sind überzeugt, den Betreuungspool damit in eine gute Zukunft führen zu können.”
Der Betreuungspool muss als eigenständige Organisation geführt werden. Er darf zwar auf Ressourcen wie Räume von Connexia zurückgreifen, muss dies aber bezahlen, betont Landesrätin Rüscher. Vor der Übernahme habe man das Minus des Betreuungspools mit einer Sonderförderung noch einmal ausgeglichen, der Neubeginn startet mit einer Null. Und ohne weitere Förderung.

Der alte und neue Geschäftsführer des Betreuungspools heißt Manfred Kräutler. Auch er ist erleichtert: “Diese Lösung ist besser, als aufzuhören.” Die Politik ist ebenfalls froh. SPÖ-Abgeordnete Manuela Auer spricht von einem wichtigen Schritt, um die Gemeinnützigkeit in der Betreuung zu erhalten. Auch die grüne Abgeordnete Christine Bösch-Vetter hält fest, wie wichtig die Gemeinnützigkeit sei.
Zur Freude von Silvana Urlică und der Bludenzer Familie, bei der sie seit fünfeinhalb Jahren arbeitet. Sie sei früher bei anderen Agenturen gewesen, beim Betreuungspool habe sie die beste Erfahrung gemacht. Und die Tagessätze seien auch etwas höher. “Ich bin sehr zufrieden.”