Stille Wanderungen auf Madeira

Reise / 05.06.2015 • 11:35 Uhr
Die portugiesische Insel ist berühmt für ihre eindrucksvolle Blumenpracht. Fotos: shutterstock (7)
Die portugiesische Insel ist berühmt für ihre eindrucksvolle Blumenpracht. Fotos: shutterstock (7)

sind so wenig zuverlässig wie der Wetterbericht auf Madeira. Farne, Moose, feinzerstäubter Nebel – der Brautschleier des Risco-Wasserfalls rauscht in mehreren Etappen 220 Meter über den Fels. Wie meterlanges Haar von Feen wogt hängendes Gras in der senkrechten Wand. Es scheint zu dampfen, aber es sind doch nur Wasserschleier. Das Wetter wechselt im Minutenrhythmus. Gerade noch war die Feuchtigkeit mit Händen zu greifen, da huschen schon wieder Sonnenstrahlen über die Farne wie ein Insektenschwarm. „Was meinst du, was das ist?“ Guide Oliver hat an einem mannshohen Strauch angehalten. Er lacht: „Heidelbeeren. Die wachsen hier etwas höher als in Deutschland.“ Auch Löwenzahn wird im Pflanzenparadies Madeira bis zu zwei Meter hoch. Oliver kennt jedes Blatt beim Namen: den Laurisilva natürlich, die Lorbeerart, die es nur hier und auf den Kanaren gibt; auch das Heidekraut, aus dem hier windschiefe, knorrige Bäume werden. Der Weg wird breiter, führt in den dunklen Talschluss zur „Madre del Agua“. Ein beeindruckender Felskessel markiert den Beginn der Levada. Im Halbrund rieseln die Wasserfälle in ein natürliches Wasserbecken, türkisgrün schimmert das Nass unter einem rostroten Felsüberhang hervor. Ob es wirklich „Vinte e cinco Fontes“, 25 Wasserfälle, sind? Egal. Einen prächtigen Platz fürs Picknick bieten die rundgeschliffenen Felsen unter riesigen Farnblättern allemal. Und dazu singt auf einem Ast tatsächlich ein winziger Kanarienvogel. Eine gute Stunde nach dem Picknick: Der Tunnel ist erreicht. Oliver teilt Taschenlampen aus. Die Schritte hallen. Albinospinnen soll es darin geben, hatte er versprochen. Doch die sind der Gruppe heute offenbar nicht gewogen, es zeigt sich keine. Auf der anderen Seite strahlt dafür die Sonne, tief unten liegt das Meer, und wie bestellt liegt am Weg ein flaches Stück Fels, auf den sich alle setzen, um den Blick in sich aufzusaugen.

Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen.