Goldgelber Barock im Mittelmeer

Ehescheidung legalisierte – kein Problem mehr. Jobs hat Jörg genug: „Hier gibt es eine Menge Leute mit Geld.“ Die Malteser seien geschäftstüchtig. Neben den Touristen bringen Onlinekasinos und Internetwettbüros Einnahmen. Die weltweite Finanzkrise hat die Wirtschaft kaum belastet.
Barocke Stadt vom Reißbrett
Valletta wurde im 16. Jahrhundert von den Johannitern auf einem Felsen am Meer komplett neu und in reinem Barock gebaut. Klar, dass in dem Weltkulturerbe, das 2018 Europäische Kulturhauptstadt sein wird, die schnurgeraden, rechtwinkelig angeordneten Gassen für Autos zu schmal sind. Südlich erstreckt sich der Grand Harbour, eines der größten natürlichen Hafenbecken der Welt. Fast jeden Tag läuft ein Kreuzfahrtschiff ein oder aus. Gegenüber liegen die „Three Cities“, die Drei Städte, alle älter als Valletta. In Valletta türmen sich die Stockwerke mancher Häuser sechs und sieben Etagen übereinander. Platz ist kostbar. An den goldgelb schimmernden Fassaden kleben blaue, grüne, rote und braune Loggien aus Holz. Im Zweiten Weltkrieg bombten deutsche und italienische Flieger das damals britische Valletta in Schutt und Asche. Nach 1945 bauten die Malteser ihre Hauptstadt originalgetreu wieder auf. Der Unterschied zwischen den alten und den nachgebauten Häusern ist kaum zu sehen.Im stuckverzierten Bau der Außenhandelskammer eröffnet ein Künstler gerade eine Ausstellung: Antony Spagnol. Aufgebrezelte Vernissagengäste stehen vor seinen bunten, vor Lebenskraft strotzenden Werken. Abstrakte Kunst sei für die meisten seiner Landsleute eine „völlig fremde Sprache“, so der Maler. Sein Geld verdient er als Restaurator. Leben könne man hier nicht von der Kunst. „Wir sind zu klein und zu konservativ, trotz aller modernen Kommunikationsmittel.“ Jeder Zweite gehe regelmäßig in die Kirche, mehr als anderswo in Westeuropa. Die Leute, erzählt der Künstler, „haben Angst, ihre Identität zu verlieren“ . . .
Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Kulinarische Hochgenüsse in Nordirland.