Kleine Abenteuer am großen Fluss

Reise / 19.09.2014 • 12:11 Uhr
Je nach Wassertiefe fährt das Boot eine bis zwei Stunden bis zum Indio-Dorf. Fotos: lädtke
Je nach Wassertiefe fährt das Boot eine bis zwei Stunden bis zum Indio-Dorf. Fotos: lädtke

am Wochenende in Shorts und Schlappen zurück, entspricht deren Erscheinung so gar nicht einem fotogenen Klischee vom Ureinwohner.

Motive finden Touristenkameras jedoch in der guten Stube des Dorfes, der Versammlungshütte. Mädchen servieren zu Tilapia-Fisch in Palmenblätter gewickelte Kochbananen. Dann herrscht Stille. Häuptling Johnson ergreift das Wort, berichtet vom Leben und der Kultur seiner Gemeinschaft. Den athletischen Körper des 38-jährigen zieren lila-schwarze Schlangenmuster und gemalte Motive aus Träumen. In einer Ecke lassen sich Touristinnen mit geheimnisvollen Zeichen schmücken. Die Farbe wird aus der Frucht des Jagua-Baums gewonnen.

Weil im Naturschutzpark jagen und das Anlegen von Feldern untersagt ist, verdient sein Stamm Geld mit dem Verkauf von handgefertigtem Schmuck, Stickereien und Figuren. Neben dem Holzverschlag mit Souvenirs hat die Regierung eine kleine Schule gebaut. Kinder lernen dort die Emberá-Sprache, Spanisch und Rechnen. Er selbst sei Medizinmann wie auch Lehrer, sagt Johnson stolz. Sein Vater habe ihm die uralten Heilkräfte des Urwalds verraten. Heute wisse er, bei welcher Krankheit oder Verletzung von welchen Pflanzen die Blätter und Säfte auf Stirn und Wunde gehören. Schrilles Klingeln unterbricht jäh die Schilderungen des Häuptlings. Johnson zeigt über den Dorfplatz zu einer Telefonzelle. Für einen Besuch bei den Emberá nutzen Touristen den heißen Draht und werden mit dem Einbaum abgeholt. Dann lächelt der Indianer weise. „Wir sind durch das Tor der Zivilisation getreten, hinter dem unsere Zukunft liegt.“

Auf dem Fluss nähert sich langsam ein schwarzer Punkt. Bald wird eine Schar Japaner mit weißen Sonnenschirmen wie ein Tsunami das friedliche Dorf überfluten, Fotos machen, viele Andenken kaufen und wieder verschwinden. Wenn das keine gute Nachricht ist.

Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Jede Menge Kultur und Geschichte in Rom.