Vom Asylwerber zum Bauhof-Mitarbeiter

Politik / 23.12.2025 • 15:23 Uhr
Vom Asylwerber zum Bauhof-Mitarbeiter
Amir Khan Haidari flüchtete 2015 nach Österreich. 2016 arbeitete er gemeinnützig für Lauterach.Lauterach

Land zieht positive Zwischenbilanz über Vorarlberg Kodex. Auch Amir Khan Haidari aus Afghanistan hat von der Möglichkeit, gemeinnützig zu arbeiten, profitiert.

Lauterach Amir Khan Haidaris Integration kann wohl als mustergültig bezeichnet werden: Der 53-Jährige aus Afghanistan, der vor den Taliban aus seiner Heimat flüchtete, kam 2015 nach Vorarlberg. Zunächst, ab 2016, arbeitete er gemeinnützig für die Marktgemeinde Lauterach am Bauhof. Nachdem sein Asylverfahren positiv abgeschlossen war, wechselte er in eine Teilzeit-, später in eine Vollzeitbeschäftigung. Der Afghane kümmert sich vor allem um Gartenarbeiten, etwa Rasenmähen und -pflegen, sowie Beete in Schuss halten. Zwischenzeitlich machte er noch den Führerschein. Bürgermeister Elmar Rhomberg (ÖVP) und Bauhof-Betriebsleiter Markus Wirth sind voll des Lobes für Amir Khan Haidari, der gemeinsam mit seiner Familie in Lauterach wohnt.

Khan Haidari hat von der Möglichkeit, während seines Asylverfahrens gemeinnützig zu arbeiten, profitiert. Mittlerweile verpflichtet die Landesregierung alle Asylsuchenden zu einer solchen Tätigkeit: Vor eineinhalb Jahren trat der Vorarlberg Kodex in Kraft. Mit ihrer Unterschrift erklären sich die Menschen dazu bereit, gemeinnützig zu arbeiten und an Werte- und Deutschkursen teilzunehmen. Wenn sie das nicht tun, drohen seit Oktober Sanktionen.

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Der für die Asylagenden zuständige Landesrat Daniel Allgäuer (FPÖ) zieht zu Jahresende eine erste positive Bilanz. Die Stunden an gemeinnützig geleisteten Tätigkeiten nahmen im Vergleich zum Vorjahr zu, der Anteil verdoppelte sich sogar, obwohl seit 2023 weniger Menschen nach Vorarlberg gekommen sind. Als Beispiele für gemeinnützige Beschäftigungsmöglichkeiten in den Gemeinden nennt der Landesrat den Auf- und Abbau bei Veranstaltungen, Friedhofspflege, Mithilfe bei Nachbarschaftsfesten, Unterstützung in Sozialzentren, Schulküchen oder organisatorische Tätigkeiten.

Vom Asylwerber zum Bauhof-Mitarbeiter
Asyllandesrat Daniel Allgäuer zieht eine positive Zwischenbilanz. VN/Steurer

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Für die Caritas hat sich mit dem Vorarlberg Kodex nicht viel geändert, teilt Michael Rünzler, Leiter der Flüchtlingshilfe, den VN mit. Die Organisation wickle schon seit mehr als zehn Jahren Beschäftigungsprojekte und Deutschkurse im Auftrag der Landesregierung ab. Er betont: “Die gemeinnützige Tätigkeit ist insbesondere für neu angekommene geflüchtete Menschen eine sehr geschätzte Möglichkeit, erste Schritte der Integration zu gehen.” Je länger sie in Vorarlberg seien, desto besser würden die Sprachkenntnisse und es könnten sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben. Viele Asylwerbende nähmen nach einiger Zeit mit einer Beschäftigungsbewilligung des AMS eine reguläre Arbeit an.

Lauterach Amir Khan Haidari
Khan Haidari ist nun Vollzeit bei der Gemeinde angestellt.

Mit der Verpflichtung zur Tätigkeit mussten Land und Gemeinden Tätigkeitsfelder schaffen. Dies dürfte gelungen sein. Rünzler betont: “Einige weitere Aufträge wären begrüßenswert, aber eine deutliche Ausweitung des Angebots ist derzeit nicht erforderlich.” Die Frage, ob Asylsuchende gemeinnützige Arbeit auch schon verweigert haben, verneint er. “Kategorische Ablehnung von Tätigkeiten ohne Gründe sind uns bislang nicht bekannt.” Es sei zwar schon vorgekommen, dass Personen einzelne Einsätze aus persönlichen Gründen ablehnten, dafür aber andere übernähmen.

Bürgermeister Elmar Rhomberg ist zurück im Amt
Bürgermeister Elmar Rhomberg sieht eine Art Schnuppermöglichkeit. VN/Rhomberg

“Wir haben immer wieder Bedarf”, sagt Lauterachs Bürgermeister Rhomberg über gemeinnützige Tätigkeiten in seiner Gemeinde. Er spricht von einer Art Schnuppermöglichkeit – mit dem Potenzial für mehr, sollten die Umstände passen. “Wir hatten auch schon Fälle, wo die Zusammenarbeit nicht so gut funktioniert hat.” Zwei Personen, die sich als besonders verlässlich erwiesen hatten, konnten mit positivem Asylbescheid in der Tasche regulär beschäftigt werden. Einer davon ist Amir Khan Haidari.

Derzeit beziehen 2129 Personen Leistungen aus der Grundversorgung, davon sind 976 Asylwerbende und 1153 Kriegsvertriebene aus der Ukraine, die einen Sonderstatus haben, den Vorarlberg Kodex nicht unterzeichnen müssen und im Unterschied zu Asylsuchenden auch regulär arbeiten dürfen. Zum Vergleich: 2024 befanden sich 2847 Menschen in der Grundversorgung, davon 1404 Asylwerberinnen und Asylwerber und 1443 Kriegsvertriebene.